Benutzer:Anue/Erklaerung

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Die Empfehlung der AG Satzung für ein Wahlverfahren ist im besten Sinne des Wortes ein Kompromiss.

Dies ist sehr wichtig für das Verständnis, warum wir just dieses Verfahren in dieser Form mit diesen Listenblöcken gewählt haben.


  • Wir hatten bereits eine Aufstellungsversammlung mit Hilfe des "normalen" Approval Voting (Wahl durch Zustimmung). Die AV verlief piratisch stürmisch und es wurde recht taktisch-strategisch gewählt. Nach der Wahl waren viele unzufrieden mit dem Ergebnis, gerade von den vielen Neupiraten war zu hören, dass sie beim nächsten Mal anders wählen würden (im Sinne von "noch taktischer"). Das ist natürlich nur mein persönlicher Eindruck und der von anderen mit denen ich gesprochen habe. Ich weiß von Altpiraten, die die AV völlig anders wahrgenommen haben, von daher, ich beschreibe meine subjektiven Eindrücke, keine objektiven Fakten.
  • Das bedeutet, wir hatten eine Liste, wir hatten einen Spitzenkandidaten, etc.
  • Die Liste (der Landeswahlvorschlag) wurde angefochten, über die Motive der Personen kann man streiten, aber die AV muss wiederholt werden.
  • Die Stimmung im LV NDS war sowieso eher suboptimal und verschlechterte sich als es auf die erste AV zuging ("Karrieristen", "Pöstchenjäger", etc.). Nach der ersten AV und der Anfechtung wurde es noch schlimmer, die Stimmung war (und ist) aufgeheizt. Es gab viele weitere Faktoren, die die Situation verschlechterten, z.B. dass die beiden Ausweichtermine jeweils auf das erste und letze Wochenende in den Sommerferien fielen; eine Online-Abstimmung, welcher der beiden Termine genommen werden sollte; der LaVo, der sich gegen die minimale einfache Mehrheit der Abstimmung stellte (stellen musste), und sich für den frühesten Termin entschied. etc. bla. bla. Piraten halt. Der Punkt: es gibt sehr viele, sehr unterschiedliche Meinungen und Interessen, die Diskussionen werden nicht mehr rational geführt. Entsprechende Vorschläge für Wahlverfahren gab es, die jetzt alle in der Luft herumschwirren.
  • Um das Ganze wieder in rationale Bahnen zu lenken, hat Jürgen von der AG Satzung als Projekt die Vorbereitung der Wahlverfahren zur Abstimmung gestartet. Es war ein kleiner Kreis von Interessierten, die sich in Telkos traf und uns wurde sehr schnell klar, dass wir 1 bis 2 Kompromisse erarbeiten müssen, die alle Wünsche so gut wir möglich respektieren und reflektieren, selbst wenn diese sich eigentlich unvereinbar gegenüber stehen.


  • Die zu erfüllenden Wünsche:
    • Es gibt Piraten, die das Ergebnis der ersten AV möglichst ähnlich wieder erzeugen wollen. Es gibt Piraten, die ein völlig anderes Ergebnis wollen. D.h. die Wahrscheinlichkeit von taktisch-strategischem Wählen hat sich erhöht.
    • Viele haben andererseits das Bedürfnis, das Ganze so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen.
    • Es hat viele massiv gestört, dass sie praktisch keinen Einfluss auf die Reihenfolge der Kandidaten haben, außer durch taktisches "Nein"-Stimmen. Der Wunsch nach einer einfachen Möglichkeit, seine Präferenzen auszudrücken, ist sehr deutlich vorhanden.
    • Wir haben Bewerber, die aus rechtlichen, privaten und/oder beruflichen Gründen sicher wissen müssen/wollen, dass sie sicher drin bzw. sicher nicht drin sind, wenn wir in den Landtag einziehen. Manche Bewerber wollen nicht unter die Top5 oder Top10, da sie andere für geeigneter halten. Manche sehen sich selbst nur als Nachrücker, manche wollen absolut nicht in den Landtag, die wollen nur, dass wir halt 42 Kandidaten aufstellen.
    • Es gibt einzelne, die vehement für ein bestimmtes Wahlverfahren eintreten, die sich aber null Gedanken über die Auszählung gemacht haben. Zum Teil kann man auch vermuten, dass sie irrational glauben, dass ein bestimmtes Verfahren ihre eigenen Chancen bei der zweiten AV verbessern würden. Es hat sich gezeigt, dass die Wahlverfahren, die notwendigen Auszählverfahren und der Zeitaufwand für beide nicht gut verstanden werden. Einige Wahlverfahren sehen einfach aus, da sie aber taktisches Wählen begünstigen, können sie zu einer sehr hohen Zahl von Wahlgängen führen.


