AG Finanzmarktreform/Gegenwärtiges Geldsystem

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  • Hier soll eine auch für Laien leicht verständliche Darstellung des Gegenwärtigen Geldsystems entstehen. Geld ist leider ein komplexes Thema. Es gibt in den untenstehenden Erklärungen viele Wiederholungen, so daß der Text monoton wirkt. Das ist leider notwendig und gewollt, um Mißverständnisse und Unklarheiten zu vermeiden. Es gibt gerade beim Thema Geld viele schwammige und überlappende Begriffe. Und es gibt auch für viele Dinge mehrere Begriffe die aber ein und dasselbe meinen, beim Laien aber nur für Verwirrung sorgen, wenn man sie abwechselnd benutzt. Deshalb habe ich versucht mit möglichst wenig Fremdwörtern und Fachbegriffen auszukommen. Am wichtigsten ist es klare Definitionen bereitzustellen. Ohne diese Grundlage führt jede Diskussion über Geld zu Nichts. Bitte verändert an diesem Wiki-Text nichts direkt. Ich werde den Text in ein Piratenpad kopieren. Dort können wir dann gemeinsam an Verbesserungen oder Ergänzungen arbeiten, die dann hier übernommen werden. Die Zeichnungen sollen natürlich irgendwann ersetzt werden. Wenn ihr also jemanden kennt, der gut mit einem Grafikprogramm umgehen kann, solltet ihr euch bei mir melden.Keox 03:41, 8. Dez. 2011 (CET)
  • Die meisten Informationen stammen aus dem Buch "Monetäre Modernisierung" von Joseph Huber und den Publikationen der Deutschen Bundesbank.



Inhaltsverzeichnis

Verdeutlichung der Funktionsweise eines teilgedeckten Reservesystems anhand von Gold als Reserve und Papiergeld

Begeben wir uns in eine Zeit vor einigen hundert Jahren, in der die Zahlungsmittel hauptsächlich aus Gold bestanden. Besitzer von Gold konnten es zur sicheren Verwahrung gegen eine Gebühr bei Banken einlegen. Jeder Goldeinleger bekam eine Quittung aus Papier, um seinen Anspruch gegenüber der Bank jederzeit geltend machen zu können. Sobald sie etwas bezahlen wollten, mussten sie zur Bank gehen und bekamen gegen Vorlage der Quittung ihr Gold ausgehändigt. Aus Bequemlichkeit begannen die Bürger ihre Rechnungen und Einkäufe mit den Quittungen zu bezahlen. Denn es war umständlich jedes Mal zur Bank zu müssen. Allmählich etablierten sich die Quittungen als Zahlungsmittel, weil die meisten Bürger den Banken vertrauten. Es gab keinen Anlass zur Sorge, weil alle Goldeinleger die Erfahrung machten, dass die Banken sie immer auszahlten. Im Laufe der Zeit merkten die Banker, dass das meiste Gold nur nutzlos in den Tresoren lag. Aus Erfahrung wussten sie, dass nur ein kleiner Teil des eingelagerten Goldbestands durch Abhebungen tatsächlich die Bank verlässt. Bis zu diesem Zeitpunkt war das Papiergeld noch zu 100% mit Gold gedeckt. Um mehr zu verdienen, fingen die Banker Kredite zu vergeben. Sie verliehen einen Teil des von ihren Kunden eingelagerten Goldes gegen Zinsen weiter. Da sich ihre Quittungen als Zahlungsmittel etabliert hatten, konnten sie sogar immer öfter bloss neue ungedeckte Quittungen statt dem echten Geld verleihen. So kam es, dass das Gold (die Reserve) nur einen Bruchteil der Zahlungsmittelmenge deckte und das Papiergeld hauptsächlich von privaten Unternehmen hergestellt und in Umlauf gebracht wurde.

Obwohl einige der damaligen Banker ihre Kunden bei vollem Bewusstsein betrogen, taten sie dennoch auch etwas Gutes. Durch das Verleihen von eingelegtem Gold oder ungedeckten Quittungen schöpften sie zusätzliche Kaufkraft, wodurch die Wirtschaft belebt wurde. Trotzdem war dies auch problematisch, weil jeder Banker nur im eigenen Profitinteresse handelte und deshalb die Vergrößerung der Geldmenge/Zahlungsmittelmenge nicht den gesamtwirtschaftlichen Bedürfnissen entsprach (Inflation). Außerdem bestand jederzeit die Gefahr eines Bankruns. Sobald zuviele Bürger ihre Quittungen gegen Gold eintauschen wollten, brachen das teilgedeckte Geldsystem und damit die Wirtschaft zusammen.

Das heutige Geldsystem funktioniert im Prinzip genauso wie damals, aber es gibt einige Unterschiede. Gold als Reserve wurde inzwischen vom Bargeld abgelöst, während die Quittungen durch Buchgeld ersetzt worden sind. Mit Buchgeld ist unser Giralgeld auf unseren Girokonten gemeint, welches zum allgemein akzeptierten Zahlungsmittel geworden ist. Es existiert nur in den Kontenbüchern der Banken und stellt lediglich einen Anspruch auf Auszahlung von Bargeld dar. Und wie damals ist der Großteil der heutigen Zahlungsmittelmenge nur zu einem Bruchteil durch Reserven (Bargeld) gedeckt. Falls es zu einem Bankrun kommen sollte und alle Bürger ihr Giralgeld in bar abheben möchten, werden sie von den Bankern enttäuscht werden.

Die damalige Reserve Gold war eine Ware, die durch Arbeit produziert werden musste. Gold musste unter harten Bedingungen gefördert werden. Die Reservemenge an Gold konnte also bloss durch Verbrauch von wirtschaftlichen Ressourcen vergrößert werden. Die damalige Reserve wurde innerhalb der Wirtschaft produziert und musste von den Nichtbanken in die Banken gebracht werden. Die heutige Reserve Bargeld dagegen kann in nahezu beliebiger Menge hergestellt werden und muss von der Zentralbank in die Banken gebracht werden. Ihre Produktionskosten sind verhältnismäßig gering (10 Cent pro Euroschein). Trotzdem haben die Banken nicht genug davon, um für das Zahlungsmittel Giralgeld eine 100%ige Deckung vorweisen zu können.

Warum das so ist und wie unser gegenwärtiges Geldsystem im Detail funktioniert soll auf dieser Seite erklärt werden. Es sollte das Verständnis erleichtern, wenn Du das teilgedeckte Reservesystem mit Gold und Quittungen im Hinterkopf behälst.

Geld, Geldmengen und Geldanlagen

Was ist Geld

Geld ist das, womit man bezahlen kann. Geld ist also das allgemein akzeptierte Zahlungsmittel innerhalb eines Währungsraumes. Per Gesetz lässt sich die allgemeine Akzeptanz erzwingen, wenn dadurch Steuern nur in der staatlichen Währung bezahlt werden können. Es gibt verschiedene Erscheinungsformen von Geld. Münzen und Banknoten bilden zusammen das Bargeld. Das unbare Geld auf Bankkonten wird Buchgeld genannt, da es nur in den Kontenbüchern der Bank existiert. Abstrakt betrachtet stellt verdientes Geld (Arbeitnehmereinkommen oder Unternehmensgewinn) auf der einen Seite den Nachweis einer erbrachten Leistung zum Wirtschaftsprodukt dar und auf der anderen Seite den Anspruch auf einen Teil des Wirtschaftsprodukts in gleicher Höhe. Geliehenes Geld oder Schulden ermöglichen es in diesem Sinne diesen Anspruch vorzeitig einzulösen und die entsprechende Leistung erst in Zukunft zu erbringen.

Geld ist also im wesentlichen eine Information. Um diese Information festzuhalten wurden in der Geschichte der Menschheit unterschiedliche Trägermedien verwendet. Diese Information wurde auf Münzen geprägt, auf Papier gedruckt und in Bücher geschrieben. Heutzutage wird diese Information größtenteils nur noch in Form von Bits und Bytes in Computern gespeichert.


Schon Aristoteles erkannte, dass Geld ein rechtliches Konstrukt ist und schrieb deshalb in Ethics “Money exists not by nature but by law”.[1]

Drei Akteursgruppen und zwei Stufen des Geldsystems

Es gibt die Zentralbank, die Banken und die Nicht-Banken/Publikum. Zu den Nicht-Banken gehören private und öffentliche Haushalte sowie Unternehmen. Zwischen diesen drei Gruppen muss unterschieden werden, weil sie sich in der Grundstruktur ihrer Bilanzen wesentlich unterscheiden. Darauf wird weiter unten eingegangen.

Die erste Stufe umfasst die Zentralbank und die Geschäftsbank, welche zusammen Zentralbankgeld erzeugen. Die zweite Stufe besteht aus den Geschäftsbanken und den Nichtbanken, welche gemeinsam das unbare Nichtbankengeld erschaffen.

Offizielle Geldmengendefinitionen

Gleich zu Beginn wird es schon recht kompliziert. Sehr hilfreich ist es schon jetzt zu erfahren, dass in unserem Geldsystem zwei Arten von Geldern existieren. Der Hauptunterschied zwischen ihnen besteht darin, dass sie von unterschiedlichen Akteuren geschöpft und verwendet werden. Dabei handelt es sich wohlgemerkt in beiden Fällen um Euros, also dieselbe Währung. Erstens gibt es das im Zusammenspiel von Zentralbank und Banken geschöpfte Zentralbankgeld und zweitens das im Zusammenspiel von Banken und Nichtbanken geschöpfte unbare Nichtbankengeld. Das bare Zentralbankgeld ist das gesetzliche Zahlungsmittel, während das Nichtbankengeld nur allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel ist. Zuerst werden beide Gelder immer in unbarer Form geschöpft. Erst nachdem sie dadurch einem Konto gutgeschrieben worden sind, können sie in bar abgehoben werden. Das unbare Zentralbankgeld existiert nur auf den Zentralbankkonten der Banken bei der Zentralbank, während das Nichtbankengeld nur auf den Girokonten der Nichtbanken bei Banken vorhanden sein kann. Diese beiden unbaren Gelder vermischen sich nicht. Es kann nicht vorkommen, dass unbares Zentralbankgeld von einem Zentralbankkonto auf ein Girokonto einer Nichtbank überwiesen wird. Umgekehrt ist es auch nicht möglich, dass Nichtbankengeld von einem Girokonto auf ein Zentralbankkonto einer Bank überwiesen wird. Es handelt sich also um zwei getrennte Kreisläufe unbaren Geldes. Kompliziert wird es erst durch das Bargeld, welches diese beiden Kreisläufe verbindet. Ein mehrmaliges Lesen lässt sich wohl nicht vermeiden, um zu Verstehen wie die unterschiedlichen Geldmengen zusammenhängen. Zwischendurch ab und zu auf die Zeichnung unter ... zu schauen sollte nützlich sein, um den Überblick zu bewahren. Innerhalb des Euro-Währungsgebietes wird zwischen den Geldmengen M0, M1, M2, M3 und Geldkapital unterschieden.


Zentralbankgeldmenge

umfasst die M0-Geldmenge und die Mindestreserven.


M0-Geldmenge

umfasst alles Bargeld, egal ob es sich im Besitz von Banken (bare Reserven/Kassenbestände) oder Nicht-Banken befindet und alle Sichtguthaben von Banken auf ihren Zenralbankkonten (unbare Reserven/Überschussreserven) bei der Zentralbank. Sichtguthaben sind Buchgeld, welches jederzeit verfügbar ist. Die Mindestreserven gehören nicht zum M0-Geld.


Bare Reserven

umfassen das Bargeld im Besitz von Banken.


Überschussresrven

beinhalten das zusätzlich zu den Mindestreserven im Besitz der Banken befindliche unbare Zentralbankgeld auf ihren Zentralbankkonten.


Bargeldmenge

Die Bargeldmenge umfasst alles sich im Umlauf befindliche Bargeld, unabhängig davon ob es sich im Besitz von Banken oder Nichtbanken befindet.


Zahlungsreserven

sind eine Teilmenge der M0-Geldmenge und umfassen die Sichtguthaben von Banken auf ihren Zentralbankkonten (deren Kontonummern die Bankleitzahlen sind) bei der Zentralbank (unbare Reserven/Überschussreserven) und das im Besitz der Banken befindliche Bargeld (bare Reserven/Kassenbestände) oder anders ausgedrückt: Zahlungsreserven = M0-Geldmenge minus Bargeld im Publikum.


