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Mail von Wilm vom 04.03.2012 auf der Verwaltungsliste

Hallo Verwalter,


in der letzten Zeit gab es viel Bewegung, viele Missverständnisse und viel Kritik. Unter anderem wurde unsere fehlende Kommunikation bzgl. der neuen Verwaltungssoftware kritisiert. Diese Kritik nehmen wir natürlich an und versuchen Abhilfe zu schaffen. Jedoch ist der Aufwand für Kommunikation sehr hoch, da alles immer im Fluss ist, schwer zu verorten ist, und die Lage z.T. sehr unübersichtlich sein kann.


Aber einen fundamentalen Punkt haben wir vergessen immer und immer wieder zu kommunizieren: Warum tun wir das alles überhaupt, und warum in dieser Form. Den Leuten in der Bundesverwaltung sind diese Punkte natürlich klar, genauso vielen LandesGensSeks und Landesschatzmeistern. Jedoch bei weitem nicht allen, wie wir immer wieder aus Gesprächen heraushören, und natürlich nicht bei den vielen Neuen, die in den letzten Monaten zu uns gestoßen sind. Aus diesem Grund fassen wir dies in dieser Mail noch einmal zusammen.


Der erste entscheidene Punkt ist, dass wir bis vor 2 Monaten überhaupt keine zentrale Finanzbuchhaltung hatten. Jeder Schatzmeister hatte seine eigene Excel-Listen-Lösung, seine eigene Arbeitsplatzlösung, sein eigenes System. Zum ersten Mal in der Geschichte der Partei sind wir in der Lage alle Schatzmeister in einem System zu vereinen. Ein Sachstand der längst überfällig war.


Zum zweiten, und dies ist der entscheidene Punkt, sind wir in der Lage die Mitgliederdaten und die Schatzmeisterei in einem System zu vereinen. Beide Seiten müssen z.T. gegenseitig aufeinander zugreifen. Die Schatzmeister müssen Mitglieder (vor allem die Mitgliedsnummer) sehen können um z.B. Spenden oder Mitgliedsbeiträge korrekt buchen zu können. Die GenSeks müssen z.B. den Bezahlstatus sehen um akkreditieren zu können. Im Civi beispielsweise mussten die Schatzmeister eigene Listen führen um dies abzubilden und der GenSek musste Listen exportieren und importieren damit beide Seiten zumindest halbwegs up to date waren. Ergo mussten beide Seiten z.T. doppelt geführt werden. Dies war nicht nur aufwendig, sondern vor allem fehleranfällig. Wenn man jede Woche 2 Listen mit Mitgliederdaten schicken musste, sind Fehler, und z.T. auch grobe Fehler, vorprogrammiert. Mit einem zusammengefassten System entfallen diese Aufgaben.


Ausserdem mussten wir über die vergangenen Jahre mit vielen Fehlern und Problemen im CiviCRM leben, die abgeschafft werden mussten. Wir erinnern nur an die nicht vorhandene Möglichkeit der Report-Erstellung, an den Fehler mit den Spracheinstellungen die verschiedene Tabellen erzeugt haben, an die vielen Probleme des CSV-Imports (ich erinnere daran, dass einer der letzten Imports das CRM für mehrere Tage lahm gelegt hat), ich erinnere an das Flag-Wirrwarr welches durch die unzähligen Imports entstanden ist, ich erinnere an die Hacks die mit dem CSV-Import möglich waren, ich erinnere daran, dass echte Massenmails im Civi erst nach vielen Jahren ermöglicht wurden. Natürlich hatte das Civi auch Vorteile, aber die "dienstälteren" GenSeks werden sich an die vielen kleinen und großen Fehler des Systems erinnern.


Weiterhin mussten vor allem in der Schatzmeisterei viele Misstände behoben werden was wir nur mit einer richtigen Finanzbuchhaltung leisten können. Die Beiträge können jetzt automatisiert auf die einzelnen Gliederungen verbucht werden. Es ist keine Extra-Tabelle mehr notwendig, wie viel an den Bund oder an den Kreisverband zu überweisen ist. Es muss nicht mehr aus einer extra Liste die Mitgliedsnummer herausgesucht werden, sondern sie ist jetzt im System. Es ist keine Abstimmung mit dem GenSek mehr erforderlich, ob neue Mitglieder schon angelegt wurden, man sieht es gleich.


