Benutzer:Anue/NienburgAV
ApprovalVoting und warum es nicht taugt, um Listen aufzustellen
Noch während der AV in Nienburg verbreitete sich unter Altpiraten die Mär, dass die Neupiraten wieder mal ApprovalVoting nicht verstanden hätten und wir deshalb so viele Wahldurchgänge machen müssten.
Ich sprach während der AV mit über 15 mehr oder weniger neuen Piraten über ihr Wahlverhalten und die Antworten waren sich sehr ähnlich:
- Natürlich war das Wahlverfahren verstanden worden.
- Das Wahlverfahren ist Mist, da man keinen Einfluss auf die Reihenfolge der Kandidaten hat. Das einzige Mittel, um auf die Reihenfolge Einfluss zu nehmen, ist Nichtfavoriten eben nicht zu wählen, d.h. man muss taktisch wählen.
- Die Vorstellung der Bewerber im Wiki hatte manchmal/öfter dafür gesorgt, dass jemand nicht für die vorderen Plätze in Frage kam bzw. war die Aussagekraft der Vorstellung und der beantworteten Fragen zu gering.
- Für die neueren Piraten waren wichtige Entscheidungsfaktoren: Bekanntheitsgrad, bisher erbrachte Leistungen, bereits kommunales Mandat. Teilfaktoren waren Twitteraktivität, Blog und glaubhaft dokumentierte Leistungen für die Partei.
Schlußfolgerungen
Der Spruch "Themen statt Köpfe" mag ja vielleicht für die Landtagswahl gelten, im Bezug auf die Kandidatenaufstellung sollte man ehrlicher von "Bekanntheit und Leistung statt Aussagen" sprechen. Vielleicht ist das vielen Piraten zu etablierte-Partei-ähnlich, und sie wollen das deshalb nicht akzeptieren.
Traurig war es mit anzusehen, dass sehr engagierte Mandatsträger, die das nicht verstanden oder nicht akzeptiert hatten und deshalb vor der AV ihren Bekanntheitsgrad nicht ausreichend gesteigert hatten, dass diese im Laufe der Wahlgänge immer weiter nach hinten rückten. Verständlicherweise waren sie dann frustriert und demotiviert, das dürfte auch ihr bisheriges Fehlen auf der Bewerberliste erklären.
Vielen neueren Bewerbern fehlte es ebenfalls an der Einsicht, dass Bekanntheit und erbrachte Leistung entscheidende Faktoren sind: Dass jemand, der seit drei Monaten bei der PP ist, sich 100% zu allen Punkten des Programms bekennt, ja eigentlich "schon immer Pirat war", und nach der Wahl sowieso nur das machen würde, was die Basis will, all das macht eine Person nicht unbedingt wählbar.
Bezüglich des Wahlverfahrens muss jedem klar sein, dass ein reines ApprovalVoting ähnlich viele Wahldurchgänge wie in Nienburg erzeugen könnte. Vielleicht sogar mehr. Manche könnten denken, das viele ja ein ähnliches Ergebnis wie in Nienburg wollen, d.h. die geben ordentlich "Ja"-Stimmen. Vielleicht tun sie das. Aber vielleicht wird ihnen auch klar, dass sie damit effektiv den taktischen Wählern die Bestimmung der Reihenfolge überlassen. Wenn sie also dann doch eher ihre Favoriten wählen, haben wir eine Mehrheit taktischer Wähler, und Nienburg wiederholt sich.
Konkret
Zur Zeit sieht es ja nicht danach aus, als ob es noch einmal einen Bewerberansturm wie in Nienburg geben wird, aber wenn doch, sollten einige Bewerber sich mal diese Grafik anschauen.
Feststellungen:
- Niemand, der später unter den Top42 war, hat entscheidend vom ersten zum zweiten Wahlgang Stimmen verloren. Dennoch sind alle Bewerber, selbst die mit deutlichem Stimmengewinn, um einige Plätze zurückgefallen, dadurch dass neue Bewerber dazukamen.
- Kein Kandidat, der im zweiten Wahlgang unter 112 Stimmen hatte, hat es unter die TOP16 geschafft. Wer also im 2. Wahlgang nicht mindestens ein Drittel der Stimmen hatte, hätte auch gar nicht erst zum dritten antreten müssen.
- Vom 2.Wahlgang zum Endergebnis gab es unter den TOP16 maximale Schwankungen von +3 und -3
- Erst ab Platz 20 war es Bewerbern möglich, sich vom 2.Wahlgang noch einmal erheblich zu steigern.
- Die höchste Steigerung ab Platz 20 bis 42 waren 13 Plätze. Die höchste Steigerung, von jemand, der eigentlich schon abgeschlagen war, waren 18 Plätze. Dies war aber wohl vor allem durch das freiwillig Ausscheiden von besser platzierten Bewerben zustande gekommen.
Schlussfolgerungen
Sollte Approval in Wolfenbüttel angewandt werden und es ähnlich wie in Nienburg laufen:
- Wer nicht beim 1. oder 2. Wahlgang schon mindestens ein Drittel der Stimmen bekommen hat, sollte sich fragen, ob es Sinn macht, im Bereich der TOP20 überhaupt noch mal anzutreten.
- Nur Personen mit einem hohen Bekanntheitsgrad haben eine Chance zu den TOP20 zu gehören. Wer in den letzten Monaten nicht erheblich populärer geworden ist, als er zuvor war, kann sich die TOP20 im Normalfall abschminken. Wer trotzdem antritt, verlängert eigentlich nur unnötig den Wahlvorgang.
- Wer denkt, er könnte sich mehr als 15 bis 20 Plätze verbessern, gibt sich Illusionen hin.
Sollte das von der AG Satzung empfohlene Verfahren Anwendung finden, dann werden die Kandidaten immer noch erst mit einem erweiterten Approval gewählt, und die Reihenfolge später mit dem Bewertungsverfahren festgestellt. Aber auch hier sollten sich die Bewerber fragen, ob sie ihre Position vom Ergebnis des Approval entscheidend verbessern können. Macht es Sinn, dass sich jemand, der nicht unter den ersten 20 beim Approval war, für die Spitzenposition bzw. die Top5 bewirbt? Hat jemand von den letzten 10 noch eine Chance auf die TOP16?
Ich will niemand davon abhalten, für die aussichtsreichen Plätze zu kandidieren, aber ein bisschen Realitätssinn würde uns allen auf der AV sehr viel Zeit sparen.