Mindestreserven

Laut Bundesbank besteht für jede Bank die Pflicht 1% der Summe bestimmter Sicht-, Spar- und Termineinlagen, die im Besitz von Nichtbanken sind als ein unbares Zentralbankgeld-Guthaben auf dem Zentralbankkonto zu halten. Die unbaren Reserven/Überschussreserven sind etwas anderes als Mindestreserven: Mindestreserven sind Pflichteinlagen, die rückverzinst werden. Die Banken zahlen zwar Zinsen dafür, aber erhalten diese wieder zurück. Das unbare Guthaben auf den Zentralbankkonten der Banken besteht aus ihren 1% unbaren Mindestreserven und zusätzlich ihren unbaren Reserven/Überschussreserven. Die unbaren Reserven/Überschussreserven benutzen Banken für ihren Zahlungsverkehr, während die Mindestreserven normalerweise nicht dafür verwendet werden und deshalb als stillgelegt betrachtet werden müssen. Die Mindestreservepflicht ist im Monatsdurchschnitt zu erfüllen. Es ist also möglich, daß Banken kurzfristig auch auf einen Teil ihrer Mindestreserven zurückgreifen, um Zahlungen zu tätigen. Quelle Bundesbank

M1-Geldmenge

umfasst alles Bargeld, das sich im Besitz von Nicht-Banken befindet. Bargeld, welches also einer Bank gehört, zählt noch nicht zu M1-Geld, sondern erst nachdem es eine Nicht-Bank bekommen hat. Außerdem gehören alle Sichtguthaben von Nicht-Banken dazu. Diese Sichtguthaben befinden sich auf den Girokonten und werden deshalb auch Giralgeld genannt. Mit Giralgeld kann also jederzeit etwas bezahlt werden, da es für das Publikum jederzeit verfügbar ist (100%-liquide). M1-Geld besteht in der Europäischen Währungsunion (EWU) zu etwa 1% aus Münzen, zu etwa 19% aus Banknoten und zu etwa 80% aus Giralgeld.


Was ist gesetzliches Zahlungsmittel?

  • Bundesbankgesetz:

§ 14 Notenausgabe

(1) Die Deutsche Bundesbank hat unbeschadet des Artikels 128 Absatz 1 des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union das ausschließliche Recht, Banknoten im Geltungsbereich dieses Gesetzes auszugeben. Auf Euro lautende Banknoten sind das einzige unbeschränkte gesetzliche Zahlungsmittel. Die Deutsche Bundesbank hat die Stückelung und die Unterscheidungsmerkmale der von ihr ausgegebenen Noten öffentlich bekanntzumachen.


  • Vertag über die Arbeitsweise der Europäischen Union

Artikel 128 (ex-Artikel 106 EGV)

(1) Die Europäische Zentralbank hat das ausschließliche Recht, die Ausgabe von Euro-Banknoten innerhalb der Union zu genehmigen. Die Europäische Zentralbank und die nationalen Zentralbanken sind zur Ausgabe dieser Banknoten berechtigt. Die von der Europäischen Zentralbank und den nationalen Zentralbanken ausgegebenen Banknoten sind die einzigen Banknoten, die in der Union als gesetzliches Zahlungsmittel gelten.

(2) Die Mitgliedstaaten haben das Recht zur Ausgabe von Euro-Münzen, wobei der Umfang dieser Ausgabe der Genehmigung durch die Europäische Zentralbank bedarf. Der Rat kann auf Vorschlag der Kommission und nach Anhörung des Europäischen Parlaments und der Europäischen Zentral­bank Maßnahmen erlassen, um die Stückelung und die technischen Merkmale aller für den Umlauf bestimmten Münzen so weit zu harmonisieren, wie dies für deren reibungslosen Umlauf innerhalb der Union erforderlich ist.


Gesetzliches Zahlungsmittel sind also nur von der Zentralbank ausgegebene Banknoten. Theoretisch ist es zwar möglich, dass Nichtbanken auf Bezahlung in Banknoten bestehen. In der Wirklichkeit treten solche Fälle aber fast nie auf. Eher das Gegenteil ist üblich geworden: Selbst Finanzämter verlangen heutzutage Steuern in Giralgeld und nehmen Banknoten oft überhaupt nicht mehr an. Es gibt praktisch keinen Wirtschaftsakteur mehr, der eine Bezahlung in Giralgeld ablehnen würde. Die Entwicklung des Geldwesens insbesondere des bargeldlosen Zahlungsverkehrs lassen die Gesetze veraltet und überholt erscheinen, da Banknoten nur noch einen verhältnismäßig geringen Anteil an der von Nichtbanken verwendeten Zahlungsmittelmenge ausmachen. De jure sind nur die Banknoten der Zentralbank Zahlungsmittel, de facto ist aber das von Geschäftsbanken geschaffene Giralgeld in den letzten 50 Jahren zum allgemeinen Zahlungsmittel geworden. Ein Änderung des obigen Gesetzes ist bisher ausgeblieben, weil die verantwortlichen Politiker unser Geldsystem nicht durchschauen oder vor den Folgen einer solchen Änderung zurückschrecken. Sollte nämlich auch das Giralgeld zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt werden, müssten die privaten Banken verstaatlicht werden oder es müsste auf ein exogenes Geldsystem umgestellt werden. Exogen bedeutet hier, dass alles Geld auch das unbare nur noch von einer staatlichen Institution ausgegeben werden dürfte. Die Geldschöpfung der Banken hätte dann ein Ende.

Da Bargeld nur über eine Giralgeldabhebung in den Publikumskreislauf gelangen kann (einzige Ausnahme ist die Erstausstattung), stellt Bargeld "manifestiertes Giralgeld", "bares Giralgeld", "Giralgeld zum Anfassen" oder "Giralgeld zum Spazieren gehen" dar. Damit ist gemeint, daß die gesamte im Publikumskreislauf zirkulierende Geldmenge (alles Nichtbankengeld) im Ursprung von Banken geschöpft worden ist. Das bare Zentralbankgeld stammt zwar von der Zentralbank, aber es ist nur eine Wechselmenge der ursprünglichen Giralgeldmenge.


M2-Geldmenge

umfasst die M1-Geldmenge plus alle Sparguthaben/-einlagen mit einer Kündigungsfrist von bis zu 3 Monaten und Terminguthaben/-einlagen mit einer maximalen Laufzeit von zwei Jahren. Und zwar nur Sparguthaben und Terminguthaben von Nicht-Banken. Sparguthaben sind Buchgeld, welches einer Bank für unbestimmte Zeit überlassen worden ist. Ohne Kündigung kann man kurzfristig nur auf auf einen Teil zugreifen. Sparguthaben werden variabel verzinst. Terminguthaben sind Buchgeld, welches einer Bank für eine bestimmte Zeitdauer überlassen worden ist. Zugriff darauf ist erst nach Ablauf der Vertragslaufzeit möglich. Terminguthaben werden fest verzinst. Nach Beeindigung der Laufzeiten werden diese Guthaben zu Sichtguthaben, also M1-Geld, welches sie vorher auch schon waren. M2-Geldguthaben (mit M2-Geldguthaben ist die M2-Geldmenge ohne M1-Geld gemeint) ist strenggenommen kein Zahlungsmittel, sondern bloß eine Forderung auf M1-Geld, mit dem man tatsächlich etwas bezahlen könnte. Da Banken diese Forderung in unserem Teildeckungssystem aber problemlos erfüllen können, weil sie dafür nicht schon vorhandenes Giralgeld benötigen, sollte es als vorübergehend stillgelegtes oder eingefrorenes M1-Geld bezeichnet werden.


M3-Geldmenge

umfasst die M2-Geldmenge plus verbriefte Forderungen, die im Besitz des Publikums sind und eine geringe Laufzeit von bis zu zwei Jahren aufweisen. Dazu gehören zum Beispiel Geldmarktpapiere, Repogeschäfte und kurzfristige Bankschuldverschreibungen. Bankschuldverschreibungen werden von einer Bank emittiert und verzinst. Unter Emission versteht man die erstmalige Ausgabe eines Wertpapiers auf dem Markt. Der Käufer bekommt durch dieses Wertpapier die Zusicherung regelmäßig die vereinbarten Zinsen zu erhalten und am Ende der Laufzeit die ursprüngliche Kaufsumme zurückerstattet zu bekommen. Geldmarktpapiere sind auch ausgegebene Schuldverschreibungen. Bei Repogeschäften werden Wertpapiere (zum Beispiel Staatsanleihen und Aktien) von Banken an das Publikum verkauft, wobei eine beiderseitige Rückkaufvereinbarung getroffen wird. M3-Geldanlagen (mit M3-Geldanlagen ist die M3-Geldmenge ohne die M2-Geldmenge gemeint.) sind immer Forderungen von Nichtbanken gegenüber Banken. Auch M3-Geldanlagen stellen wie M2-Geldguthaben strenggenommen keine Zahlungsmittel dar, mit denen etwas bezahlt werden kann, sondern bloß Forderungen auf M1-Geld. Da Banken auch diese Forderungen in unserem Teildeckungssystem problemlos erfüllen können, weil sie dafür nicht schon vorhandenes Giralgeld benötigen, sollte es als vorübergehend stillgelegtes oder eingefrorenes M1-Geld bezeichnet werden.

Geldkapital

Alle Forderungen von Nichtbanken gegenüber Banken die aufgrund ihrer langen Laufzeit nicht unter M3 fallen, werden als Geldkapital bezeichnet.

Geldmenge im EuroWährungsgebiet 2010.jpg


Außerhalb des Euro-Währungsgebietes gibt es aber andere Definitionen. Nur M1 wird überall gleich definiert.

Geldanlagen über M3-Geldanlagen und Geldkapital hinaus

Zu Geldanlagen die keine Forderungen von Nichtbanken gegenüber Banken sind zählen zum Beispiel Lebensversicherugen, Bausparverträge, Grundpfandbriefe, Anleihen, Aktien, Derivate und ähnliches. Solche Wertpapiere können direkt oder indirekt in Form von Fondanteilen gekauft werden. Man kann sie primär bei ihrer Emission oder sekundär auf speziellen Märkten kaufen. Sie können an der Börse gehandelt werden, wo bestimmte Regeln eingehalten werden müssen, während manche Wertpapiere auch außerbörslich gehandelt werden dürfen. Grundpfandbriefe werden von Hypothekenbanken emitiert und sind mit Immobilien besichert. Anleihen werden von Staaten, großen Unternehmen und Gebietskörperschaften emitiert. Bei der Emission von Aktien erhält der Käufer nicht nach einer bestimmten Laufzeit die Kaufsumme zurück, sondern er erwirbt einen Anteil am Unternehmen. Auch Sachwerte werden als Geldanlage genutzt. Dazu gehören vorallem Immobilien und Grundstücke.

???Inwiefern gibt es über die Summen dieser Geldanlagen verlässliche Zahlen???

Beziehungen der Geldmengen zueinander

Das ist ein dritter Entwurf einer bildlichen Darstellung von M0, M1, M2 und M3. Die grauen Bereiche stellen Bargeld und die weißen Bereiche unbares Geld dar. Gestrichelte Linien stellen durchlässige Grenzen dar. Das bedeutet, daß eine direkte Umwandlung der angrenzenden Bereiche möglich ist. Pfeile mit einem Plus- und einem Minuszeichen deuten an, dass bei einer Umwandlung die eine Geldmenge sinkt, während die andere um den gleichen Betrag steigt. U-förmige Pfeile ohne Plus- oder Minuszeichen deuten an, dass die Geldmenge M1 nicht sinkt wenn Nichtbanken damit bestimmte Geldanlagen wie zum Beispiel Schuldverschreibungen von Unternehmen kaufen, weil das Giralgeld nur den Besitzer wechselt und nicht stillgelegt wird. Der U-förmige Pfeil, welcher das Bargeld im Bankenbesitz über das Giralgeld mit dem Bargeld im Besitz von Nichtbanken verbindet, deutet an, dass Bargeldauszahlungen von Nichtbanken immer zu einer Verringerung von Giralgeld und der Bargeldmenge im Bankenbesitz führt. Wer Fehler erkennt oder Verbesserungsvorschläge hat soll sich bitte an Keox wenden.


GeldmengenFRS-Zeichnung.jpg



In dem unteren Schaubild soll auf eine andere Weise vereinfacht dargestellt werden, wie die Geldmengen zueinander in Beziehung stehen. Hier wird nochmal der Zwittercharakter von Bargeld im Besitz des Publikums sichtbar. Leider erschwert diese Tatsache das Verständnis über Geld. Das Rechteck der M3-Anlagen ist nicht vollständig schraffiert, weil ein Teil davon, wie oben erwähnt aus Forderungen von Nicht-Banken gegenüber Nicht-Banken besteht und deshalb nicht zu einer Geldmenge gehören sollte.



GeldmengenGliederungen.png

Größenverhältnisse der Geldmengen untereinander

In untenstehender Tabelle sind die Werte in Milliarden Euro von unterschiedlichen Geldmengen Ende 2008 in Deutschland enthalten. In der Spalte "Multiples von" ist angegeben in welcher Höhe der Bestand ein Vielfaches einer anderen Geldmenge ist. In der Spalte "Fraktion" rechts daneben steht in Prozent wie groß diese andere Geldmenge im Verhältnis zum Bestand ist.

Beispiel: Die M1-Geldmenge ist 15 mal so groß wie die Zahlungsreserven. Fraktional betrachtet bedeutet das, daß die Zahlungsreserven so groß sind wie 6,5 % dieser M1-Geldmenge.



TabelleVerhältnisseVonGeldmengen.png

Rangfolge des Geldes und seiner Anlagemöglichkeiten

Beginnend mit maximaler Liquidität und sehr niedrigem Kursrisiko, aber auch ohne Verzinsung oder Wertzuwachs. Normalerweise erfolgt sogar eine Wertminderung durch die Inflation. Am Ende stehen Geldanlagen mit minimaler Liquidität, hohem Kursrisiko und hoher Verzinsung oder hohem Wertzuwachspotential. Nur M1-Geld stellt echtes flüssiges Geld dar mit dem etwas bezahlt werden kann. Schon ab M2-Geld beginnen die Geldanlagen.

