Benutzer Diskussion:Trailerteaser

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Fragen zur Kandidatur

Hast Du schon einmal ein Amt in einer Partei (inkl. Piraten) übernommen?

Nein, bisher habe ich nur ein Mandat im Senat einer Universität erfüllt.


Welche Auswirkungen hat die von dir betonte prognostizierte Technische Singularität heute bereits bei folgenden Themen: Bildung, Kinder, Umweltschutz, Integration, Bürgerrechte?

Eine interessante aber ziemlich komplexe Frage deren Antwort einer kurzen Einleitung bedarf, da hier mehrere Bereiche aus verschiedenen Disziplinen stark ineinandergreifen, die eigentlich einiges Grundlagenwissen voraussetzen.

Ich werde es trotzdem versuchen den Sachverhalt möglichst kompakt darzustellen:

Zunächst wirkt sich die technologische Singularität natürlich heute nicht unmittelbar auf die angesprochenen Punkte aus. Wir haben jedoch in den kommenden Dekaden die Möglichkeit, einen nie da gewesenen Reichtum zum Wohle aller zu generieren, wenn wir rechtzeitig beginnen mit grundlegenden Reformen unsere heutige Art und Weise des gemeinsamen Miteinanders umzugestalten. Hierbei werden natürlich die angesprochenen Punkte in erheblichem Maße beeinflusst. Um den Zusammenhang zu verstehen, muß man sich vergegenwärtigen, dass der Weg zur technologischen Singularität eng mit einem dramatischen Anstieg der Maschinen-Produktivität zusammenhängt. Unabhängig von einem Eintreten der technologischen Singularität wird hierdurch unser Gesamtwohlstand immer stärker wachsen. Zugleich werden wir uns jedoch von der Idee verabschieden müssen, dass genügend abhängige Beschäftigung, wie wir sie heute kennen, für alle da sein wird. Die Schlüsselfrage wird also sein, ob und wie alle Teilnehmer der Gesellschaft am vorhandenen Reichtum partizipieren können. Es ist also falsch ein Recht auf Arbeit einzufordern - wir brauchen ein Recht auf Einkommen.

Da unsere "gewachsenen" Systeme teilweise auf präindustriellen Bedingungen aufbauen (Steuersystem auf Selbstversorgung) oder aus zwangsweisen Umständen entstanden sind (Rentensystem im Umlageverfahren nach dem 2. Weltkrieg) werden wir diese komplett neu denken müssen. Einen Grundsockel wird das bedingungslose Grundeinkommen darstellen.

Die Finanzierung wird problemlos möglich sein, wenn wir bereit sind, genügend alte Zöpfe abzuschneiden. Langfristig sind dazu alle heute bestehenden Steuerarten in eine einzige, nämlich eine Konsumsteuer, zu transformieren, da bereits heute, ohne das es jedem auf den ersten Blick ersichtlich ist, alle Steuern im Konsum münden. (Wen der ökonomische Hintergrund interessiert, kann mich gerne gesondert fragen, das sprengt hier jeden Rahmen)

Da die nötigen Umbauten unserer Systeme derart fundamental sein werden, wird der Weg dorthin ein längerer sein. Aufgrund der hohen Latenz der berührten Prozesse (z.B. Demografie) wird es auf dem Weg zu den notwendigen Transformationen jedoch Punkte geben an denen eine Korrektur von verpassten Änderungen nicht oder nur unter Inkaufnahme von großen Nachteilen möglich sein wird.

Was werden die Resultate sein, wenn wir diesen Weg beschreiten?

Zusammenfassend läßt sich sicher schon heute sagen, dass sich unsere Gesellschaft und das Bild, was wir heute von unserem gemeinsamen Miteinander haben, in dramatischem Maße verändern wird, wenn es uns gelingen sollte, rechtzeitig die richtigen Weichen zu stellen.

Bildung: Die Freiheitsgrade für jeden Einzelnen in unseren sozialen Gemeinschaft werden sich stark erweitern. Alle Mitglieder der Gesellschaft können ihre Talente und Neigungen einbringen, ohne Angst haben zu müssen, dadurch die Grundbedürfnisse nicht mehr stillen zu können. Niemand wird seine Wünsche nach Teilhabe mehr von ökonomischen Überlegungen abhängig machen müssen. Lernen und Selbstverwirklichung schließen sich nicht mehr aus, sondern werden ein selbstverständliches Miteinander werden. Denn wer das tut, was seinen Gaben und Zuneigungen am meisten entspricht wird auch innerhalb der Gesellschaft den größten Mehrwert einbringen, weil er das, was er tut als sinn- und wertvoll erachtet. Dies schließt eine lebenslange Teilnahme am sozialen und öffentlichen Miteinander ein. Es werden auch andere drängende Probleme unserer Zeit gelöst: Ehrenamtliche Aufgaben in der Pflege von alten Menschen oder im sozialen und kulturellen Miteinander der Generationen werden nicht mehr als Konflikt der Gesellschaftsgruppen wahrgenommen, sondern als Zugewinn für ein lebenswertes Miteinander.

