HSG:Mainz/Grundsatzprogrammvorschlag HSG Mainz
Inhaltsverzeichnis
- 1 Vorschlagsentwurf: Grundsatzprogramm der Hochschulpiraten Rheinland-Pfalz (Entwurf: Johannes Gutenberg- Universität Mainz)
- 2 1. Kritische, aber konstruktive Begleitung des Fortschritts
- 3 2. Einsatz von Open-Source Software
- 4 3. Spenden von Rechenleistung für die wissenschaftliche Forschung
- 5 4.Urheberrechte, Lizenzen und Datenbanken – Auswirkung für die Bibliotheken und auf den wissenschaftlichen Betrieb
- 6 5. Ausstattung der Hochschule (Bibliotheken, Technik, u.ä)
- 7 6. Bildung
- 8 7. Transparenz der Hochschulstrukturen und Bürokratieabbau
- 9 8. Förderung von politischer Bildung und Hochschulpolitik
- 10 9.Campus-Leben / Kultur
- 11 10.Weitere Bereiche der Hochschulpolitik
Vorschlagsentwurf: Grundsatzprogramm der Hochschulpiraten Rheinland-Pfalz (Entwurf: Johannes Gutenberg- Universität Mainz)
1. Kritische, aber konstruktive Begleitung des Fortschritts
Die Hochschulpiraten setzen sich für Freiheit, Demokratie, Menschen- und Bürgerrechte ein. Wir möchten den technischen Fortschritt fördern, zeigen dabei jedoch auch kritisch die daraus resultierenden Gefahren auf. Darüber hinaus suchen wir das Gespräch mit den entsprechenden Stellen, um diese zu minimieren. Die Einführung von Online-Portalen zur Anmeldung und Information, das Erstellen von personenbezogenen Datenbanken, der Einsatz von RFID-Chips und elektronischen Zahlsystemen, macht eine kritische, aber zugleich auch konstruktive, Begleitung dieser Entwicklungsprozesse dringend erforderlich. Auch die Themen Datenschutz und Datenmissbrauch werfen hier grundlegende Fragen auf, welche unbedingt angesprochen werden müssen. Bestrebungen zur Internet-Zensur wirken sich ebenfalls maßgeblich auf die Informationslage und Meinungsbildung an den jeweiligen Hochschulen aus. Wir lehnen Zensur, in jeglicher Form, grundsätzlich ab.
2. Einsatz von Open-Source Software
Die Hochschulpiraten setzen sich für freie bzw. Open-Source-Software ein. Neben den Produkten verschiedener großer Hersteller, sollte solche Software (bspw. das Betriebssystem Linux) den Studierenden und Mitarbeitern an jedem Hochschulrechner, zumindest als Alternative, angeboten werden. Auch bei der Neuanschaffung von Programmen oder dem Neuaufbau von Systemen und Datenbanken sollten bevorzugt Open-Source-Lösungen eingesetzt werden. Kein Student darf im Rahmen seines Studiums zur Nutzung einer bestimmten proprietären Software gezwungen werden, sofern diese nicht von der Universität frei zur Verfügung gestellt wird.
3. Spenden von Rechenleistung für die wissenschaftliche Forschung
Die Anschaffung moderner Computer bzw. Workstations an den Universitäten ist sehr zu begrüßen. Oft werden diese jedoch nur für Office- und Internetanwendungen genutzt. Eine sinnvolle Möglichkeit wäre das Spenden von überschüssiger Rechenleistung für wissenschaftliche Projekte (bspw. für die AIDS- oder Krebsforschung). Dies könnte zum Beispiel in Form des World Community Grid oder aber auch eines anderen Projektes geschehen. Wir möchten in dieser Sache das Gespräch suchen und die verantwortlichen Stellen von einer solchen Lösung überzeugen. Gerade die Hochschulen, welche selbst wissenschaftliche Forschung betreiben, sollten mit allen ihnen zu Verfügung stehenden Mitteln, sinnvolle Forschungsprojekte weltweit unterstützen.