- Bargeld M1

- Giralgeld M1

- Spareinlagen und Termineinlagen M2

- Geldmarktpapiere M3

- Bankschuldverschreibungen M3

- Staatsanleihen - hohe Laufzeiten

- Hypothekenpfandbriefe und immobilienbezogene Wertpapiere

- Aktien - hohes Kursrisiko

- Gold, Rohstoffe, Immobilien, Kunstwerke Sachwerte

Die Funktionen des Geldes

Geld erfüllt drei Funktionen. Es ist Zahlungsmittel, Wertmaßstab/Recheneinheit und Wertaufbewahrungsmittel.

  • Geld ist eindeutig und hauptsächlich Zahlungsmittel.
  • Geld fungiert als Wertaufbewahrungsmittel, sofern es gehortet wird. Damit ist gemeint, dass das Geld behalten und nicht ausgegeben oder verliehen wird. Jeder Wirtschaftsteilnehmer braucht eine bestimmte Menge an sofort verfügbarem Geld um zahlungsfähig zu bleiben. Sobald Geld aber verliehen wird, dient es strenggenommen nicht mehr zur Wertaufbewahrung. Der Wert wird nicht von Geld, sondern von einer Forderung auf Geld bewahrt. Geld dient also in der Regel nur zur kurz- bis mittelfristigen Wertaufbewahrung.
  • Die Wertzumessungs- und Rechenfunktion wird strenggenommen von der Währung erfüllt und nicht vom Geld.

Vergangene Entwicklung der Geldmengen

M1 M2-M1 M2 M3-M2 M3 seit 1999 im Euro-Raum.png

???Hier sollten Schaubilder stehen auf denen anhand von Kurven die Veränderungen aller Geldmengen seit der Euroeinführung zu sehen sind. Außerdem wäre eine Tabelle mit den Nominalwerten und den jährlichen Zuwachsraten hilfreich. Wer weiß wo man so etwas auf offiziellen Seiten finden kann???


Wodurch erhält die Geld seinen Wert/Kaufkraft? oder Wodurch wird Geld gedeckt?

Alleine aufgrund der Tatsache, dass man etwas damit kaufen kann erhält Geld seine Kaufkraft. Würde man in einem Land leben in dem nichts produziert wird, wäre M1-Geld der dortigen Währung wertlos. Daran erkennt man auch, daß es Unsinn ist zu denken den Wert des Geldes durch Golddeckung gewährleisten zu können. Auch Gold wird wertlos, wenn es nichts zu kaufen gibt. Der Wert des Geldes beruht also allein auf dem ständig geschaffenen Wirtschaftsprodukt des jeweiligen Währungsraumes.

Der Begriff Deckung bezüglich Geld ist irreführend. Beim Kredit von Deckung zu sprechen ist dagegen gerechtfertigt. Die Deckung des Kredits in Form von Sicherheiten sorgt dafür, dass der Kreditgeber durch Verkauf oder Versteigerung der Sicherheiten sein verliehenes Geld auch dann zurück bekommt, wenn der Kreditnehmer den Kredit nicht mehr tilgen können sollte.

Eine goldgedeckte Währung hätte nur zwei Vorteile. Erstens wäre eine starke Inflation oder gar Hyperinflation unmöglich. Andererseits müsste sie mittel- bis langfristig aber zu Deflation führen, wenn die Wirtschaft weiter wächst. Und zweitens könnte das Gold nach einem Zusammenbruch der Währung verwendet werden, um im Ausland damit bezahlen zu können. Solange die eigene Wirtschaft aber exportfähige Güter oder Dienstleistungen anbieten kann, läge das Gold nur nutzlos in Tresoren herum.

Geldschöpfung

Wie sehen Bilanzen von Zentralbank, Banken und Nicht-Banken im fraktionalen Reservesystem aus?

Bilanzen sind eine Gegenüberstellung der Vermögen und Schulden. In der Fachsprache wird in eine Aktivseite (Vermögen,Haben,Forderungen) und eine Passivseite (Schulden,Soll,Verbindlichkeiten) unterteilt. Auf der Aktivseite befinden sich hauptsächlich verfügbares Geld, Forderungen (vorallem Kreditforderungen), Wertpapiere oder Sachwerte. Auf der Passivseite stehen überwiegend Verbindlichkeiten gegenüber anderen. Die Höhe des Eigenkapitals ergibt sich wenn man vom Vermögen die Schulden abzieht. Eigenkapital ist eine Bilanzgröße ohne festen Inhalt. Es stellt nicht eine verfügbare liquide Summe an Geld dar. Ist das Eigenkapital positiv steht es in der Bilanz auf der Passivseite. Umgekehrt steht Eigenkapital auf der Aktivseite wenn es negativ ausfällt. Sobald das Eigenkapital negativ wird ist man pleite/insolvent. Zahlungsunfähigkeit/Illiquidität tritt ein wenn man über kein liquides Geld mehr verfügt um zu bezahlen.

Hier werden vereinfachte Bilanzen verwendet, um das Verständnis zu erleichtern. Die Größen der einzelnen Bilanzpositionen spiegeln nicht die wahren Verhältnisse wider.


Zentralbank

GG Zentralbankbilanz farbig Hintergrund.png

Banken

GG Bankbilanz farbig Hintergrund.png


Nichtbanken

GG Nichtbankbilanz farbig Hintergrund.png


Zusammenhänge zwischen den Bilanzen

Verbindlichkeiten des einen sind immer Forderungen eines anderen, weshalb Bilanzpositionen die Geld repräsentieren immer einen Gegenpart auf der anderen Seite haben. Im folgenden Schaubild sieht man welche Bilanzpositionen aus Sicht eines anderen das gleiche sind.


GG ZusammenhängeDerBilanzen farbig Hintergrund.png


Bilanztechnische Definition der Geldmengen

Was ist Geldschöpfung

Unter Geldschöpfung ist das Erschaffen und Ausgeben von neuem, das heisst zusätzlichem Geld zu verstehen, so daß die gesamte Geldmenge steigt. Wenn also alte und abgenutzte Geldscheine gegen neue Geldscheine ausgetauscht werden, handelt es sich dabei nicht um Geldschöpfung.

Zentralbankgeldschöpfung durch Zentralbanken und Banken oder dem Staat

Jede Bank hat ein Zentralbankkonto und braucht unbares Zentralbankgeld, um ihren bargeldlosen Zahlungsverkehr mit anderen Banken abzuwickeln, ihre Kunden mit Bargeld zu versorgen und die Mindestreservepflicht zu erfüllen. Wie aber kommt dieses unbare Zentralbankgeld auf die Zentralbankkonten? Dazu ist immer das Zusammenspiel von zwei Akteuren nötig. In der Regel erzeugt die Zentralbank zusammen mit einer Bank neues Zentralbankgeld. Es gibt aber eine Ausnahme bei der die Zentralbank zusammen mit dem Staat Zentralbankgeld erzeugt. Grundsätzlich findet in der Zentralbankbilanz immer eine Bilanzverlängerung statt. Auf ihrer Passivseite entsteht immer zusätzliches Zentralbankgeld, während auf ihrer Aktivseite entweder Forderungen oder forderungslose Aktiva hinzugefügt werden. Bei den Forderungen handelt es sich entweder um Kreditforderungen gegenüber Geschäftsbanken oder um verbriefte Forderungen gegenüber Dritte. In der Geschäftsbankbilanz findet bei Kreditvergabe eine Bilanzverlängerung statt, weil auf ihrer Aktivseite das unbare Zentralbankgeld und auf ihrer Passivseite die entsprechenden Kreditverbindlichkeiten gegenüber der Zentralbank hinzugefügt werden. Beim Verkauf eines Aktivums dagegen findet in der Geschäftsbankbilanz ein Aktivtausch statt.



Auf der Unterseite Zentralbankgeldschöpfung wird anhand von vereinfachten Bilanzen dargestellt, was bei Lombard-, Rediskont-, Pensions- und Offenmarktgeschäften genau passiert. Solche Geschäfte wurden von der Deutschen Bundesbank zu D-Mark-Zeiten durchgeführt. Die EZB setzt andere Instrumente ein:


........................


???Tabelle mit Zahlen zu den Herstellungskosten der verschiedenen Münzen und Banknoten???

Geldschöpfungsgewinn der Zentralbank

  • Münzen:

Der Staat/Regierung hat die Münzhoheit: Er lässt Münzen prägen und verkauft sie dann zum Nennwert an die Zentralbank. Die Differenz zwischen Herstellungskosten und Nennwert erhält der Staat als Gewinn. Solch ein Geldschöpfungsgewinn wird Seigniorage genannt. Der Münzgewinn in Deutschland beträgt zwischen 200 und 400 Millionen jährlich.


  • Zinseinnahmen durch Kreditvergabe von unbarem Zentralbankgeld:

Der Geldschöpfungsgewinn bei der Kreditvergabe von unbarem Zentralbankgeld entspricht nicht wie bei Münzen einer Seigniorage (Differenz zwischen Herstellungskosten und Nennwert), sondern beschränkt sich auf die Zinseinnahmen, die durch die unbaren Kredite der Zentralbank an die Banken entstehen. Diese Zinseinnahmen werden von der Zentralbank an den Staat weitergereicht. Da die Zentralbank ein Monopol hat und Banken gezwungen sind sich dort mit Zentralbankgeld zu versorgen, weil sie zu keiner Konkurrenz ausweichen können, könnte man zurecht diese Zinseinnahmen als Geldschöpfungsgewinn bezeichnen. Bei dieser Betrachtung darf aber nicht übersehen werden, dass die Zentralbank kein gewinnorientiertes Unternehmen ist, sondern die Zinshöhe nach geldpolitischen Zielen festlegt. Dadurch wird die Bezeichnung Geldschöpfungsgewinn bei den Zinseinnahmen wieder relativiert. Trotzdem ist es so, dass die Deutsche Bundesbank ohne ihre Möglichkeit Zentralbankgeld zu schöpfen nicht in der Lage wäre der BRD jedes Jahr mehrere Milliarden € an Gewinnen zu überweisen.


  • Bargeld:

Die Zentralbank hat das Notenmonopol: Nur sie darf Banknoten ausgeben. Das geschieht ganz einfach, indem sie die Banknoten drucken lässt. Die Differenz zwischen Nennwert und Herstellungskosten ist bei Banknoten wesentlich größer als bei Münzen. Ein €-Schein kostet ungefähr 0,1 €. Dabei entsteht aber nicht wie bei Münzen eine Seigniorage. Der Gewinn entsteht, weil die Geschäftsbanken sich zuerst unbares Zentralbankgeld besorgen müssen, um es sich dann in bar auszahlen lassen zu können. Der Zentralbankgewinn kommt also durch Zinsen oder Renditen bei Kreditvergaben oder dem Ankauf von Aktiva zustande.


.....Einnahmen durch Ankauf von Aktiva.....

Giralgeldschöpfung durch Banken und Nichtbanken

Es gibt drei Möglichten wie Banken Nichtbankengeld schöpfen. Grundsätzlich ist immer das Zusammenspiel von zwei Akteuren, also Banken und Nichtbanken erforderlich, damit Nichtbankengeld entstehen kann. Deshalb wäre es nicht korrekt zu behaupten, dass die Banken alleine Nichtbankengeld schöpfen. Es ist sogar so, dass die Initiative von den Nichtbanken ausgeht, man also eher davon sprechen sollte, dass Nichtbanken mithilfe von Banken Nichtbankengeld schöpfen.

Erste Möglichkeit: Kreditgeschäft:

Unbares Geschäftsbankengeld wird durch Kreditvergabe von Banken an Nichtbanken geschöpft. Dies geschieht nach dem gleichen Prinzip wie bei der Zentralbankgeldschöpfung. Eine Bank kann sich selbst keinen Kredit geben. Wenn ein Kredit gewährt wird (gilt auch für Überziehungskredite), schreibt die Bank dem Kreditnehmer den entsprechenden Betrag auf seinem Kunden-Girokonto gut, ohne dass die Bank dieses Geld vorher von jemandem leihen mußte oder es schon auf ihren eigenen Konten hatte. Die Bank gibt dem Kunden also nicht Geld, welches sie schon hat, sondern erschafft dieses Geld durch einen zusätzlichen Bucheintrag. Es findet eine sogenannte Bilanzverlängerung statt. Giralgeld wird quasi aus dem Nichts geschöpft. Die Menge an Giralgeld, welche die Bank durch Kredite schöpfen darf ist durch die Höhe der vorgeschriebenen Mindestreservepflicht und den Eigenkapitalanforderungen beschränkt. Außerdem muß die Bank über genügend Zahlungsreserven verfügen, damit sie den Zahlungsverkehr aufrecht erhalten kann. Beträgt die Mindestreservepflicht zum Beispiel 2% darf eine Bank das fünfzigfache der Summe ihrer Mindestreserve als Sicht-, Spar- und Terminguthaben in ihrer Bilanz haben. Solange diese Guthaben weniger ausmachen darf die Bank Giralgeld schöpfen ohne weitere Reserven aufnehmen zu müssen. Deshalb wird dieses System auch fraktionales Reservesystem genannt, da nur eine Fraktion/Bruchteil der Summe bestimmter Sicht-, Spar- und Terminhuthaben (Verbindlichkeiten gegenüber den Kunden) in Form von Reserven bereitgehalten werden muss. Giralgeld in Form von Krediten an Nichtbanken wird also als zu verzinsende und zu tilgende Schuld erschaffen. Giralgeldvernichtung findet statt, wenn ein Kredit getilgt wird. Dabei kommt es zu einer Bilanzverkürzung.