Kinder: Zukunftsängste, Ängste vor sozialem Abstieg oder gesellschaftlicher Ausgrenzung führen meiner Meinung nach dazu, dass viele Menschen heute zwar einen Kinderwunsch haben aber nicht sicher sind, ihren Kindern ein würdevolles und erfülltes Leben bieten zu können. Bedingungslose Grundsicherung nimmt die Angst vor einer unlebenswerten Zukunft - die Angst vor einem Leben in einer "totgesagen Welt". (Danke Max... ^^) Wer die absurde Vorstellung hat, wir bräuchten mehr Kinder für die Aufrechterhaltung unserer Sozialsysteme, verwechselt in irrsinniger Weise Ursache und Wirkung. Kinder bilden die Gesellschaft von morgen. Wenn wir es zulassen, dass sich unsere Gesellschaft spaltet, werden wir keine Zukunft haben.

Umweltschutz: Unser Fortbestand als Menschheit wird in hohem Maße davon abhängen, ob wir unsere Bedürfnisse nach Energie und Ressourcen und die damit einhergehende Zerstörung unserer Lebensgrundlagen lösen können. Verzicht alleine wird uns hier nicht retten, da hierfür zu viele Menschen in den kommenden Jahrzehnten an Wohlstand und Konsum partizipieren werden wollen. Wir müssen diese Probleme zwingend technologisch lösen. Es ist zum Beispiel ein fataler Irrglaube ein Endlager für Atommüll suchen zu wollen, da es ein solches Lager schon aufgrund der zu überbrückenden Zeiträume zumindest auf unserer Erde gar nicht geben kann. Stattdessen ist es sicherlich sinnvoller, die Lösung dem technologischen Fortschritt der kommenden 50 Jahre zu überlassen.

Integration: Zukunftsangst und Sozialneid führen zu Ab- und Ausgrenzung und radikalen Tendenzen. Eine Gesellschaft, die im gemeinsamen Konsens lebt, wird offener, toleranter und fürsorglicher sein. Ein konsensuales Miteinander wird aber die Gesellschaft auch insgesamt gegen radikale und intolerante Bedrohungen von Freiheit und Grundwerten stärken.

Bürgerrechte: Die Ereignisse zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts haben gezeigt, dass auch unsere freiheitlichen Demokratien nicht davor gefeit sind, sich bei den Grundrechten seiner Bürger reflexartig zurück zu entwickeln, sobald exogene Bedrohungen entstehen. Bürgerrechte sind Grundrechte und Grundrechte sind ein nicht verhandelbares Gut. Auch hier gilt: Je geschlossener wir als Gesellschaft zusammenstehen, desto schwerer werden Radikalität, Extremismus und Menschenverachtung einen Nährboden finden. Wir müssen uns jedoch auch vergegenwärtigen, dass es keinen allumfassenden Schutz geben kann. Dies ist der Preis der Freiheit.

Ich habe versucht, diesen doch sehr dichten Sachverhalt möglichst auch für diejenigen darzustellen, die vielleicht nicht so sehr im Thema sind. Ausführlichere Gedanken von mir auch zu den obigen Themen findet ihr in Kürze auf meiner Bewerbungsseite.


Du warst in der FDP, warum bist du zu den Piraten gestoßen und so rasch an einer Position im Bundesvorstand interessiert? Wie zerstreust du den Eindruck, in politischer Hinsicht impulsiv oder wankelmütig zu sein?

Dazu vielleicht vorab ein kurzer Auszug aus dem Text für meine Bewerbungsseite, der hoffentlich morgen fertig ist:

"Ja, ich bin erst am 14. September 2011 in die Piratenpartei eingetreten. Davor war ich über 10 Jahre Mitglied der FDP. Ich habe mich bei den Liberalen politisch immer aufgehoben gefühlt, weil ich ein zutiefst liberaler Mensch bin, mich aber thematisch in den vergangenen Jahren zunehmend nicht mehr wiedergefunden.

Bereits bei den Bundestagswahlen 2009 habe ich aus Überzeugung die Piratenpartei gewählt, bin dann ausgetreten und habe im September vergangenen Jahres beschlossen, mich bei den Piraten zu engagieren."

Das hat für mich persönlich jedoch weder etwas mit Impulsivität noch mit Wankelmütigkeit zu tun. Es war ein sehr bewußter Prozess des Abwiegens politischer Opportunitäten.

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