  • Schlussfolgerungen:
    • Verwenden wir wieder ApprovalVoting, dann wird es wohl zu einer taktischen Schlacht kommen, die bei Approval damit endet, dass in jeder Runde nur wenige Kandidaten gewählt werden, vielleicht sogar nur einzelne. D.h. unbestimmt viele Wahldurchgänge, am Ende des Wochenendes könnten wir mit unvollständiger Liste dastehen.
    • Wir haben den Gedanken erörtert, ein Wahlverfahren zu benutzen, das taktisches Wählen ausschließt oder seine Auswirkungen vermindert. Dies führte zu einer Grundsatzdiskussion, warum wir eigentlich dem Einzelnen das Recht absprechen wollen, so zu wählen, wie er/sie möchte.
      • Verkürztes Ergebnis: wir wollen ein Wahlverfahren, das jedem die Freiheit gibt, in dem Grad ehrlich oder taktisch zu wählen, wie er oder sie es für richtig hält (das Ding mit der Freiheit und so). Wir wollen aber ein Verfahren, das ehrliches Wählen nicht bestraft und taktisches nicht belohnt.
    • Wir brauchen ein Verfahren, das möglichst stark die Möglichkeit gibt, die Reihenfolge individuell zu bestimmen. Dies erhöht auch die Bereitschaft ehrlich zu wählen.
    • Das Verfahren muss rechtlich 100% sicher sein, da wir uns eine weitere Anfechtung nicht leisten können. Rechtlich sicher heißt, dass wenn der geringste Zweifel bei einem Teilaspekt des Wahlorgangs besteht, dann kommt das nicht in Frage.
    • Wir brauchen Listenblöcke, da
      • einige Bewerber sich auf bestimmte Positionen bewerben wollen
      • die Wähler bestimmte Bewerber auf bestimmte Positionen wählen wollen
      • es dem Wähler schwer fällt, eine große Zahl von Personen gleichzeitig zu bewerten
      • taktische Wähler selbst wenn mehr Positionen gleichzeitig gewählt werden, tendenziell trotzdem weiterhin allein für ihren klare Favoriten stimmen.
    • Wir brauchen ein Verfahren, das gut erklärbar ist. Wichtig: nicht ein einfaches Verfahren, sondern ein Verfahren was bei vernünftiger Erklärung gut verstanden werden kann.
    • Wir brauchen ein Verfahren, das sehr zügig ausgezählt werden kann, da wir wahrscheinlich in Listenblöcken wählen müssen bzw. die AV sich wahrscheinlich für Listenblöcke aussprechen wird.


  • In Konsequenz: Wir haben den Wahlvorgang in seine beiden Bestandteile runtergebrochen: Wahl der Kandidaten und Bestimmung der Reihenfolge. Wir verwenden Akzeptanzwahl (erweitertes Approval) für die Wahl und Bewertungswahl für die Bestimmung der Reihenfolge. Das ist wichtig, denn bei gleichzeitiger Wahl und Reihenfolgenbestimmung wie in Nienburg gesehen, wird sehr taktisch gewählt.
    • Bei der Akzeptanzwahl gibt es die Option der Enthaltung. Bei ehrlicher Wahl erhöht sich so die Chance, mehr Kandidaten auf einmal zu bekommen. Dadurch, dass man die Reihenfolge außen vor lässt, macht man mit der Akzeptanzwahl das, wofür es eigentlich da ist: Gewinner zu bestimmen, die von einer Mehrheit getragen werden. Oder andersrum, Aussenseiter werden bereits in diesem Wahlgang ausgeschaltet. Taktisches Wählen ist so gut wie sinnlos, da es ja nicht um die Reihenfolge der Kandidaten geht.
      • Für taktische Wähler macht es keinen Sinn mehr, Favoriten der Versammlung nicht zu wählen, um die Position ihrer eigenen Favoriten zu verbessern, da es nicht mehr um Positionen geht. Relevant ist dies allerhöchstens, wenn der taktische Wähler einen Bewerber unter die letzten 20 Kandidaten bringen will, und deshalb anderen nicht so aussichtsreichen Kandidaten die Stimme verweigert.
      • Sollten trotz der Trennung von Wahl und Reihenfolgenbestimmung nicht genug Kandidaten gewählt werden, dann gibt es eine klare Mehrheit an taktisch-kritischen Wählern. Wie diese bei einem reinen ApprovalVoting abgestimmt hätten, kann sich jeder selbst ausmalen.
    • Da wir die Bewertungswahl nur für die Bestimmung der Reihenfolge benutzen, die Aussenseiter sowieso schon raus sind, besteht ein Anreiz ehrlich zu wählen.
    • Wir brauchen zudem keine Enthaltungen und keine Nein-Stimmen mehr, die Skala von 0 bis 5 bzw. 0 bis 9 ist für unsere Zwecke mehr als ausreichend. Wir nehmen die Summe, nicht den Durchschnitt, dann müssen wir uns auch nicht über die Sinnhaftigkeit von Durchschnitt und Median streiten.