Kreditvergabe einer Bank an eine Nichtbank Bilanzen.png


Zweite Möglichkeit: Diskontgeschäft:

Beim Diskontieren von Wertpapieren kauft die Geschäftsbank ein Wertpapier einer Nichtbank nicht zum Nominalwert, sondern zu einem niedrigeren Preis ab. Diese Preisdifferenz wird Diskontsatz genannt. Es wird nicht vereinbart, dass die verkaufende Nichtbank das Wertpapier zu einem festen Termin zurückkauft, sondern die Bank muss ihre Forderungen gegen den Schuldner des Wertpapiers geltend machen. Die verkaufende Nichtbank macht bei diesem Geschäft zwar einen Verlust, erhält dadurch aber den Vorteil danach wieder über flüssige Zahlungsmittel zu verfügen.


Diskontgeschäft Bilanzen.png


Dritte Möglichkeit: Ankauf forderungsloser Aktiva:

Forderungslose Aktiva sind zum Beispiel Aktien oder Grundstücke. Beim Erwerb solcher Aktiva gibt es keinen Schuldner, der mit seinem Einkommen oder seinem Vermögen haftet. Auch hier findet bei der Bank eine Bilanzverlängerung statt, da auf der Aktivseite das gekaufte Aktivum und auf der Passivseite das geschöpfte Sichtguthaben hinzugefügt werden. Bei der Nichtbank hingegen passiert nur ein Aktivatausch. Das Grundstück verschwindet aus der Aktivseite und wird durch ein Sichtguthaben ersetzt. Im Gegensatz zum Ankauf von forderungsbehafteten Aktiva geht die Bank beim Ankauf von forderungslosen Aktiva ein Kursrisiko ein. Der Marktwert des gekauften Aktivums kann sich ändern, während die Schuld der Bank gegenüber einer Nichtbank, also das geschöpfte Sichtguthaben gleich hoch bleibt.


Ankauf forderungsloser Aktiva.png

Belege von Autoritäten für die Existenz der Giralgeldschöpfung durch Geschäftsbanken

Deutsche Bundesbank

Zitat Bundesbank aus [Geld und Geldpolitik] (Stand Herbst 2010) auf den Seiten 67 und 68 unter der Überschrift "Wie das Bargeld in Umlauf kommt":


"Wenn eine Geschäftsbank Bedarf an Bargeld hat, nimmt sie bei der Zentralbank einen Kredit auf. Die Zentralbank prüft, ob die Voraussetzungen für eine Kreditvergabe erfüllt sind. Ist dies der Fall, schreibt die Zentralbank der Geschäftsbank den aufgenommen Betrag auf dem Konto der Geschäftsbank bei der Zentralbank gut. Die Zentralbank gewährt nur dann Kredit, wenn die Geschäftsbank den Kredit durch Hinterlegung von Pfändern besichert. Ganz allgemein handelt es sich bei solch einem Vorgang – Kreditgewährung und entsprechende Gutschrift auf einem Konto – um die Schöpfung von Buch- bzw. Giralgeld. In diesem speziellen Fall spricht man von der Schöpfung von Zentralbankgeld."

"Nutzt sie dieses Guthaben, um einen zuvor bei der Zentralbank aufgenommenen Kredit zu tilgen, kommt es zur „Vernichtung“ von Zentralbankgeld. Sowohl der Kredit als auch das Guthaben werden ausgebucht."


Zitat Bundesbank aus [Geld und Geldpolitik] (Stand Herbst 2010) auf den Seiten 68 und 70 unter der Überschrift "Wie das Giralgeld der Geschäftsbanken in Umlauf kommt":

"Aber wie ist dieses Giralgeld entstanden? Der Vorgang entspricht der Entstehung von Zentralbankgeld: In der Regel gewährt die Geschäftsbank einem Kunden einen Kredit und schreibt ihm den entsprechenden Betrag auf dessen Girokonto gut. Wird dem Kunden ein Kredit über 1.000 Euro gewährt (z. B. Laufzeit 5 Jahre, 5 %), erhöht sich die Sichteinlage des Kunden auf seinem Girokonto um 1.000 Euro. Es ist Giralgeld entstanden bzw. wurden 1.000 Euro Giralgeld geschöpft (siehe Grafik 1. Vorgang). Die Giralgeldschöpfung ist also ein Buchungsvorgang."

In der Auflage von 2007 beschreibt die Bundesbank den Vorgang der Geldschöpfung noch so als ob die Banken Geld von ihren Kunden weiterverleihen würden. Davon hat sie in der aktuellen Auflage von 2010 Abstand genommen. Ein direkter Vergleich beider Versionen ist hier möglich. Leider hat sie es immer noch nicht geschafft das fraktionale Reservesystem vollständig zu erklären.


Ottmar Issing

Ottmar Issing war Chefsvolkswirt und Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank. Im Oktober 2008 wurde er von der Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Vorsitzenden der Expertengruppe "Neue Finanzmarktarchitektur" berufen. Issing schreibt in seinem Buch "Einführung in die Geldtheorie" auf den Seiten 61 und 62 (13. Auflage):


"Analog zur Schaffung von Zentralbankgeld kann das Geschäftsbankengeld durch Monetisierung von Aktiva durch die Geschäftsbanken entstehen. Auch dieser Vorgang beruht entweder auf einer Kreditgewährung oder das Geld wird ohne Zunahme der Kreditsumme geschaffen.

Räumt eine Geschäftsbank beispielsweise einem Unternehmen einen Kontokorrentkredit in Höhe von 1000 ein, so zeigen die Bilanzen folgende Veränderungen:


IssingErsterFallS61.png


...


IssingZweiterFallS62.png


Im ersten Fall liegt also eine Bilanzverlängerung sowohl im Banken- wie im Nichtbankensektor vor, während im zweiten Fall bei der Nichtbank ein Aktivtausch stattfindet.

Geld ist in beiden Fällen geschaffen worden, weil die Geschäftsbank jeweils mit einer Forderung gegen sich bezahlt, die zur Geldmenge gerechnet wird; die betreffende Nichtbank verfügt über zusätzliche Sichtguthaben, mit denen sie per Scheck oder Überweisung Zahlungen leisten kann. Zur Geldvernichtung kommt es dagegen, wenn etwa ein Kredit zurückgezahlt oder ein Wertpapier von der Geschäftsbank an eine Nichtbank verkauft wird."


Federal Reserve Bank of Chicago

In der Publikation Modern Money Mechanics von 1961 schreibt die Federal Reserve Bank of Chicago auf der dritten Seite:


"The actual process of money creation takes place primarily in banks. As noted earlier, checkable liabilities of banks are money. These liabilities are customers' accounts."


Bank of England

Im Quarterly Bulletin 2007 Q3 schreibt die englische Zentralbank auf Seite 377:


"But by far the largest role in creating broad money is played by the banking sector. ... When banks make loans they create additional deposits for those have borrowed."


Europäische Zentralbank

Das langjährige Mitglied des Direktoriums der EZB Tommaso Padoa-Schioppa sagt in seiner Rede vom 9. November 2000:


"Over time ... Banknotes and commercial bank money became fully interchangeable payment media that customers could use according to their needs."

Bank für internationalen Zahlungsausgleich

im Vorwort von Committee on Payment and Settlement Systems der BIZ steht:


"Contemporary monetary systems are based on the mutually reinforcing roles of central bank money and commercial bank monies."


Rolf Gocht

Er war langjähriges Direktoriumsmitglied der Deutschen Bundesbank und hat 1975 das Buch Kritische Betrachtungen zur nationalen und internationalen Geldordnung veröffentlicht. Er befürwortet darin ein Vollgeldsystem (.......Link........) und schreibt:


"Eine Geschäftsbank oder die Gesamtheit der Geschäftsbanken ähnelt in mancher Hinsicht einer Notenbank, in anderer ist sie von dieser sehr verschieden. Eine Geschäftsbank macht Geld in der gleichen Technik wie eine Notenbank, aber sie kann es nur als privates Buchgeld, nicht als Notengeld machen." S.40 und 41 aus der 2. Auflage


"Vor allem kann keine der Geschäftsbanken ein gesetzliches Zahlungsmittel produzieren. Die Annahme ihrer Gutschriften als Geld im Zahlungsverkehr ist nicht mehr als eine Verkehrsgewohnheit, begründet auf dem Vertrauen, dass die jeweilige Bank immer 'solvent', d.h. in der Lage sein wird, ihre Gutschriften in Geld der Notenbank umzutauschen." S.41 aus der 2. Auflage


"Ganz überwiegend entsteht das Geld der Geschäftsbanken wie das der Notenbank durch Kreditgeschäfte, und zwar vornehmlich durch Kreditgeschäfte mit Unternehmen. Und ebenso wie das Notenbankgeld wird es durch Tilgung der Kredite vernichtet." S.41 aus der 2. Auflage


FAZ

Inzwischen hat auch die FAZ die Giralgeldschöpfung begriffen.


Weitere Zitate von seriösen Quellen werden hier von positive money aufgelistet.

Fraktionales Reservesystem oder Geldmultiplikator

Die Summe an Krediten, die eine Bank durch Giraldgeldschöpfung vergeben darf, ist nur indirekt durch die Summe von Kundenguthaben begrenzt. Einschränkende Größen stellen die Höhen der Mindestreservepflicht, der benötigten Zahlungsreserven und der Eigenkapitalanforderungen dar. Die Höhe der Mindestreserve ist abhängig von der Summe bestimmter Sicht-, Spar- und Terminguthaben, die im Besitz von Nicht-Banken sind und wird gesetzlich vorgeschrieben. Die Mindestreserve muß sich als unbares Zentralbankgeld auf dem Zentralbankkonto befinden. Der Zahlungsverkehr wird hauptsächlich mithilfe der Zahlungsreserven, das heißt den unbaren Überschussreserven auf dem Zentralbankkonto und den baren Reserven erledigt. Die Höhe dieser Zahlungsreserven wird nicht gesetzlich vorgeschrieben. Jede Bank darf selbst bestimmen wieviel Zahlungsreserven sie bereithalten muss, um einen störungsfreien Zahlungsverkehr sicher stellen zu können. Ende 2008 betrug die Höhe aller Sichtguthaben das 12fache aller Zahlungsreserven, das 17fache aller Überschussreserven und das 46fache aller baren Reserven der Banken. Fraktional betrachtet betrugen alle Zahlungsreserven 8%, alle Überschussreserven 5,9% und alle baren Reserven 2% aller täglich fälligen Sichtguthaben bei den Banken. Es gibt also zwei Betrachtungsweisen des Verhältnisses von Reserven zu Sicht-, Spar- und Terminguthaben. Man spricht von fraktionalem Reservesystem oder von Geldmultiplikator. Bei dem Modell des Geldmultiplikators wird aber bewußt oder unbewußt der falsche Eindruck erweckt werden, daß Guthaben weiterverliehen werden, wodurch die Giralgeldgeldschöpfung "aus dem Nichts" unterschlagen wird. Der Kreditvorgang wird so dargestellt, als ob eine Bank von vorhandenen Guthaben nicht Alles, sondern nur einen großen Teil weiterverleihen darf und einen kleinen Teil behalten muß. Die Höhe der Mindestreserve soll entscheiden wieviel die Bank behalten muß. Hat eine Bank zum Beispiel 100€ von einem Kunden erhalten und beträgt die Höhe der Mindestreservepflicht 5%, darf sie laut dem Geldmultiplikator nur 95€ weiterverleihen und muß 5€ als Mindestreserve behalten. Die 95€ landen dann irgendwann bei einer anderen Bank und werden von dieser wieder abzüglich der Mindestreserve weiterverliehen. Dieser Vorgang soll sich so oft wiederholen bis der große Teil, den die Bank weiterverleihen darf Null erreicht. Auf diese Weise soll eine Summe von möglichen Krediten entstehen, die ein Vielfaches des anfänglichen Guthabens erreichen können soll. Deshalb sollte nicht der Begriff Geldmultiplikator benutzt werden, sondern nur vom fraktionalen Reservesystem gesprochen werden. Denn Kredite und damit auch Sichtguthaben entstehen nicht durch Verleihen von Guthaben oder Reserven, sondern durch Giralgeldschöpfung, welche durch fraktionale Reserven-Refinanzierung ermögllicht wird. Die Höhe der Reserven wird vorauseilend oder nachträglich der Summe von durch Kundenkredite entstandenen Guthaben angepasst. Die Höhe der Reserven beschränkt die Kreditvergabe nicht wirklich, da sich die Banken in der Regel bei der Zentralbank problemlos refinanzieren können. Es kommt praktisch nie vor, daß einer Bank die Refinanzierung mit Zentralbankgeld durch die Zenralbank verwehrt wird. Die Zentralbank bietet Banken zum festgelegten Leitzins, der für alle Banken gilt, unbegrenzt Zentralbankgeld an. Das Publikum muß also kein Giralgeld auf ihren Girokonten bereitstellen und auch keine Sparguthaben gebildet haben, damit Banken Kredite an das Publikum vergeben können. Sparen muß dem Investieren mithilfe von Krediten nicht vorausgehen. Stattdessen läuft es umgekehrt ab. Banken vergeben Kredite und erzeugen dadurch neue Sichtguthaben, die anschließend zusätzliches Sparen (>M1) ermöglichen.