4.Urheberrechte, Lizenzen und Datenbanken – Auswirkung für die Bibliotheken und auf den wissenschaftlichen Betrieb
Durch die Informationstechnologie könnte ein Traum in Erfüllung gehen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit besteht die Möglichkeit unser komplettes Wissen zu sammeln, zu speichern und für die Allgemeinheit zugänglich zu machen. Gerade im Bereich der Forschung und Lehre bieten sich hier ungeahnte Möglichkeiten. Leider werden diese durch Probleme mit Urheberrechten und Lizenzen immer wieder stark beschnitten. Alle in den Bibliotheken bereitstehenden Bücher und Zeitschriften sollten, auch in digitaler Form, für die Studierenden und Mitarbeiter frei zugänglich bzw. verfügbar sein. Das Problem nicht bereitstehender oder auch nicht auffindbarer Bücher würde damit gelöst. Aufwendige Fernleihen gehörten, in der überwiegenden Anzahl der Fälle, der Vergangenheit an. Die Verwendung von Medien für Forschung und Lehre sollte grundlegend erleichtert werden, um kreative, wissenschaftliche Denkprozesse nicht zu behindern. Hierzu streben die Hochschulpiraten, neben der Digitalisierung der Bibliotheksbestände, eine weitere Flexibilisierung und Automatisierung des Ausleihverfahrens an den Universitätsbibliotheken an. Die Hochschulpiraten fordern weiterhin, dass alle ganz oder teilweise durch staatliche Mittel geförderten wissenschaftlichen Arbeiten in einer kostenfrei zugänglichen Form publiziert werden. Das Ziel des freien Zugangs zu Wissen kann nicht an der Universität alleine erreicht werden. Die Hochschulpiraten versuchen einerseits an der Hochschule selbst die Situation zu verbessern, und andererseits zusammen mit der ihr nahe stehenden Piratenpartei Deutschlands die Ziele auch auf höherer politischer Ebene zu erreichen. Hierbei sei aber nochmals klargestellt: Den Hochschulpiraten ist bewusst, dass die Literaturschaffenden von den Einnahmen aus Bücherverkäufen und Lizenzen leben müssen. Gerade an der Hochschule ist dieses Thema allgegenwärtig, da die zahlreichen wissenschaftlichen Mitarbeiter selbst Beiträge zu Publikationen beisteuern und somit Literaturschaffende und Nutzer in einer Person sind. Es geht nicht darum, eine Kostenloskultur zu etablieren. Vielmehr muss gemeinsam darüber nachgedacht werden, wie Urheberrechts-, Lizenz-, und Vermarktungsmodelle für das Informationszeitalter des 21. Jahrhunderts sinnvoll angepasst werden können.
5. Ausstattung der Hochschule (Bibliotheken, Technik, u.ä)
Die Situation bei der Ausstattung der Hochschule mit Workstations, Beamern, u.ä. hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. Dennoch haben wir jederzeit ein offenes Ohr für die Studierendenschaft und versuchen weitere Verbesserungen mit den entsprechenden Instanzen zu erreichen. Auch in den Zeiten der digitalen Informationsgesellschaft sind natürlich Bücher ein fortwährend sehr wichtiges Medium und nicht zu ersetzen. Deshalb fordern wir natürlich auch die weitere Verbesserung der Bibliothekssituation. Nicht verfügbare Bücher, Verzögerungen bei der Anschaffung von aktueller Literatur und eine fehlende Reparatur von bestehenden Bücherbeständen, auf Grund knapper Budgets, sind nicht akzeptabel.
6. Bildung
6.1 Die Bedeutung von Bildung für eine demokratische Gesellschaft – kritische Auseinandersetzung mit Elitenbildung und den neuen Studiengängen
Neben Freiheit, Demokratie, Menschen- und Bürgerrechten und der kritischen Begleitung des Weges in die Informationsgesellschaft, ist Bildung ein weiteres zentrales Thema der Zukunft. Deutschland ist auf gut ausgebildete Kräfte immer stärker angewiesen. Nur durch eine umfassende Bildung der Gesellschaft ist zudem auf Dauer eine lebendige Demokratie und die aktive Teilnahme an ihr sichergestellt. Das seit Jahren viel zu knappe Budget und zusätzliche Einsparungen im Bildungsbereich laufen dem eindeutig zuwider und dürfen nicht weiter akzeptiert werden. Unsere Gesellschaft ist auf mündige Bürger mit umfassender Breitenbildung angewiesen. Bildung ist nicht nur Elitenbildung. Als Hochschulgruppe bedeutet dies, in der heutigen Zeit, den Kampf für bessere Bildungsvoraussetzungen und natürlich auch eine Auseinandersetzung mit der Einführung von neuen oder der Veränderung von bestehenden Studiengängen und den damit auftretenden Problemen. Die Hochschulpiraten möchten sich gerne hierbei, gemeinsam mit anderen Hochschulgruppen, für die Rechte der Studierenden einsetzen.