  • Ein erstaunlich stark diskutierte Punkt waren die Listenblöcke.
    • Wir haben uns für Platz: 1 - 5, Platz: 6 - 15, Platz: 16 - 25, Platz: 26 - Rest entschieden, da es den besten Kompromiss aus diversen Vorschlägen darstellt.
    • Die zu erwartende Kritik:
      • Warum keine separate Wahl des Spitzenkandidaten?
        • Dass eine Einzelperson und kein Team als erster Listenblock gewählt wurde, ist bereits in Nienburg moniert worden. Das war und ist vielen wohl zu sehr "etablierte Partei" und widerspricht auch dem immer gern gebrachten Spruch "Themen statt Köpfe".
        • Dass ein Spitzenkandidat dadurch faktisch gesetzt wird, wie bei den etablierten Parteien, könnte zu erheblichen Widerstand bei der Versammlung führen. Dies könnte wiederum zu einer stärkeren Verschiebung der Reihenfolge führen, um es vorsichtig zu formulieren.
        • Sollte wirklich eine Mehrheit wieder für einen bestimmten Spitzenkandidaten sein, so kann sie das mit der Bewertungswahl sehr präzise festlegen. Die ersten 5 Plätze lassen sich eigentlich sehr sicher und exakt vergeben, wenn eine Mehrheit wirklich das Ergebnis von Nienburg erneut erzeugen will.
      • Warum überhaupt Listenblöcke, mit der Bewertungswahl läßt sich doch alles in einem Rutsch wählen?! (ist zwar weiter oben schon mal angesprochen worden, aber ich wiederhole es nochmal)
      • Weil einige Bewerber sich auf bestimmte Positionen bewerben wollen.
      • Weil die Wähler bestimmte Bewerber auf bestimmte Positionen wählen wollen.
      • Weil es dem Wähler schwer fällt, eine große Zahl von Personen gleichzeitig zu bewerten.
      • Weil taktische Wähler selbst wenn mehr Positionen gleichzeitig gewählt werden, tendenziell trotzdem weiterhin allein für ihren klare Favoriten stimmen.
    • Warum nicht diese Blockgröße (x,y,z)?
      • Aus Gründen.


  • Ein Knackpunkt an den Wahl- bzw. Stimmvorgängen ist die Auszählung. Von daher musste vor allem dieser Vorgang soweit wie möglich beschleunigt werden. Für jemanden, der noch nie ausgezählt hat, mag es jetzt so erscheinen, dass Approval furchtbar einfach und Bewertungswahl kompliziert auszuzählen ist. Im Grunde ist der Vorgang aber fast gleich. Bei Approval muss man auf einem Zählzettel für jedes JA/NEIN/Enthaltung einen Strich machen, dann zusammenzählen. Bei Bewertung überträgt man einen Zahlenwert, der dann zum Schluss addiert wird. Der Zeitunterschied ist minimal. Näheres erkläre ich hier im Detail.
    • Ich habe in mehreren Selbstversuchen die Auszählverfahren sowohl für Akzeptanz- als auch Bewertungswahl optimiert. Das optimierte Bewertungsauszählverfahren ist schneller als das Approvalauszählverfahren von Nienburg und nur marginal (10% bis 20%) langsamer als das optimierte Akzeptanzauszählungsverfahren. Da die Listenblöcke sehr sicher bei dem jeweils ersten Stimmgang gefüllt werden, ist somit die Zeit kalkulierbar geworden.
      • Beispiel: 20 Kandidaten für die TOP5, 300 Wähler=300 Stimmzettel. Der Übertrag eines Wertes vom Stimmzettel auf den Auszählzettel dauert ziemlich genau 2 Sekunden, mit etwas Übung schafft man es in 1,5. D.h. 300Wx20Kx2S=12.000 Sekunden oder 200 Minuten Auszählzeit sind nötig. Für eine einzelne Person. Zählen 10, sind es 20 Minuten, sind es 40 Wahlhelfer, sind es 5 Minuten um alle Stimmzettel zu zählen. Jeder Stimmzettel muss zur Sicherheit zweimal gezählt werden, also 10 Minuten zum Auszählen, weitere 10 Minuten zum Zusammenrechnen. Nehmen wir nochmal 10 Minuten für Formal-Foo etc.
      • Wenn wir also 40 Wahlhelfer finden, könnten wir jeden Wahlgang in 30 Minuten ausgezählt haben.
      • Bei einem reinen Approval-Wahlgang dauert das Auszählen natürlich theoretisch weniger lang. Nur das wir dann nicht eine reduzierte Liste von Bewerbern haben, sondern alle (50, 100?). Die gleiche Anzahl Wahlhelfer zählt also automatisch länger an einem Approval-Wahlzettel. Das haben wir ja in Nienburg gesehen. Da es länger dauert, lässt die Konzentration nach, es müssen mehr Pausen gemacht werden, zur Sicherheit ist Dreifachauszählen nötig. Ein reines Approvalauszählverfahren dauert definitiv länger als das Bewertungsauszählverfahren.


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