???Ausführliche Gegenüberstellung von fraktionalem Reservesystem und Geldmultiplikator???

Kreditvergabe durch die Zentralbank

Die Zentralbank verlangt Sicherheiten in Form von Wertpapieren, wenn eine Bank einen Zentralbankkredit haben möchte. Falls eine Bank aber droht pleite zu gehen, verhält sich die Zenralbank in der Regel nicht wie eine normale Bank im gleichen Fall gegenüber ihrem Kreditnehmer. Durch die Systemrelevanz von Banken werden sie von ihrem Gläubiger der Zentralbank nicht wie normale Schuldner behandelt, sondern dürfen in der Regel neue Kredite zu günstigen Bedingungen aufnehmen, um sich zu refinanzieren. Das gilt in besonderem Maße für große Banken oder in Zeiten einer Krise. Vor diesem Hintergrund verlieren die Sicherheiten der Banken an Bedeutung, da sie normalerweise nicht in Anspruch genommen, das heißt gepfändet werden. Ein weiterer Grund, um die Sicherheiten der Banken gegenüber der Zentralbank in Frage zu stellen, besteht darin, daß ein Teil der Wertpapiere (zum Beispiel Staatsanleihen), die als Sicherheit dienen sollen von den Banken durch Giralgeldschöpfung gekauft worden sind. Außerdem kaufen Banken auch von anderen Banken Wertpapiere und bezahlen mit Zentralbankgeld. Da aber gleichzeitig auch an andere Banken die gleichen Wertpapiere verkauft werden, fließt das Zentralbankgeld auf diese Weise wieder zurück. So daß unterm Strich die Banken keine Reservenabflüsse haben, aber trotzdem in den Besitz von Wertpapieren mit Laufzeiten von bis zu zwei Jahren gelangen, gegen deren Hinterlegung die Banken dann frisches Zentralbankgeld aufnehmen dürfen.

Welche Sicherheiten akzeptiert die Zentralbank?

Kreditvergabe durch Banken

Einer Kreditvergabe geht immer eine Bonitätsüberprüfung der Kreditnehmer voraus. Wie wahrscheinlich eine Zurückzahlung des Kredits ist, hängt vom Vermögen und Einkommen des Kreditnehmers ab. Beides dient der Bank als Sicherheit und kann gepfändet werden, falls der Kredit ausfallen sollte. Bei Investitionen von Unternehmen muß die Bank zusätzlich einschätzen wie sinnvoll diese Investitionen sind und ob sie sich rentieren. Die Strenge von Bonitätsprüfungen verändert sich je nach allgemeiner Wirtschaftslage. Wenn sich die Wirtschaft im Aufschwung befindet, vergeben Banken Kredite eher und zu besseren Bedingungen. Das Umgekehrte ist während dem Abschwung der Fall.

Die Summe der Kredite die von Banken vergeben werden können ist begrenzt. Erstens durch die Anzahl an Nichtbanken, die einen Kredit haben möchten und gleichzeitig auch über die erforderlichen Sicherheiten verfügen. Zweitens durch die Mindestreservepflicht die von Banken erfüllt werden muss und drittens durch die Eigenkapitalanforderungen.

Eigenkapitalanforderungen

Axel Grimm hat hier gut erklärt wie die Eigenkapitalanforderungen die Kreditvergabe der Banken einschränken. Zuerst sollte man wissen, dass Banken gesetzlich durch Basel II und Basel III verpflichtet sind bestimmte Eigenkapitalanforderungen zu erfüllen. Wieviel Eigenkapital vorhanden sein muss wird von der Aktivseite einer Bank bestimmt. Konkret bedeutet dies, dass jede Bank für jeden Teil ihrer Aktivseite eine betimmte Menge an Eigenkapital haben muss. Das gesamte Eigenkapital lässt sich also in einen reservierten Teil für schon vorhandene Aktiva und einen freien Teil unterteilen. Die Höhe des freien Eigenkapitals legt abhängig von den Vorschriften fest um wieviel eine Bank ihre Aktivseite erhöhen darf, also neue Kredite vergeben oder Wertpapiere kaufen darf. Die Gesetze schreiben für unterschiedliche Aktiva unterschiedliche Risikogewichtungen vor. Diese müssen nur in folgende Formel gesetzt werden, um das vorgeschriebene Eigenkapital zu berechnen:


Nennwert des Aktivum x 8 % x Risikogewichtung = Erforderliches Eigenkapital


Die 8% sind eine Konstante und bleiben daher immer gleich. Die Risikogewichtung des Aktivums wird durch Basel II vorgeschrieben und kann minimal 0% und maximal 1250% betragen. Staatsanleihen mit AAA-Ratings liegen bei 0%, während für Asset-Backed-Securities 1250% vorgesehen sind. Bei 1250% sind Eigenkapitalanforderungen in Höhe des vollen Nennwerts der Aktiva erforderlich.

Beispiel: Eine Bank kauft Staatsanleihen über eine Millionen € von Deutschland, welches von den drei großen Ratingagenturen ein AAA-Rating erhalten hat. Für AAA-Staatsanleihen beträgt die Risikogewichtung 0.

1.000.000 € x 8% x 0 = Null Eigenkapital erforderlich

Bei einem Rating von A+ steigt die Risikogewichtung für Staatsanleihen auf 20%. Jetzt sollte auch verständlich sein, warum das Herabstufen von Ländern durch Ratingagenturen den Banken Probleme bereitet. Plötzlich sollen sie Eigenkapital für Aktiva reservieren, für die sie vorher kein Eigenkapital benötigten.


Wieviel Eigenkapital muß eine Bank aufweisen, um Kredite vergeben zu dürfen?

Wie kann eine Bank ihr Eigenkapital erhöhen?

Geldmengensteuerung durch die Zentralbank

Die Hauptaufgabe der Zentralbank besteht darin für Geldwertstabilität zu sorgen. Die Kaufkraft des Geldes soll möglichst stabil bleiben, also weder in kurzen Zeiträumen stark steigen oder sinken, noch über einen langen Zeitraum schwach aber stetitg steigen oder sinken. Doch das erklärte Ziel der Zentralbank ist eine Inflation um 2%. Das würde über einen Zeitraum von etwa 35 Jahren zu einem Kaufkraftverlust von über 50% führen:


Geldwertverlust bei verschiedenen Inflationsraten - Bundesbank - Geld und Geldpolitik Seite 119.jpg


Sie hat also eine Aufgabe, die sie nicht erfüllen kann oder möchte. Stabilität der Kaufkraft des Geldes setzt voraus, daß die Geldmenge im Einklang mit dem Wirtschaftsprodukt mitwächst oder sogar mitsinkt, falls das Wirtschaftsprodukt sinken sollte. Die Bundesbank gibt aber offen zu, daß sie die Geldmenge nicht eindeutig definieren kann:

Zitat Bundesbank aus [Geld und Geldpolitik] (Stand Herbst 2010) Seite 66:

"Die Geldmenge lässt sich nicht eindeutig definieren Da die Übergänge zwischen den unterschiedlichen Einlagearten und kurzfristigen Finanzinstrumenten fließend sind, lässt sich die Geldmenge nicht eindeutig definieren. Letztlich hängt es beispielsweise von der Fragestellung einer Untersuchung ab, welche Einlagearten man zum Geld rechnet und welche nicht bzw. welche Geldmenge man in der Untersuchung verwendet. Vor diesem Hintergrund haben andere Länder ihre Geldmengen nach anderen Kriterien definiert, beispielsweise die Schweiz und die USA. In der praktischen Geldpolitik steht in der Regel derjenige Geldmengenbegriff im Vordergrund, der zur Erfüllung der geldpolitischen Ziele am besten geeignet erscheint. Für das auf Preisstabilität verpflichtete Eurosystem steht die weit abgegrenzte Geldmenge M3 im Vordergrund seiner monetären Lageeinschätzung."

Die Bundesbank gibt also zu, daß sie schon im Ansatz scheitert. Sie versucht eine Geldmenge zu kontrollieren, die von anderen Ländern anders definiert wird und zu einem großen Teil kein nachfragewirksames Geld ist, sondern etwa zur Hälfte aus Geldanlagen besteht. Dennoch versucht die Zentralbank über die Höhen der Mindestreserve und der Zentralbankzinsen indirekt und deshalb unzureichend Einfluß auf die Geldmenge zu nehmen. Die Höhe der Mindestreservepflicht wurde seit dem Beginn der dritten Stufe der Wirtschafts- und Währungsunion am 1.1.1999 nicht geändert. Ab dem 18.1.2012 wurde die Mindestreservepflicht von 2% auf 1% gesenkt.

Die Zentralbank verzichtet also auf eines ihrer beiden Instrumente, um die Geldmenge zu kontrollieren. Übrig bleibt der Zentralbankzins, den Banken bezahlen müssen, um sich Zentralbankgeld zu besorgen. Er wird in der Regel in kleinen Schritten erhöht oder gesenkt und bewegte sich in der Vergangenheit zwischen 1% und 4,5%.


???Schaubild oder Tabelle seit Euroeinführung zur Höhe des Zentralbankzinses???


Durch erhöhen der Zentralbankzinsen erhofft sich die Zentralbank, daß die Banken im Gegenzug auch die Kreditzinsen anheben. Infolgedessen sollen vom Publikum weniger Kredite nachgefragt werden als ohne Zentralbankzinserhöhung. Es gibt aber keinen Grund weshalb die Banken die Zentralbankzinserhöhung im Verhältnis 1:1 auf die Kreditzinsen übertragen sollten. Der Effekt sollte wesentlich niedriger ausfallen, da die für die Kreditvergabe benötigten Reserven ja nur einen Bruchteil/Fraktion dieser Kreditsumme betragen. Wenn eine Bank beispielsweise 10000€ Kredit gegen 5% Kreditzinsen vergeben möchte, braucht sie davon 1% an Zentralbankgeld auf ihrem Zentralbankkonto, um ihre Mindestreservepflicht zu erfüllen. Bei einem Zentralbankzins in Höhe von 1% müßte sie für 100€ genau 1€ an Zinsen zahlen. Umgerechnet auf ihre Kundenkreditzinseinnahmen von 500€ wäre das ein Verlust von 1€. Um diesen Verlust auszugleichen müßte die Bank ihren Kreditzins um soviel erhöhen, daß sie 501€ an Kreditzinsen erhält. Das wäre eine Erhöhung um 0,01 Prozentpunkte, also von 5% auf 5,01%. Bei einem sehr hohen Zentralbankzins von 5% entstehen bei diesem Beispiel Verluste von 5€, weshalb die Bank ihren Kreditzins um soviel erhöhen müßte, daß sie 505€ an Kreditzinsen erhält. Sie müßte also ihre Kreditzinsen von 5% auf 5,05% erhöhen.

  • Bei 1% Mindestreservepflicht müßte eine Bank ihren Kreditzins pro 1 Prozentpunkt an ZB-Zins um 0,01 Prozentpunkte erhöhen, um weiterhin gleich viel Gewinn machen zu können.
  • Bei 2% Mindestreservepflicht müßte eine Bank ihren Kreditzins pro 1 Prozentpunkt an ZB-Zins um 0,02 Prozentpunkte erhöhen, um weiterhin gleich viel Gewinn machen zu können.
  • usw.

Da die Mindestreserven aber rückverzinst werden, entstehen den Banken dafür keine Zinskosten. Sie müssen aber die notwendigen Sicherheiten bereitstellen. Dabei muss aber berücksichtigt werden, daß die Zinsen für hinterlegte Sicherheiten (z.B. Staatsanleihen oder andere Wertpapiere) weiterhin an die Banken fließen. Zinsen für Zentralbankgeldkredite fallen also nur für die Zahlungsreserven an. An Zahlungsreserven müssen Banken im Schnitt ....................

Es bleibt festzuhalten, daß die Kontrolle der Geldmenge durch die Zentralbank mangelhaft ist.


Hier ist ein aufschlussreicher Artikel im Spiegel von 1972, aus dem hervorgeht, dass den Bundesbankern ihr Machtverlust über das Geld schon lange selbst klar geworden ist.