6.2 Freier Zugang zu Wissen und Studiengebühren
Über die freie Zugänglichkeit von Wissen hinaus, umfasst freie Bildung unter anderem auch das Recht auf eine umfassende Ausbildung, unabhängig von der finanziellen Situation des jeweiligen Individuums. Studiengebühren schaffen zusätzliche Barrieren. Zudem zeigen bisherige Beispiele, dass Studiengebühren keine wesentliche Verbesserung der Hochschulsituation bewirkt haben. Die Hochschulpiraten lehnen deshalb jegliche Art von Studiengebühren ab.
7. Transparenz der Hochschulstrukturen und Bürokratieabbau
Um seine Umwelt besser verstehen zu können, muss ein Mensch die Möglichkeit haben, sie komplett zu durchblicken. Dies ist beim Hochschulapparat oft nicht der Fall. Vieles bleibt unverständlich und im Verborgenen. Wir setzen uns für eine weitere Erhöhung der Transparenz von Entscheidungen und für eine durchsichtigere Hochschule ein. Zudem sind viele Studierende, gerade zu Beginn ihres Studiums, von der Bürokratie der Hochschule überfordert. Viele Stunden ihres Hochschullebens verbringen sie damit, sich selbst und ihr Studium zu verwalten. Durch neue elektronische Verfahren und Portale, hat sich diese Situation zwar schon durchaus verbessert, wir setzen uns allerdings dafür ein, auf eine weitere Optimierung der Strukturen hinzuwirken und Bürokratie weiter abzubauen.
8. Förderung von politischer Bildung und Hochschulpolitik
Wir setzen uns für (Basis-)Demokratie, Freiheit, Menschen- und Bürgerrechte ein. Um dieses Ziel zu erreichen ist die Förderung von politischer Bildung und der Hochschulpolitik unabdingbar. Uns ist bewusst, dass die Möglichkeit zur politischen Beteiligung durch den Zeitdruck der neuen Bachelor- und Masterstudiengänge nochmals zusätzlich eingeschränkt wurde. Dennoch möchten wir die Studierenden ermuntern sich politisch zu beteiligen. Hierzu möchten wir die Studierendenschaft besser über ihre Beteiligungsmöglichkeiten informieren und die studentische Hochschulpolitik transparenter gestalten. Die demokratische Selbstverwaltung der Hochschule im Allgemeinen und der Studierendenschaft im Speziellen gilt es zu erhalten und weiter auszubauen. Der Einstieg in die Hochschulpolitik muss erleichtert werden. Wir möchten die Studierenden für eine zeitgemäße, pragmatische Sachpolitik, ohne jegliche ideologische Bindung, begeistern. Darüber hinaus ist allgemeine politische Bildung ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft zum Erhalt der Demokratie.
9.Campus-Leben / Kultur
Neben dem Einsatz für unsere Ziele nehmen wir natürlich alle auch am Campus-Leben teil. Die kulturellen Angebote sind ein wesentlicher Bestandteil des studentischen Lebens. Wir wollen die Kultur auf dem Campus zum Einen durch inhaltliche Vorträge zu unseren Themen bereichern, zum Anderen natürlich aber auch andere studentische Gruppen bei geplanten Veranstaltungen ggf. unterstützen.
10.Weitere Bereiche der Hochschulpolitik
Die Welt, die uns umgibt ist sehr komplex. Auf jedem Bereich ein Experte zu sein ist somit eigentlich unmöglich. Die Hochschulpiraten haben deshalb beschlossen, ihr Engagement auf ihre Kernbereiche zu begrenzen. In anderen Bereichen wird versucht die Zusammenarbeit und Kooperation mit anderen Hochschulgruppen zu suchen. Wir kooperieren allerdings nur mit solchen Gruppen, die die grundlegende Philosophie der Hochschulpiraten teilen.