Bildungspolitische Illusionen/Leistung
FG Bildungspolitik - Bildungspolitische Illusionen |
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Nach W. Brezinka wird Leistung als "mit Anstrengung verbundene Erfüllung bestimmter Anforderungen" verstanden. (Das Originalzitat habe ich im Moment leider nicht griffbereit - meine Wohnung ist zu klein für viele Regale und im Keller stehen etwa 40 Meter Bücher - immernoch in Umzugskartons...)
Erfüllung bestimmter Anforderungen...
WER fordert? Und vor allem, WER bestimmt?
Ist Selbstbestimmung auch legitim? Sogar in Deutschland?
Oder muss es Fremdbestimmung sein? Und falls ja - gilt das nur in den Schulen? Oder auch für das Leben, auf das sie ja angeblich vorbereiten sollen?
Ist "Leistungsbewusstsein" also nur ein netteres Wort für "Hierarchie-Bewusstsein" oder "Untertanen-Mentalität"?
Aber gut. Vielleicht dramatisiere ich die Dinge zu sehr. Und "unterrichten" klingt sicher nur rein zufällig nach "unter" und "richten". LehrerInnen sollen SchülerInnen ja nicht wirklich "richten". Sondern "beurteilen". Unter anderem. Und unter andere. Auch in einer Klasse muss man ja unterscheiden können. Wer gut ist und wer schlecht. Und wer später im Berufsleben oben und wer weiter unten steht. Und wer dann über die Anforderungen an andere bestimmen darf...
Wer diesen Leistungsbegriff hochhält, wird "Leistung" zu schätzen wissen. Die Leistung eines guten Schülers verdient besondere Anerkennung. Weil Leistung an sich ja gut ist. Die Leistung eines guten Handwerkers, eines guten Arztes, eines guten Profikillers, eines guten "Mauerschützen" oder eines guten KZ-Aufsehers. Solange sie sich erfolgreich anstrengen, die von wem auch immer bestimmten Anforderungen gut zu erfüllen.
Hm... diese Haltung wäre wohl typisch deutsch.
Vielleicht ist nicht jede Erfüllung bestimmter Anforderungen wirklich wünschens- und schätzenswert. Vielleicht ist manchmal sogar die bewusste Nichterfüllung fremder Anforderungen die bessere Wahl.
Mitdenken. Mitreden. Mitbestimmen. Und nicht immer gleich blind Erfüllungsgehilfe sein...
Vielleicht brauchen wir einen "kritischeren" Leistungsbegriff. Der im Einzelfall sogar mal eine reflektierte "Leistungsverweigerung" als schätzenswerte "Leistung" begreift. Und anerkennt, dass "mehr" nicht immer auch wirklich "besser" meint.