SL:Politik/Arbeitspapiere/Weiterführende allgemein bildende Schulen
Dies ist ein vom Landesparteitag des Landesverbands Saarland angenommenes Arbeitspapier. Es stellt nur einen internen Diskussionsstand zum Zeitpunkt der Annahme dar, ist also keine offizielle Programmaussage der Piratenpartei. Eine Änderung oder Rücknahme ist trotz allem nur über einer Parteitagsbeschluss möglich, weshalb es für die Bearbeitung gesperrt ist. |
Titel
Weiterführende allgemein bildende Schulen Text
Recht auf Bildung zur sozialen Teilhabe und gleichen Bildungschancen liegen den Piraten am Herzen. Durchlässigkeit, kostenlose Förderangebote, Bildungschancen für Zuwanderer und Integration von Behinderten und chronisch Kranken sind Kernanliegen der Bildungspolitik saarländischer Piraten an weiterführenden Schulen. Die Piraten setzen sich für eine maximale Klassenstärke von 20 Schülern ein. Pädagogische Konzepte wie Binnendifferenzierung und handlungsorientiertes Lernen erfordern eine vernünftige Klassenstärke. Die Piraten unterstützen die Realisierung des zweigliedrigen Schulsystems im allgemein bildenden Bereich. Ergänzend zum etablierten Gymnasium unterstützen die Piraten das sozial ausgewogene Konzept der Gemeinschaftsschule. Eltern erhalten durch die Realisierung zwei qualitative Bildungsangebote. Die Durchlässigkeit zum Erreichen aller Bildungsabschlüsse wird erheblich verbessert. Inklusion Die PIRATEN setzen sich energisch für eine Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention von 2008 ein und werden die Umsetzung der Inklusion in der saarländischen Bildungslandschaft kritisch beobachten. Gemeinsames Lernen soll damit der Vorzug gegenüber getrenntem Lernen in Förderschulen gegeben werden. Die PIRATEN werden sich auch dafür einsetzen, auf Schüler mit besonderen Bedürfnissen einzugehen und Lehrer entsprechend weiterzubilden. Sie werden sich für eine Anerkennung der Dyskalkulie neben den schon anerkannten Zuständen wie Legasthenie oder AD(H)S einsetzen. Lernziele statt Lehrpläne Die Piratenpartei fordert die schnellstmögliche Ausgestaltung der Bildungsstandards für alle Fächer der Mittel- und Oberstufe an weiterführenden allgemein bildenden Schulen. Dabei ist bei der Ausarbeitung auch auf die besonderen Bedingungen der saarländischen Gymnasien (G8) Rücksicht zu nehmen. Parallel dazu müssen die alten Kerncurricula schnellstmöglich als verbindliche Lehrpläne abgeschafft werden. Die momentane Situation von parallel existierenden verbindlichen Lehrplänen ist im höchsten Maße suboptimal. Die Umsetzung der Bildungsstandards stellt Lehrkräfte vor gewaltige Aufgaben. Durch die Bereitstellung von unterstützenden Materialien soll den Lehrern weiter geholfen werden. Klar definierte Lernziele ausgehend von den Bildungsstandards etablieren für Schüler eine berechenbare Bildung und beenden die Beliebigkeit der Bildung basierend auf allgemein gehaltenen Lehrplänen. Die Piratenpartei Saarland unterstützt die schnellstmögliche Einrichtung fachdidaktischer Professuren an der Universität des Saarlandes. Diese sind notwendig um die Ausgestaltung der Bildungsstandards voranzutreiben. Weiterhin verbessern sie die Qualität der Lehrerausbildung und Fortbildung und fördern somit die Einführung von Unterrichtsformen auf Basis konstruktivistischer Lehr- und Lerntheorien. Ständiger Runder Tisch zur Weiterentwicklung der Schulen Die PIRATEN setzen sich dafür ein, im Rahmen eines Runden Tisches die Ausrichtung der Bildung in den verschiedenen Schulformen weiterzuentwickeln und auf die Praxis unter besonderer Berücksichtigung der Verbesserung der Zukunftschancen der Schüler auszurichten. An diesem Runden Tisch sollen teilnehmen:
Weiterentwicklung des Fachs "Lernen lernen" zum Fach "Lern-, Medien- und Informationskompetenz" als Hauptfach in allen weiterführenden Schulen Die Piraten setzen sich dafür ein, dass das neue Fach "Lernen lernen" in allen weiterführenden Schulen als "Lern-, Medien- und Informationskompetenz" (LMIK) mit Fokus auf die Anforderungen und Möglichkeiten einer modernen Informationsgesellschaft ausgerichtet in den Lehrplan aufgenommen wird. Sie setzen sich für eine Ausgestaltung als Hauptfach in Unter- und Mittelstufe mit der Möglichkeit, darauf aufbauend in der Oberstufe ein Prüfungsfach zu wählen, ein. Die Lernkompetenz auch bei Abiturienten wurde schon zu G9-Zeiten mehrfach von Professoren scharf kritisiert. Es gibt somit keinen Grund, "Lernen lernen" nur auf Gemeinschaftsschulen zu begrenzen. Medienkompetenz ist, im Blick auf neue Medien, eine Schlüsselqualifikation des 21. Jahrhunderts Sie stellt für alle Lebensbereiche eine grundlegende Bedeutung dar. Medienkompetenz tangiert die sozialen Fähigkeiten und Strukturen aller Bürger und ist entsprechend als Kernkompetenzmodell für Erziehung, Schule, Fortbildung und Soziales, mit der Förderung der gleichberechtigten Bereiche: Medienwissen, Medienhandeln und Medienbewertung einzubinden. Das Internet mit allen gleichberechtigt nebeneinander stehenden Ansichten zu einem Thema macht auch die Bewertung und Gegenüberstellung verschiedener Informationsangebote zu einer Schlüsselqualifikation im 21. Jahrhundert. Der integrierte Ansatz der Medienkompetenzvermittlung birgt die Gefahr, dass diese ausbleibt oder je nach Pädagogen zufällig etabliert wird. Die Stunden für LMIK sollen aus den Fächern, in denen die Inhalte bisher vermittelt wurden (Gemeinschaftskunde und Deutsch) herausgelöst sowie durch eine Straffung des Lehrplanes anderer Fächer gewonnen werden. Medienausstattung an Schulen Die PIRATEN setzen sich für ein pädagogisches Konzept für die mediale Ausstattung der verschiedenen Schulen ein. Modernes Lernen benötigt die richtigen Werkzeuge, d. h. Rechner, Software und Portale.