Es können jetzt Budgets verwaltet werden und Spenden für Kampagnen gebucht werden, ohne dass die nächste Excel-Tabelle nebenbei geführt werden muss. Die Schatzmeister können mal eben schnell eine Liste erstellen, um die bereits angefallenen Kosten zu ermitteln und zu kommunizieren.


Was auch noch sehr wichtig ist, Spendenbescheinigungen werden automatisiert erstellt, ohne dass man lange suchen muss, wie oft ein Mitglied denn wieviel gespendet hat. Die für den Gesamtrechenschaftsbericht erforderliche Gesamtzuwendungsliste kann jetzt auf einen Schlag erstellt werden, ohne dass der Steuerberater die Daten aus 120 Gliederungen (Stand 31.12.2010) zusammensuchen muss. Das spart uns viel Zeit und Geld, die wir in das neue System investiert haben.


Auslagenerstattungen werden gebucht und anschliessend kann sofort die Überweisungsliste erstellt und an die Bank geschickt werden, damit ihr nicht so lange auf Eure Erstattungen warten müsst.


Aber nicht nur die Schatzmeister gilt es zu entlasten. Auch auf der GenSek-Seite ist viel Optimierungspotential über die Jahre hinweg verschwendet worden. Ein wichtiger Punkt ist oben angesprochen worden. Wie ihr selbst wisst, ist eine der aufwendigsten Aufgaben immer die Erstellung der Akkreditierungsliste für die jeweiligen Parteitage. Da die Buchungen im System geführt werden, ist die Erstellung einer solchen Liste sehr einfach, was die GenSeks deutlich entlasten wird. Die GenSeks müssen sich überhaupt nicht mehr um die Bezahldaten kümmern, was natürlich ein großer Vorteil ist. Vor allem aber müssen keine Excel-Listen mehr gegeneinander gematcht und durch die Gegend geschubst werden.


Ein Punkt der uns von Anfang an sehr am Herzen lag war auch die automatische Bearbeitung vom SEPA-Lastschriftverfahren. Die Bezahlquoten sind, wie ihr wisst, z.T. nicht wirklich gut bzw. weiter steigerbar. Viele Mitglieder vergessen einfach zu bezahlen und wären froh über eine automatische Variante. Manche größere LVs haben SEPA-Lastschrift für sich abbilden können, jedoch weder der Bund noch kleinere LVs. Um hier eine zunkunftsfähige Möglichkeit des automatischen Einzugs zu haben, brauchen wir eine maschinelle Unterstützung dafür, was die bisherigen Lösungen nicht erreichen konnten.


Ein weiterer Punkt ist die Arbeitserleichterung für die Rechenschaftslegung. Dies umfasst zum einen natürlich unsere Arbeit, aber auch die der externen Rechnungsprüfer. Hier wurden wir auch schon angemahnt, dass wir für die Zukunft eine richtige Finanzbuchhaltung benötigen, die unsere Struktur hierarchisch abbilden kann. Zum einen können so die Schatzmeister der übergeordneten Gliederung unter dem Buchungsjahr die Buchungen einsehen und Fehler frühzeitig erkennen und ggf. ausmerzen. Zum anderen können wir so überhaupt gliederungsübergreifendes Monitoring und Reporting machen, ohne, dass die Arbeitsbelastung für die Verwalter steigt. Und zuletzt können die Rechnungsprüfer auch unter dem Jahr ihrer Aufgabe nachkommen. Dies alles spart nicht nur Nerven und Zeit, schlussendlich spart uns dies auch Geld!


Bisher haben die einzelnen Gliederungen jeweils ihre Excellisten an den Buchhalter/Steuerberater geschickt. Dort wurden die Buchungen geprüft und anschliessend in Datev eingespielt. Bei Datev fallen jedes Jahr Gebühren an. Pro Gliederung muss ein Mandant eingerichtet werden und jeder Mandant kostet Speichergebühren in Höhe von 20 Euro. Hinzu kommen Lizenzgebühren in Höhe von 1.500 Euro. Diese Gebühren werden wir ab 2013 sparen. Auch den größten Teil der Aufwendungen für den Buchhalter (2010: 43.800 Euro) und die Steuerberaterin (2010: 9.400 Euro nur für den Bund) werden wir einsparen. Schon damit sind die Anschaffungskosten für die von uns ausgesuchte Software nach aktuellem Stand innerhalb von 3 Jahren eingespart.