Funktionsweise des Zahlungsverkehrs

Drei Kreisläufe des Geldsystems

Es gibt zwei unbare Kreisläufe und einen baren Kreislauf. Die unbaren Kreisläufe sind getrennt voneinander, das heißt daß unbares Geld innerhalb eines dieser Kreisläufe nicht in den anderen Kreislauf gelangen kann. Zum einen wäre das der unbare Interbankenkreislauf zwischen den Banken untereinander. Dort zirkulieren nur die Reserven auf den Zentralbankkonten zwischen den Banken oder die Banken benutzen ihre Interbank-Girokonten. Zum anderen wäre das der unbare Publikumskreislauf. Dort zirkuliert nur das Giralgeld innerhalb des Publikums zwischen den Kundengirokonten. Entweder direkt wenn sich die Kundengirokonten bei derselben Bank befinden oder indirekt, das heißt vermittelt über die Zentralbankkonten oder die Interbank-Girokonten, wenn sich die Kundengirokonten bei unterschiedlichen Banken befinden. Es ist ausgeschlossen, dass unbare Reserven direkt von einem Zentralbankkonto auf ein Kundengirokonto gelangen können. Solch ein Vorgang ist bilanziell und buchungstechnisch nicht möglich. Beim baren Kreislauf zirkuliert Bargeld zwischen der Zentralbank und den Banken direkt und auch zwischen den Banken und dem Publikum direkt. Es ist aber nicht möglich, daß Bargeld ebenso wie unbares Geld direkt vom Publikum zu der Zentralbank oder umgekehrt fließen. Das kann nur indirekt über die Banken als Zwischenstelle geschehen.


ZahlungsverkehrFRS.png

Unbarer Interbankenkreislauf

Der unbare Geldfluß zwischen Banken kann auf zwei Arten erfolgen. Entweder mit unbaren Reserven über die Zentralbankkonten bei der Zentralbank oder über Interbank-Girokonten. Wenn Banken Zahlungen untereinander über ihre Zenralbankkonten abwickeln, fließen immmer direkt unbare Reserven von einem Zentralbankkonto auf das andere. Die andere Art der Zahlung zwischen den Banken besteht in der Nutzung sogenannter Interbank-Girokonten. Banken können anderen Banken bei sich ein Interbank-Girokonto einrichten. Forderungen und Verbindlichkeiten auf solchen Konten entstehen, indem sich Banken darauf gegenseitig einen Überziehungskredit einräumen. (???Bedeutet das, daß auf solchen Konten nie ein positives Guthaben existieren kann und eines von diesen beiden Konten immer Null-Guthaben hat, oder vergeben Banken auf diesen Konten auch normale Kredite an andere Banken???) Das eigene Konto bei einer anderen Bank wird Nostro-Konto ("unser Konto") genannt, während das fremde Konto bei der eigenen Bank Loro-Konto ("ihr Konto") gennant wird. Wenn Bank A der Bank B etwas zu überweisen hätte, könnte Bank A also ihr Noro-Konto bei Bank B überziehen, so daß dort ein Soll entsteht. Umgekehrt wäre es für Bank A bei sich auch möglich dem Loro-Konto von Bank B den Betrag gutzuschreiben, falls dieses Loro-Konto ein Soll aufweist. Dieses Interbanken-Giralgeld wird in keiner der offiziellen Geldmengen erfasst. .... Wird irgendwann noch erweitert.

Was passiert in den Bankbilanzen und wie verändern sich die Geldmengen bei unterschiedlichen Geldflüssen und Geldschöpfungsprozessen?

Ausgangslage:

Die Bank hat sich 100 Euro Zentralbankgeld geliehen und sich 50 davon in Bargeld auszahlen lassen. Dem Zentralbankkonto der Bank wurden 100 gutgeschrieben, wovon sie sich die Hälfte gleich ausbezahlen ließ. Dadurch steigt M0 um 100 und die Zahlungsreserven der Bank ebenfalls um 100. Auf der Aktiva-Seite der Bank werden dadurch Zahlungsreserven in Höhe von 100 hinzugefügt. Gegenüber der Zentralbank hat die Bank auf ihrer Passiva-Seite nun eine Verbindlichkeit, also Schulden in Höhe von 100 stehen.


Seite 21 oben aus Monetäre Modernisierung von Joseph Huber.jpg


Bei Bankkreditvergaben an Nichtbanken und Bankkredittilgungen durch Nichtbanken?

Wenn nun ein Kunde einen Kredit von 100 haben möchte, verleiht die Bank nicht ihre Reserven, sondern schöpft dieses Giralgeld quasi aus dem Nichts und schreibt es dem Kundengirokonto gut. Durch einen zusätzlichen Bucheintrag findet eine sogenannte Bilanzverlängerung von 100 auf 200 statt. Auf der Aktivseite der Bankbilanz wird die Forderung "Kredit an Kunden" in Höhe von 100 hinzugefügt, ohne daß die Höhe der Reserven sinkt. Die Reserven bleiben unberührt und werden nicht verliehen, sondern dienen bei der Kreditvergabe nur als begrenzende Größe. Auf der Passivseite wird der gleiche Betrag als täglich fällige Verbindlichkeit gegenüber dem Kunden hinzugefügt. Der Kunde hat nun einerseits 100 mehr auf seinem Girokonto, aber dafür auch gleichzeitg 100 mehr Schulden bei der Bank. Durch diese Giralgeldschöpfung hat sich die M1-Geldmenge um 100 erhöht. Sobald der Kunde einen Teil des Kredits zurückzahlt, findet eine Bilanzverkürzung in entsprechender Höhe statt. Auf diese Weise wird Giralgeld vernichtet. Dadurch würde sich M1 verringern. M0 verändert sich durch diese Vorgänge nicht.


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GG KreditvergabeAnNichtbank farbig Hintergrund.png


GG KredittilgungDurchNichtbank farbig Hintergrund.png

Bei Giralgeldüberweisungen innerhalb einer Bank?

Wenn Kunde A 10 Euro von seinem Girokonto auf das Girokonto von Kunde B bei derselben Bank überweist, werden 10 Euro vom Girokonto A abgezogen und anschließend 10 Euro dem Girokonto B hinzugefügt. Innerhalb der Bankbilanz ändert sich nur die Zusammensetzung der Bilanzposition "täglich fällige Verbindlichkeiten". Für solche Umbuchungen muß die Bank weder bare noch unbare Reserven benutzen. M0 sowie M1 ändern sich nicht.


GG ÜberweisungBeiDerselbenBank farbig Hintergrund.png


Wenn eine Nichtbank ihr Giralgeld bei derselben Bank spart?

Wenn ein Kunde 20 Euro seines Girokontos auf sein Sparkonto bei derselben Bank anlegen möchte, findet nur eine interne Umbuchung von Verbindlichkeiten auf der Passivseite (Passivatausch) der Bank statt. Nun können nicht mehr 100 täglich fällig werden, sondern nur noch 80, während 20 erst nach der vereinbarten Frist fällig werden können. Die 20 wurden quasi stillgelegt oder eingefroren. Dadurch erhält die Bank nicht wie die meisten Menschen denken zusätzliches Geld, welches sie verleihen kann. Umfang und Zusammensetzung ihrer Aktiva ändern sich nicht. Bei diesem Beispiel verringert sich M1 um 20 und M2 erhöht sich um 20. Für solche internen Umbuchungen muß die Bank weder bare noch unbare Reserven benutzen. Deshalb bleibt M0 unverändert. Reserven würden abfließen, wenn der Kunde sein Geld auf ein Sparkonto bei einer anderen Bank anlegen würde. Der Vorteil für Banken, wenn ein Kunde einen Teil seines Sichtguthabens auf ein Sparkonto bei derselben Bank anlegt, besteht darin, daß die Bank für die dadurch geschrumpfte Summe an Sichtguthaben (täglich fällige Verbindlichkeiten) nun weniger Zahlungsreserven bereithalten muß. Hat der Kunde sein Girokonto bei Bank A und will sein Geld aber auf dem Sparkonto bei Bank B anlegen, bestünde der Vorteil für Bank B darin, daß ihr durch die Überweisung über die Zentralbankkonten unbare Reserven zufließen würden.


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GG NichtbankSpart farbig Hintergrund.png


Wenn eine Nichtbank Bargeld abhebt?

Wenn ein Kunde 40 Euro am Geldautomat von seinem Girokonto abhebt, sinken die baren Reserven der Bank um den gleichen Betrag. Die Bilanzsumme der Bank hat sich verringert und zwar nicht durch Giralgeldvernichtung, sondern weil bare Reserven (M0) in das Publikum geflossen sind. Dadurch hat dieses Bargeld die Geldmenge M1 erhöht. M0 dagegen ist gleich geblieben. Sobald dieses Bargeld vom Publikum wieder zurück zu einer Bank fließt verringert sich M1.


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GG NichtbankHebtBargeldAb farbig Hintergrund.png


Bei Giralgeldüberweisungen zwischen unterschiedlichen Banken?

Wenn Kunde A 40 Euro seines Girokontos A bei Bank A auf das Girokonto B von Kunde B bei der Bank B überweist, fließt dieses Giralgeld nicht direkt von Bank A zu Bank B. Dieser Zahlungsvorgang wird nur über den Interbankenkreislauf vermittelt und besteht aus drei Schritten.

  • Erstens werden dem Girokonto A durch Bank A 40 Euro abgezogen, wodurch sich die Passiva von Bank A um 40 Euro täglich fälliger Verbindlichkeiten verringern.
  • Zweitens überweist Bank A 40 Euro an Bank B. Diese Zahlung kann auf zwei Arten erfolgen. Entweder mit unbaren Reserven über die Zentralbankkonten bei der Zentralbank oder über Interbank-Girokonten. Bei der Zahlung mit Reserven über Zentralbankkonten fließen 40 Euro an unbaren Reserven vom Zentralbankkonto der Bank A direkt zum Zentralbankkonto von Bank B. Das bedeutet einen Reservenabfluß von 40 Euro auf der Aktiva-Seite von Bank A, während sich bei Bank B die unbaren Reserven auf der Aktiva-Seite um 40 erhöhen.
  • Drittens werden dem Girokonto B durch Bank B 40 Euro gutgeschrieben, wodurch sich die Passiva von Bank B um 40 Euro täglich fälliger Verbindlichkeiten erhöhen. Wenn die Zahlung über die Interbank-Girokonten erfolgt fließen keine Reserven.


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GG ÜberweisungBeiUnterschiedlichenBanken farbig Hintergrund.png


Falls der Kunde von Bank B 40 an den Kunden von Bank A zurück überweist, findet der gleiche Vorgang in umgekehrter Weise statt.


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Bei Zentralbankkreditvergabe an eine Bank?

Wenn das Publikum mehr Kredite oder Zahlungsmittel haben möchte als die Banken aufgrund ihrer Zahlungsreserven bereitstellen können, müssen sich die Banken bei der Zentralbank durch Zentralbankkredit refinanzieren. Durch die zusätzlichen Reserven in Höhe von 10 kann die Bank nun einen Kredit in Höhe von 200 vergeben.


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GG Zentralbankkredit farbig Hintergrund.png


Wenn eine Nichtbank mit ihrem Giralgeld ein von derselben Bank neuemittiertes Wertpapier kauft? (z.B einen Bankschuldverschreibung)

Im Prinzip passiert das gleiche wie wenn der Kunde sein Giroguthaben (M1) auf seinem Sparkonto (M2) anlegen würde. M1 sinkt, während M3 steigt. Es findet ein Passiva-Tausch innerhalb der Bankbilanz statt. Auf der Passiva-Seite verringern sich die täglich fälligen Verbindindlichkeiten, wodurch die Bank auf weniger Zahlungsreserven angewiesen ist. Die Summe aller Verbindlichkeiten bleibt gleich. In der Kundenbilanz findet ein Aktiva-Tausch statt. Das Giralgeld wird durch den Sparbrief ersetzt. M0 verändert sich nicht.


GG NichtbankKauftNeuemittiertesWertpapierVonBank farbig Hintergrund.png


Wenn eine Bank ein neuemittiertes Wertpapier von einer Nichtbank kauft? (z.B. eine Staatsanleihe)

In diesem Fall wird das Giralgeld mit dem die Bank das Wertpapier kauft von der Bank geschöpft. Es findet eine Bilanzverlängerung statt. Das neue Giralgeld erhöht die Passivseite der Bankbilanz durch hinzufügen zusätzlicher täglich fälliger Verbindlichkeiten, während auf der Aktivseite das Wertpapier hinzukommt. Geldmenge-M1 hat sich erhöht. In der Bilanz des Emittenten erhöht sich die Aktivseite durch Giroguthaben in Höhe der Kaufsumme, während auf der Passivseite das Wertpapier als Verbindlichkeit hinzukommt.

Mehr über Staatsanleihen erfährst Du in einem Beitrag von Piratos.


GG BankKauftNeuemittiertesWertpapierVonNichtbank farbig Hintergrund.png

Wenn eine Nichtbank ein nicht neuemittiertes Wertpapier von einer Bank kauft?

Dadurch kommt es bei der Bank zu einer Bilanzverkürzung. Das Wertpapier verschwindet von der Aktivseite und das Giroguthaben mit dem der Kunde bezahlt hat verschwindet von der Passivseite. In der Nichtbankbilanz findet ein Aktivtausch statt, weil das Giralgeld verschwindet, während das Wertpapier hinzukommt. Reservenabflüsse oder -zuflüsse finden nur statt, wenn der Kunde sein Girokonto bei einer anderen Bank hat. M0 würde sich dadurch aber nicht ändern.


