RP Diskussion:AG Bildung/Ideenbörse/Oktoberkonzept
== Auseinandersetzung mit dem Oktoberkonzept (Bildungspolitisches Papier Piraten Rheinland-Pfalz) ==
Wir vom Berliner Bildungs-Squad haben das Oktoberkonzept der Piraten aus Rheinland-Pfalz diskutiert. Wir freuen uns, dass es ein Papier gibt, das den Anspruch erhebt, die allgemeinen Aussagen des Parteiprogramms zu konkretisieren. Inhaltlich unterscheidet sich der Entwurf allerdings deutlich von dem, was in Berlin diskutiert wird. Wir möchten hier unsere Anmerkungen zur Diskussion stellen. Außerdem laden wir alle interessierten Piraten zu einem Treffen am Rande des Parteitags in Offenbach ein. Wir schlagen ein überregionales Bildungstreffen zur Erarbeitung eines Entwurfs für das Programm zur kommenden Bundestagswahl vor.
Link zum Oktoberkonzept http://wiki.piratenpartei.de/RP:AG_Bildung/Ideenb%C3%B6rse/Oktoberkonzept
Anmerkungen zum Oktoberkonzept
Im Einzelnen:
* Zum Modul 02b Grundschule
Eine Festschreibung der Schuldauer bietet uns zu wenig Raum für andere Varianten. Allein eine Festlegung der Grundschule auf 4 Jahre wäre ein Rückfall hinter die Verhältnisse der Bundesländer, in denen 6 Jahre Grundschule üblich sind. Auch in Bundesländern mit 4 Jahren Grundschule sollte die Forderung nach längerem gemeinsamen Lernen erhoben werden. Außerdem besteht u.E. in der Grundschule weiterer Reformbedarf, der in Oktoberpapier nicht genannt wird - z.B. bei der mangelnden Förderung von Kindern NDH und aus sozialschwachen Elternhäuser.
* Zum Modul 02c: weiterführende Schule
„Für die weiterführende Schule stehen ab der 5. Klasse die Schulformen Gesamtschule und Gymnasium zur Wahl.“ Warum eine Festschreibung auf diese beiden Schulformen? 13 Jahre sind gefordert, das wäre zu diskutieren. Warum soll die Schuldauer festdefiniert werden? Denkbar sind auch 12 Jahre bei deutlich abgespecktem Lehrpensum oder beide Optionen.
„Abschlüsse gibt es jeweils am Ende der 10. Klasse (für die Bewerber um Ausbildungsplätze) und am Ende der 13. Klasse.“ Alternative: Alle erhalten einen ersten Abschluss nach der 10. Dann Entscheidung für Oberstufe oder Duale Ausbildung. Sonst stehen Abbrecher ganz ohne Abschluss dar.
„Es kann die Hochschulreife sowie die Fachhochschulreife erworben werden, je nachdem, ob die Ausrichtung der Lernenden in ihrer Schullaufbahn eher theoretisch oder eher praktisch war.“ Diese Zuordnung von theoretisch und praktisch ist überholt und problematisch.
„Auf diese Weise (durch das Kurssystem) wird ein homogeneres Lernklima erreicht, sowie die Möglichkeit für die Lernenden geschaffen sich stärker nach der eigenen Begabung zu differenzieren.“ Warum braucht es ein homogenes Lernklima, wenn dann doch differenziert unterrichtet wird? Der Wunsch nach homogenen Gruppen widerspricht der Forderung im Parteiprogramm nach individuellem Lernen, eigenen Interressen und eigenem Lerntempo.
* Zum Modul 02d: das Kolleg
Hier sind die reformpädagogischen Ansätze gebündelt. Problemtisch erscheint mir, dass die Forderung nach mehr projektorientiertem Unterreicht nicht für alle Schulformen aufgestellt wird. Die Grundschule wird hier offenbar gar nicht einbzogen. Außerdem wird davon ausgegangen, dass der Betreuungsschlüssel bei dieser reformierten Schulform geringer sein kann als in der Regelschule. Damit wäre ein Misslingen vorprogrammiert. Wir wünschen uns zum einen mehr Reformpädagogik auch in Regelschulen. Zum anderen muss der Raum für Freie Schulen bestehen, Dinge auszuprobieren und anders zu machen.
* Zum Modul 05: Verbesserungen am Schulalltag
Es sieht so aus, als ob hier wenig Verbesserungsbedarf bestände. Hier fehlen Forderungen nach anderen Unterrichtsmethoden, Überarbeitung der Lehrpläne, geringerem Leistungsdruck, Schulsozialarbeit, besserer Ausstattung der Schulen.
* Zum Modul 06: Finanzierung
Sehr holzschnittartig. Geld von den Kirchen abzuziehen ist zwar sinnvoll, ihre Zuschüsse können aber nicht einfach gestrichen werden. Viele Kosten z.B. für die Instandhaltung von Gebäuden oder für kirchliche Sozialarbeit müssten in andere Trägerschaft überführt und weiterfinanziert werden, die Einsparungen wären also gering. Umsatzsteuererhöhung trifft vor allem die unteren Einkommensgruppen.
* Fazit:
Das Konzept soll den spezifischen Gegebenheiten aller Bundesländer Rechnung tragen - dazu gehört die unterschiedliche Dauer der Grundschule. Probleme des Deutschen Schulsystems wie ihre geringe Durchlässigkeit, die Benachteiligung von sozial schwachen Schülern und Kindern NdH sollten im Konzept mehr berücksichtigt sein. Das Konzept ist sehr geschlossen. Wir würden uns mehr Raum für Schulen in freier Trägerschaft, Reformpädagogik und Schulversuche Papier wünschen.
für den Bildungssquad Berlin Benutzer: Tin-Te