Auch die neuesten Schulstrukturreformen haben das Gymnasium als Säule bestätigt. Durch die Einführung der Gemeinschaftsschule wurde eine Möglichkeit geschaffen innerhalb von 9 Jahren zu einer allgemeinen Hochschulreife zu gelangen. Insofern unterstützt die Piratenpartei G8 innerhalb der Gymnasien, sofern die in G8 offensichtlich gewordenen Defizite behoben werden. Bei Eintritt in die gymnasiale Oberstufe müssen mehr Wahlmöglichkeiten für Schülerinnen und Schüler geboten werden. Die Piraten engagieren sich bezüglich Wahlmöglichkeiten zur Rückkehr zur bewährten Reformierten Oberstufe (ReO) mit ihrem Kurssystem und einem breiteren Wahlportfolio. Die Piraten vertreten die Auffassung, dass die Abkehr von dem, bis vor einigen Jahren praktiziertem Kurssystem in der Oberstufe ein Schritt in die falsche Richtung war. Wir unterstützen die Rückkehr zur Reformierten Oberstufe, da diese dem heutigen Bedürfnis nach Spezialisierung Rechnung. Weiterhin fördert es selbstverantwortliche Entscheidungen im Bereich der eigenen Bildung. Die Schüler befinden sich mit dem Eintritt in die Oberstufe in einem Prozess der Interessensfindung. Die Interessen bezogene Bildung unterstützt die Zukunftschancen der Schüler. An Gymnasien müssen bedarfsorientierte Unterstützungsstrukturen geschaffen werden. Beispielsweise durch Sozialarbeiter/Schulpsychologen/Mediatoren/ Schoolworker, die den Schulen fest zugeordnet sind und als Vermittler zwischen Schüler, Eltern, Lehrer, Behörden agieren. Ergänzende Lehrerdeputate müssen wir eine nachhaltige Schülerförderung bzw. Hilfs- und Beratungsangebote zur Verfügung gestellt werden. Weiterhin ist auf die besonderen Anforderungen von G8 mit der schnellstmöglichen Ausgestaltung von realisierbaren Bildungsstandards zu reagieren. Dies kann im Saarland nur durch einen Ausbau der didaktischen Professuren in den entsprechenden Fakultäten der Universität des Saarlandes geschehen.
Bezüglich Ausgestaltung der Gemeinschaftsschule engagieren sich die Piraten für folgende Verbesserungen: Die Gemeinschaftsschule benötigt ein pädagogisch überlegtes Konzept. Zurzeit sind keine Stundenkontingente vorgesehen um in der Anfangszeit Pionier- und Aufbauarbeit im Sinne eines qualitativen und wertvollen Unterrichtsangebotes für Schüler zu entwickeln. Dieser Missstand muss beseitigt werden. Die Piraten setzen sich für ein Stundenkontingent pro Gemeinschaftsschule ein um ein pädagogisches Schulprofil zu entwickeln. Das Standardprofil dient den Schulen als Orientierung zur Entwicklung ihres individuellen Schulprofils. Eine neue Schulform benötigt eine neue Lehrerausbildung an der Universität. Den Oberstufen einer Gemeinschaftsschule fehlt es selbst in Verbünden an geeignetem Personal. Die Piraten setzen sich für ein Gremium bestehend aus Vertretern des Ministeriums, der Universität, von Lehrervertretungen ein, welches die Ausbildungswege zum Unterrichten in der Sekundarstufe II zeitnah den veränderten Realitäten anpasst. Einhergehend muss eine fachliche Qualifizierung bezüglich der neuen Fächer ?Lernen lernen? insbesondere Medienkompetenzvermittlung und den Sammelfächern Natur- und Gesellschaftswissenschaften an der Universität etabliert werden. Die Piraten setzen sich dafür ein, dass eine zu bildende Oberstufe mindestens 100 Schüler pro Jahrgang besitzt. Aus dem Grund der persönlichen freien Entfaltung engagieren sich die Piraten für ausreichende Wahlmöglichkeiten seitens der Schüler. Erfahrungen belegen, dass bei weniger als 100 Schülern in der Oberstufe seitens der Schulleitung Wahlmöglichkeiten eingegrenzt werden. Die Piraten engagieren sich für individuelle Werdegänge mit entsprechenden Kursangeboten und fördern die Spezialisierung der Schüler nach ihren individuellen Fähigkeiten. Beschlossen auf dem LPT
2012.2 |