GG NichtbankKauftNichtNeuemittiertesWertpapierVonBank farbig Hintergrund.png


Wenn eine Bank Bargeld von der Zentralbank abhebt?

Die unbaren Reserven sinken, während die baren Reserven steigen. In der Bankbilanz findet ein Aktivtausch statt. Bei der Zentralbank hingegen liegt ein Passivtausch vor. Der umlaufende Bargeldmenge steigt und die unbaren Reserven der Banken sinken.


GG BankHebtBargeldAb farbig Hintergrund.png


Wenn ein Geldfälscher eine Banknote fälscht?

Der Geldfälscher kauft für 20 € Giralgeld die nötigen Zutaten und stellt daraus eine 100 € Blüte her. Zuerst verliert er also 20 € Giralgeld. Durch die Blüte erhält er aber 100 €, wodurch sein Eigenkapital um 80 € steigt.


GG Nichtbank fälscht Banknote.png


Wenn eine Bank Kreditzinszahlungen von einer Nichtbank erhält?

Die Nichtbank zahlt ihre Kreditzinsen mit Giralgeld, wodurch in der Bankbilanz Kundensichtguthaben vernichtet werden. Das Eigenkapital der Nichtbank verringert sich dadurch, wohingegen sich das Eigenkapital der Bank vergrößert.


GG KreditzinszahlungenAnBank farbig Hintergrund.png


Wenn eine Bank ihre Gewinne ausgibt?

Die Bank schreibt den Betrag, den sie ausgeben will, dem Girokonto des Empfängers gut und schöpft dadurch Giralgeld. Dadurch sinkt ihr Eigenkapital. Der Empfänger erhält das Giralgeld, woraufhin sich sein Eigenkapital erhöht.


GG BankGibtGewinneAus farbig Hintergrund.png


Wenn ein Kredit ausfällt und die Bank die Sicherheit verwerten muss?

Nichtbank A kann ihren Kredit nicht zurückzahlen. Deshalb verschwindet aus ihrer Bilanz ihre Kreditverbindlichkeit gegenüber der Bank und ebenso ihre Sicherheit in Form einer Immobilie. Die Bank schreibt die Kreditforderung gegenüber Nichtbank A ab und versteigert die Immobilie von Nichtbank A. Nichtbank B kauft diese Immobilie mit Giralgeld. In diesem Beispiel sind beide Nichtbanken bei derselben Bank. Durch den Verkauf der Immobilie verschwindet in der Bankbilanz Kundensichtguthaben in entsprechender Höhe.


GG KreditausfallSicherheitsverwertung farbig Hintergrund.png


Wenn ein Kredit ausfällt und die Bank keine Sicherheit verwerten kann?

Die Bank schreibt Kreditforderungen gegenüber dem Kreditnehmer ab und erleidet dadurch einen Eigenkapitalverlust.


GG KreditausfallOhneSicherheitsverwertung farbig Hintergrund.png


Wenn der Staat Münzen prägen lässt und sie anschließend an die Zentralbank verkauft?

Vorab: Münzen sind nicht Bestandteil der Bargeldpositionen in Bilanzen. Auch in der Zentralbankbilanz sind Münzen nicht in 'Bargeld im Umlauf' enthalten, sondern stehen als Vermögenswert auf der Aktivseite.

Der Staat bezahlt für die Herstellungskosten 0,5 € Giralgeld an die Münzprägeanstalt und erhält dafür eine Münze zum Nennwert von 2 €. Dadurch erhöht sich sein Eigenkapital um 1,5 €. Anschließend verkauft er die Münze gegen unbares Zentralbankgeld an die Zentralbank.

Wenn der Staat eine Staatsanleihe emittieren (müsste er nicht prägen lassen, sondern könnte sie selbst herstellen) und an die Zentralbank verkaufen würde, fänden die gleichen Bilanzveränderungen statt. Mit dem Unterschied, dass die Herstellung von Staatsanleihen unabhängig von ihrem Nennwert so gut wie kein Geld kostet. Münzen sind letztendlich nichts anderes als in Metall gegossene unverzinsliche Staatsanleihen. Münzen sind zinsfreie Staatsschulden ohne Fälligkeit. Ansonsten unterscheiden sie sich nicht von normalen Staatsanleihen, wenn von den höheren relativen Herstellungskosten abgesehen wird.


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Wenn eine Bank einer anderen Bank einen Kredit gibt?

Wenn eine Bank einer anderen Bank ein Wertpapier abkauft?

???Wenn euch Fehler aufgefallen sind oder ihr weitere Fälle hinzugefügt haben möchtet schreibt dies bitte ins entsprechende Piratenpad???



Sich ausgleichende Geldflüsse und tägliche Saldierungen

Grundsätzlich gilt bei Geldflüssen, daß Abflüsse zeitnah durch Zuflüsse ausgeglichen werden. Das gilt für Kreditvergaben und -tilgungen, für Bargeldabhebungen und -einzahlungen, für Überweisungen und für das Anlegen von Geld. Dies geschieht umso lückenloser, je größer eine Bank ist. Jede Bank muß darauf achten, daß sie genügend Reserven vorrätig hält, um ihre Zahlungen störungsfrei tätigen zu können. Das Ziel der Banken besteht darin, durch eine möglichst geringe Reservenhaltung ihre Zinszahlungen an die Zentralbank niedrig zu halten.

Wenn Banken ihre Zahlungen mithilfe von Reserven abwickeln, fließt nicht bei jeder einzelnen Zahlung Geld. Stattdessen wird einmal täglich saldiert, das bedeutet Zu- und Abflüsse werden miteinander verrechnet. Nur für die übriggebliebenen Forderungen und Verbindlichkeiten werden Reserven von einem Zentralbankkonto auf ein anderes Zentralbankkonto überwiesen. Falls eine Bank nach der Saldierung ein Reservendefizit hat, leiht sie sich kurzfristig die fehlenden Reserven von Banken mit Reservenüberschüssen oder direkt von der Zentralbank.



Clearingsystem

Theoretisch wird jede Giralgeldüberweisung zwischen Banken im Hintergrund von einer Überweisung in unbarem Zentralbankgeld zwischen den Zentralbankkonten begleitet. In der Praxis wird aber nur einmal pro Tag unbares Zentralbankgeld überwiesen. Am Ende des Geschäftstages werden alle Zuflüsse und Abflüsse in Giralgeld gegengerechnet, das heißt saldiert. In der Regel gleichen sich diese Zuflüsse und Abflüsse fast aus. Aus diesem Grund muß nur ein Bruchteil der Summe an Giralgeld-Überweisungen in Wirklichkeit in Zentralbankgeld von einem Zentralbankkonto zu einem anderen Zentralbankkonto überwiesen werden.


Im unteren Beispiel wurden von den Girokonten bei Bank B an einem Tag Giralgeld in Höhe von 247.000 € an Girokonten bei Bank A überwiesen, während von Bank A etwas weniger nämlich 241.000 € zu Bank B überwiesen wurden. Dies hat zur Folge, daß Bank B nur 6.000 € Zentralbankgeld benötigt, um am Ende des Tages ihre Verbindlichkeiten gegenüber Bank A zu begleichen.


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Einteilung nach der Zusammensetzung der Geschäftspartner:

Die Auswirkung von Transaktionen, Zahlungen, Geldanlagen und so weiter läßt sich anhand der betroffenen Geschäftspartner kategorisieren:

  • Bank <-> Bank: Geschäfte zwischen Banken haben keinen Einfluß auf die Größen der Zentralbankgeldmenge, der M1-Geldmenge, der M2-Guthaben oder der M3-Geldanlagen. Solche Geschäfte werden mit Interbanken-Giralgeld auf den Interbanken-Girokonten oder mit den Zahlungsreserven auf den Zentralbankkonten abgewickelt.
  • Bank <-> Nicht-Bank:
  • Nicht-Bank <-> Nicht-Bank: Bei Neuemission steigt die Menge der jeweilgen Geldanlagenart. Zum Beispiel würden die M3-Geldanlagen steigen, wenn es sich bei diesem Geschäft um den Kauf von Geldmarktpapiere handelt, die von Unternehmen emittiert worden sind. Die Höhen der M0-Geldmenge, der M1-Geldmenge und der M2-Guthaben bleibt bei Geschäften zwischen Nicht-Banken immer gleich.

Wenn es sich dagegen um nicht neuemittierte Geldanlagen handelt, bleiben alle Geldmengen sowie die Menge der betroffenen Geldanlagen gleich.



M1-Geldmenge steigt wenn ...

  • eine Bank einen Kredit an eine Nicht-Bank vergibt.
  • eine Bank eine Geldanlage von einer Nicht-Bank kauft. (z.B. Staatsanleihen)
  • eine Nichtbank ihre Geldanlage bei einer Bank auflöst/liquidiert.

M1-Geldmenge sinkt wenn ...

  • ein Kredit getilgt wird.
  • eine Bank eine Geldanlage an eine Nicht-Bank verkauft.
  • eine Nichtbank M1-Geld bei einer Bank anlegt (M2, M3 usw.).



Unterschied zwischen Brutto- und Netto-Giralgeldschöpfung

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Die Sparguthaben stehen stellvertretend für alle Verbindlichkeiten von Banken gegenüber Nichtbanken, also vorallem auch Terminguthaben und Bankschuldverschreibungen. Die Auswirkungen von "Sparen" trifft immer dann zu, wenn aus täglich fälligen Verbindlichkeiten von Banken gegenüber Nichtbanken nicht täglich fällige Verbindlichkeiten werden. Die Folgen von "Entsparen" dagegen treten beim umgekehrten Fall auf, wenn also nicht täglich fällige Verbindlichkeiten von Banken gegenüber Nichtbanken zu täglich fälligen Verbindlichkeiten werden.



Warum nehmen Banken noch Spar- und Terminguthaben von Nichtbanken an?:

Da Banken Guthaben von Nichtbanken nicht brauchen, um Kredite durch Giralgeldschöpfung vergeben zu können, erscheint es unsinnig, daß die Banken Zinsen auf Guthaben bezahlen. Warum tun sie es dennoch?

Es gibt einen Hauptgrund der allein genommen ausreicht um Banken zu zwingen Sparzinsen zu zahlen:

Wenn eine Bank damit anfinge ihren Kunden keine Guthabenzinsen mehr zu bezahlen, würden die Nichtbanken ihre nicht täglich fälligen Forderungen gegenüber dieser Bank auflösen, das heißt in Sichtguthaben (Giralgeld) umwandeln lassen um sie anschließend zu anderen Banken zu überweisen, wo sie Zinsen bekämen. Das hätte bei der betroffenen Bank einen Abfluss an unbaren Zahlungsreserven zur Folge, der nicht durch Zuflüsse ausgeglichen werden würde.

Im folgenden werden mehrere mögliche Szenarien vorgestellt. Es wird anhand von Bilanzen gezeigt was passieren könnte, falls sich eine einzelne Bank, eine Monopolbank oder alle Banken (nach gemeinsamer Absprache) entscheiden sollten ab einem bestimmten Zeitpunkt keine Guthabenzinsen mehr zu bezahlen.



Eine einzelne Bank zahlt keine Guthabenzinsen mehr

Dieses Szenario gilt stellvertretend für alle Fälle, bei denen mindestens eine Bank weiterhin Guthabenzinsen anbietet.

Eine einzelne Bank deren Bilanzsumme 10% des gesamten Bankensektors ausmacht zahlt ab einem bestimmten Zeitpunkt keine Guthabenzinsen mehr. Die Bank würde also keine neuen Sparguthaben mehr annehmen und die bestehenden Sparguthaben würden spätestens nach Ablauf der vertraglichen Frist in Sichtguthaben umgewandelt werden. Wie würden die Kunden dieser Bank reagieren? Früher oder später würden alle Kunden ihre Sichtguthaben zu anderen Banken überweisen und dort gegen Guthabenzinsen in Sparguthaben umwandeln lassen.

Unten sind die Bilanzen zu sehen, bevor Bank A aufhört Guthabenzinsen zu bezahlen.



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Bank A müßte normalerweise die anderen Banken zu denen die Kunden ihre Guthaben überweisen mit Zentralbankgeld bezahlen. Da Bank A aber nicht über genügend Zentralbankgeld verfügt gibt es für sie nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie leiht sich Zentralbankgeld in Höhe der abfließenden Kundenguthaben von der Zentralbank oder sie verschuldet sich bei den anderen Banken. In den untenstehenden Bilanzen wird letztere Möglichkeit dargestellt. Bank A hat die Sichtguthaben und die Sparguthaben ihrer Kunden verloren. (In der Realität wären alle Verbindlichtkeiten von Bank A gegenüber Nichtbanken betroffen) Dieser Verlust wurde durch Kredite des restlichen Bankensektors ausgeglichen. Der restliche Bankensektor hat im Gegenzug neue Kunden hinzugewonnen und dementsprechend die Kunden-Sichtguthaben und -Sparguthaben erhöht. Auf der Aktivseite wurde dies durch Kreditforderungen gegenüber Bank A ausgeglichen. Natürlich verlangt der restliche Bankensektor von Bank A höhere Zinsen als er selbst an seine Kunden für deren Sparguthaben bezahlt. Unterm Strich hat Bank A also nun höhere Kosten als wenn sie ihren Kunden weiterhin Guthabenzinsen bezahlt hätte. Dieser absurde Zustand tritt deshalb in der Wirklichkeit auch nicht auf.