Vielfach kommt der Hinweis, dass eine "billige" Software doch auch ausgereicht hätte. Es gibt 3 Arten von Buchhaltungssoftware: Die günstige für den Einzelkämpfer, der damit ein paar Konten bebucht, Geld erhält und Geld bezahlt. Die kommt für uns nicht in Frage, weil wir damit keine konsolidierten (=Zusammenführung der Kreisverbände mit ihrem Landesverband und Landesverbände mit dem Bund) Rechenschaftsberichte erstellen können, die von der Bundestagsverwaltung gefordert werden. Wir müssen bis zu 5 Stufen abbilden können: Bund, LV, BzV/RV, KV, SV, OV. Das kann keine der "billigen" Software. Dort können wir auch keine Berechtigungen einrichten, damit der Kreisverband seine Mitglieder sieht und der Landesverband seine ganzen Mitglieder sieht. Dann gibt es eine mittlere Art von Buchhaltungssoftware, die für unsere Bedürfnisse ausreicht und teure Software, die wir uns zum jetzigen Zeitpunkt finanziell nicht leisten können.


Der Wirtschaftsprüfer fordert von uns ein nachvollziehbares Rechnungswesen, wo jederzeit protokolliert wird, wer wann was gemacht hat. Ausserdem dürfen Buchungen nicht mal eben veränderbar sein. Wenn man Mist gebucht hat, muss man das mit einer Storno-Buchung wieder rückgängig machen. All dies erfordert eine Prüfung der Programmierung der Software, auch Zertifizierung genannt. Die von uns gekaufte Software hat dieses Zertifikat. Deshalb müssen wir kein zusätzliches Geld ausgeben, damit ein Wirtschaftsprüfer feststellt, ob die Programmierung die buchhalterisch vorgeschriebenen Buchungen korrekt einbucht, um dieses Zertifikat zu erhalten.


Und alles in allem konnten wir so natürlich auch den administrativen Aufwand minimieren, da wir nun ein einheitliches System haben welches zentral administriert wird und zentral dokumentiert werden kann.


Obige Gründe gelten in ihrer Konsequenz und Notwendigkeit vor allem für das Jahr 2013, ein Jahr in dem wir eine Bundestagswahl haben. Die Anzahl der Buchungen, die Anzahl der Kampagnen wird gegenüber 2012 massiv steigen, was wir mit allen Mitteln des Jahres 2011 nicht mehr stemmen können. Wir mussten dieses System ASAP an den Start bringen, was aufgrund der kurzen Zeit die uns zur Verfügung stand nur 2012 möglich war. Wir haben mit diesem System in die Zukunft investiert.


Natürlich gibt es auch Nachteile mit dem neuen System. Zum einen gibt es technische Punkte, wie die Notwendigkeit Windows-Server einzusetzen, was den administrativen und finanziellen Aufwand für uns erhöht. Und natürlich ist eine solche Umstellung, vor allem in der Kürze der Zeit und Beschränktheit unserer Resourcen, immer schwierig. Und vor allem wissen wir, dass sich viele mit den Beschränkungen der alten Systeme zurecht gefunden und ihre Lösungen für die Erweiterung gefunden haben. Und natürlich müssen ähnliche Lösungen für ähnliche Probleme gefunden werden, da das neue System viele Probleme lösen wird (z.B. eben die Akkreditierungslistenerstellung) aber auch neue erschaffen wird. Dies war uns klar, sodass wir das System nicht erst 2013 an den Start bringen konnten. Und natürlich kamen mit der Umstellung einmalige, aber auch periodische, Kosten auf uns zu, die natürlich für unser kleines Budget hoch wirken. Wir sind aber fest davon überzeugt, dass sich diese Investition in Geld, aber auch menschlicher Arbeitskraft, rentieren wird.


Alles in allen hoffen wir, dass wir die Entscheidung, die die Schatzmeister und Generalsekretäre in Erfurt getroffen haben, noch einmal erklären konnten. Wir wissen, dass die Umstellung schmerzhaft war und schmerzhaft werden wird.


Wir sehen aber die Notwendigkeit der Umstellung und setzen alles daran es für alle so einfach und schmerzlos wie möglich zu machen. Nur zusammen können wir unserer Partei ein Rückgrad geben, welches die riesige Aufgabe des Bundestagswahlkampf 2013 und der vielen kommenden Landtagswahlkämpfe stemmen kann um die wahlkämpfenden Piraten eine optimale Ausgangslage zu geben um die Politik in diesem Land nachhaltig zu ändern.


Viele Grüße


Rene, Wilm und die Bundesverwaltung