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Theoretisch gäbe es für Bank A auch die Möglichkeit sich das nötige Zentralbankgeld direkt von der Zentralbank zu leihen. Aber warum sollte die Zentralbank darauf eingehen? Da alle Verbindlichkeiten von Bank A gegenüber Nichtbanken durch Zentralbankkredite ersetzt werden müssten, hätte das zur Folge, daß die Zentralbank von Bank A fast alle Forderungen gegenüber Nichtbanken als Sicherheiten annehmen müsste. Dann würde die Zentralbank fast alle Risiken eines privaten Unternehmens übernehmen. Auch dieser Zustand wäre einfach nur absurd.

Trotzdem werden die Auswirkungen solch einer Aktion der Vollständigkeit halber in folgenden Bilanzen dargestellt. Selbst wenn es dazu käme, würde Bank A davon höchstwahrscheinlich nicht profitieren. Denn wenn die Zinsen für die Zentralbankkredite höher wären als die Sparguthabenzinsen, hätte Bank A höhere Kosten. Der restliche Bankensektor könnte die zusätzlichen unbaren Reserven bei der Zentralbank gegen Zinsen (Einlagefazilität) anlegen, wodurch er Einnahmen hätte. Außerdem würde er Kosten sparen, weil er seine alten Zentralbankkredite tilgen könnte. Es könnte passieren, daß er für die neuen Sparguthaben nicht die üblichen Zinsen zahlen könnte, aber das hängt von der Höhe der Zentralbankzinsen ab.



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Eine Monopolbank zahlt keine Guthabenzinsen mehr

Im nächsten Szenario wird angenommen, daß durch laufende Fusionen irgendwann eine Monopolbank entstanden wäre. Nichtbanken hätten also nicht mehr die Möglichkeit im Inland ihre Guthaben zu anderen Banken zu überweisen.

Falls es sich dabei um eine geschlossene Wirtschaft handeln würde, könnten die Nichtbanken tatsächlich nicht mehr ausweichen. In den folgenden Bilanzen ist dieser Zustand dargestellt.



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Eventuell bestünde aber die Gefahr, dass Nichtbanken aus Trotz oder Frust ihre Sichtguthaben in bar abheben würden. Dann müsste die Zentralbank ausreichend Kredite geben, damit die Monopolbank nicht zahlungsunfähig wird. In diesem Fall müsste die Zentralbank wie schon oben in dem Szenario mit der einzelnen Bank Forderungen eines privaten Unternehmens als Sicherheiten akzeptieren, was sie im Übermaß aber ablehnen sollte. Und auch die Monopolbank könnte unterm Strich Verluste machen, falls die Zentralbankzinsen höher ausfallen sollten als die Guthabenzinsen für Sparer.



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In der Realität würde sich die Monopolbank aber in einer offenen Wirtschaft befinden. Deshalb würden die Nichtbanken ihre Guthaben zu ausländischen Banken überweisen. Dann würde das gleiche wie oben beim Szenario mit der einzelnen Bank passieren. Die Monopolbank wäre gezwungen sich bei den ausländischen Banken zu verschulden. Dies wäre bei festen Wechselkursen wie im Euro auf jeden Fall so.



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Bei festen Wechselkursen wie im Euro könnte sich die Monopolbank natürlich auch das benötigte Zentralbankgeld wie Bank A im Szenario einer einzelnen Bank von der nationalen Zentralbank leihen. Dann gäbe es aber auch die gleichen Probleme.



Bei flexiblen Wechselkursen ist es komplizierter.



Alle Banken zahlen keine Guthabenzinsen mehr

Falls sich alle Banken gemeinsam dazu entschließen keine Guthabenzinsen mehr zu bezahlen treten die gleichen Probleme wie im Szenario mit der Monopolbank auf. Auf Bilanzdarstellungen wurde deshalb an dieser Stelle verzichtet.



Andere Gründe warum Banken Guthabenzinsen bezahlen

Es gibt auch noch andere Gründe, die allein genommen die Zahlung von Guthabenzinsen nicht erzwingen, aber trotzdem eine Rolle spielen.


  • Natürlich wollen Banken Kunden langfristig an sich binden, da Kunden dort wo sich ihre Guthaben befinden normalerweise ihr Konto überziehen, größere Kredite aufnehmen und Wertdepots eröffnen. Deshalb lohnt es sich für Banken auf der Passivseite Habenzinsen zu zahlen, solange die Sollzinsen auf ihrer Aktivseite höher sind.
  • Natürlich führt das Anbieten von Guthabenzinsen auch dazu, daß Banken neue Kunden gewinnen können.







Aktiva und Passiva der deutschen Banken Oktober 2010.jpg

Schwächen des Teil-Reservesystems

Dauerhafte Gefahr von Bank Runs

Selbstbetrug Einlagensicherung

Prozyklische Geldschöpfung

boom-bust-Zyklen beschreiben und erklären an welchen Punkten Vollgeld dämpfend wirkt. -> Vortrag von Peukert bei Jahrestagung (Minsky-Zyklus)


Schuldgeld

Staatsverschuldung ist notwendig damit der Privatsektors über Netto-Geldvermögen verfügen kann

Fragen und Antworten

Welchen Anspruch hat ein Bargeldbesitzer gegenüber der Zentralbank?

Folgende Frage wurde der Deutschen Bundesbank gestellt:

"Welchen rechtlich einklagbaren Anspruch hat der Besitzer (=Eigentümer?) einer EURO-Banknote oder einer EURO-Münze (=Scheidemünze, also verbriefter Anspruch auf Zentralbankgeld?)?

Ich habe gelesen, dass sowohl die EUR-Münzen als auch die EUR-Banknoten streng genommen verbrieftes Zentralbankgeld darstellen. Naiv würde man annehmen, dass man einen Anspruch auf einen Teil der in Pension gegebenen Wertpapiere der Geschäftsbanken hat. Dies ist meines Wissens (ohne das ich es belegen könnte) nicht der Fall.

In einem Ladengeschäft kann ich mir in der Regel einen 10 EUR Schein gegen beispielsweise zwei 5 EUR Scheine wechseln lassen. Das Ladengeschäft ist NICHT dazu verpflichtet das zu tun. Falls ein 10 EUR Schein einen rechtlich einklagbaren Anspruch auf etwas darstellt, dann vielleicht die Pflicht der Zentralbank mir diesen zu wechseln, selbst wenn es nur der gleiche 10 EUR Schein ist den ich zur Zentralbank zwecks Einwechselung getragen habe.

Wenn es diesen rechtlich einklagbaren Anspruch gibt, dann möchte ich wissen auf welchem oder welchen Gesetz(en)/Paragraph(en)/Artikel(en) er beruht und wo ich diese nachlesen kann."


Die Antwort der Deutschen Bundesbank:

"Die Rechte, die der Eigentümer einer Euro-Banknote oder -Münzen gegen den Emittenten hat, ergeben sich für Banknoten aus Art. 3 des Beschlusses der Europäischen Zentralbank vom 13. Dezember 2010 über die Ausgabe von Euro-Banknoten geregelt. Nach Art. 3 Abs. 2 dieses Beschlusses nehmen die nationalen Zentralbanken der teilnehmenden Mitgliedstaaten sämtliche Euro-Banknoten, d.h. unabhängig vom aufgedruckten Ländercode, zum Austausch in Euro-Banknoten des gleichen Wertes oder zur Gutschrift auf ein bei der Empfänger-NZB unterhaltenes Konto an. Den Beschluss finden Sie unter folgendem Link:

http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2011:035:0026:0030:DE:PDF

Anders als Euro-Banknoten werden Euro-Münzen vom jeweiligen Mitgliedstaat ausgegeben. Euro-Umlaufmünzen, also die Münzen von 1 Cent bis 2 Euro, sind in allen Mitgliedstaaten gleichermaßen gesetzliches Zahlungsmittel. Nach § 3 Abs. 2 des Münzgesetzes hat die Deutsche Bundesbank, unbeschadet des Art. 123 Abs. 1 des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union und des Art. 8 Abs. 2 der Verordnung (EU) Nr. 1210/2010 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Dezember 2010 zur Echtheitsprüfung von Euro-Münzen und zur Behandlung von nicht für den Umlauf geeigneten Euro-Münzen (ABl. L 339 vom 22.12.2010, S. 1), Euro-Münzen und deutsche Euro-Gedenkmünzen in jeder Zahl und in jedem Betrag für Rechnung des Bundes in Zahlung zu nehmen oder in andere gesetzliche Zahlungsmittel umzutauschen.

Das Münzgesetz finden Sie unter folgender Verknüpfung:

http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/m_nzg_2002/gesamt.pdf


Was passiert innerhalb der Bankbilanz, wenn ein Kredit an eine Nichtbank ausfällt? und Entsteht Giralgeld, welches nicht mehr verschwinden kann, wenn Kredite ausfallen?

Was passiert, wenn eine Bank pleite geht?

Sind Geschäftsbanken wirklich private Gelddruckereien?

Ja, das ist eine wahrheitsgemäße und nicht übertriebene Behauptung. Von Geschäftsbanken geschaffenes Giralgeld ist mit privaten Banknoten gleichzusetzen. Wenn man sich vorstellt, dass Geschäftsbanken ihren Kreditnehmern selbst hergestellte Banknoten verleihen würden statt ihnen virtuelles Buchgeld auf ihren Girokonten gutzuschreiben, lässt sich erkennen, dass Giralgeld genauso wie eigene Banknoten 100%iges Privatgeld ist. Denn beides stellt lediglich ein Versprechen auf staatliche Banknoten dar.


Dazu ist folgendes Gedankenexperiment nötig:

Alles Geld wäre Papiergeld. Es gäbe nur private oder staatliche Banknoten und keine Sichtguthaben mehr. Geschäftsbanken könnten sich wie heutzutage staatliche Banknoten von der Zentralbank besorgen.


Während Kredittilgungen mit staatlichen Banknoten möglich wären, würden Banken aus irgendeinem Grund aber staatliches Papiergeld nicht zur Verwahrung annehmen. Aus irgendeinem Grund würden Banken also kein staatliches Papiergeld zur Verwahrung annehmen. Kredittilgungen mit staatlichen Banknoten wären dagegen möglich.

Bargeldloser Zahlungsverkehr wäre nicht möglich.

Keine Nichtbank hätte ein Sichtguthaben bei einer Bank.

Das wäre die Ausgangssituation.


Zur Vereinfachung gehen wir nur von zwei Geschäftsbanken aus, der Deutschen Bank und der Commerzbank. Die Deutsche Bank würde Deutsche Bank-Taler und die Commerzbank Commerzbank-Gulden als Papiergeld drucken und an ihre Kreditnehmer verleihen. Diese privaten Banknoten wären jederzeit bei den herausgebenden Banken 1 zu 1 in stattliche Euro-Banknoten umtauschbar. Aus irgendeinem Grund gäbe es kein Buchgeld. Bargeldloser Zahlungsverkehr wäre nicht möglich. Alles Geld wäre Papiergeld. Solch ein Szenario ist natürlich unrealistisch, weil ein normaler Mensch statt privaten Banknoten immer staatliche Banknoten verlangen würde, da private Banknoten keinen Vorteil gegenüber staatlichen Banknoten hätten. Trotzdem führen wir dieses Gedankenexperiment nun fort. Die Deutsche Bank würde also einen Kredit in Höhe von 1.000 vergeben. Dem Kreditnehmer würde sie 1.000 Deutsche Bank-Taler aushändigen.


Kann eine Zentralbank pleite gehen oder zahlungsunfähig werden?

Eine Zentralbank kann zwar pleite gehen, wenn ihr Eigenkapital negativ wird. Aber das bedeutet nicht, dass sie wie ein normales Unternehmen ..... Stattdessen würde eine Zentralbank einfach weitermachen können wie bisher. Im Fall einer Zentralbank einer eigenen Währung, deren Wert zu anderen Währungen über freie Wechselkurse geregelt wird, hätte das aber zur Folge, dass die Währung der betroffenen Zentralbank abgewertet werden würde. Auf diese Weise würde eine Wertberichtigung eintreten.

Zahlungsunfähig kann eine Zentralbank nie werden, da sie niemandem Geld schuldet und das Zentralbankgeld mit dem sie bezahlen muss in jedem Fall selbst schaffen kann.

Kann eine Geschäftsbank pleite gehen oder zahlungsunfähig werden?

Eine Geschäftsbank kann wie jedes andere Unternehmen auch pleite gehen, wenn das Eigenkapital negativ wird. Anders als die Zentralbank kann eine Geschäftsbank aber auch zahlungsunfähig werden. Zwar kann sie Nichtbanken mit selbstgeschöpftem Nichtbankengeld bezahlen, aber das Zentralbankgeld, welches sie benötigt, um andere Banken oder die Zentralbank zu bezahlen, kann sie nicht selbst schöpfen, sondern muss es sich von der Zentralbank oder anderen Banken gegen Zinsen leihen.



Einzelnachweise

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