Diskussion:Bedingungsloses Grundeinkommen/Sachliche Informationen zu wichtigen Fragen/Wie lässt sich ein BGE finanzieren?
Beiträge von Benutzer:AlexBu 01:34, 4. Dez. 2010 zum Thema Finanzierungsmodelle
Das BGE ist finanzierbar und muss nicht teurer sein als unser heutiges Sozialsystem. Beispielrechnungen dafür findet man viele z. B. hier:
http://www.heise.de/newsticker/foren/S-BGE-Kosten-Beispielrechnung/forum-189479/msg-19468127/read/
- — Wo kommen die Zahlen her und auf Basis von was wurde wie gerechnet? Z.B. taucht hier die AV als Plus auf. Da sie aber schon in den Steuereinnahmen enthalten ist, müsste hier Minus gerechnet werden, wenn man die Versicherung streicht. Eigentlich stimmen alle Plus Positionen nicht, da es durch die Steuereinnahmen gedeckte Ausgaben sind. Richtig wäre, wenn man diese Ausgaben auf das BGE umschichtet. Dennoch stünden nicht mal die angegebenen 565 Mrd. € fürs BGE zur Verfügung. Und was ist mit den sonstigen Haushaltsposten, wie Verteidigung, Verkehr, Bildung? Was ist mit den Ausgaben der Länder? (Tobias Höpfner)
Mann kann aber auch die Berechnungen der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Althaus-Modell anschauen: Resultat finanzierbar und günstiger als heutiges System. Man kann ein Zitat von Schäuble verwenden: Sozialsystem kostet 12500 Euro pro Jahr pro Bürger. http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Interview/2010/02/2010-02-13-interview-schaeuble-fr Dazu abzüglich Steuerfreibeträge bei Einkommensteuer, MWSt usw.
- — Was ist in dem Betrag denn alles enthalten und hat jemand die Zahl mal nachgeprüft? Nicht alles was H. Schäuble sagt muss so auch richtig sein. Weitere Links wären nicht schlecht, wenn man denn schon solch ein Zitat hier anführt. (Tobias Höpfner)
Zitat: "Ob ein BGE nicht mehr als heute Hartz IV kosten würde kommt
auf das
BGE Modell an. Beim Götz Werner Modell würde es natürlich sehr viel
mehr als Hartz IV kosten, simple Mathematik."
Im Grunde ist das richtig. Ein sehr günstiges BGE-Modell ist das von Althaus, das aber den Armen weniger zugesteht als Hartz IV heute. Das Modell ist deshalb auch billiger als das heutige Sozialsystem. Das Modell von Götz Werner ist ein teures BGE-Modell. Es würde aber auch nur so etwa 40 bis 50 Milliarden pro Jahr mehr kosten, als das heutige Sozialsystem. Götz Werner nimmt jedoch an, dass unsere Wirtschaft sehr stark anwachsen würde durch ein BGE. Dadurch gibt es mehr Steuereinnahmen. Damit wäre es auch schon wieder bezahlt. Joanne K. Rowling, Autorin von Harry Potter, war wohl zeitweise auf Sozialhilfe angewiesen. Der Erfolg spülte enorme Steuergelder in die Kassen verschiedener Staaten. Es müssen eben nur wenige sein, die aus einem Grundeinkommen heraus eine wirtschaftliche Lawine ins Rollen bringen, dann hat sich das ganze System schon gerechnet. Götz Werner meinte eben, wenn Menschen etwas tun, was diese leidenschaftlich tun, dann trägt das ganz andere Früchte. Das ist ein Menschenbild, klar. Aber ich glaube, ohne ein reales Menschenbild könnte ein Götz Werner kaum einer der erfolgreichsten Unternehmer Deutschlands sein.
Interdisziplinäre Herangehensweise
So sehr ich den Beschluss der Piraten zum BGE begrüße, so blauäugig finde ich die Herangehensweise. Zumal die Baustelle hier nahezu geschlossen ist - man beruft sich auf externe Modelle. Aber: die Einführung eines BGE hat vielfältige gesellschaftliche Effekte, und stellt vieles vom Kopf auf die Füße. Mit einem BGE gibt es eben kein "weiter so, nur jetzt mit BGE"; das wäre ein (administrativ) billiger Ersatz für H4. Im Gegenteil würde die Situtation zementiert, wenn nicht eskaliert. Zu diesen "lebensverlängernden Maßnahmen" für den Turbo-Kapitalismus rechne ich persönlich auch das Modell von Herrn Werner oder das der FDP. Ich glaube - nein, ich weiß - dass man das BGE interdisziplinär betrachten muss; es muss dazu ein gesamtgesellschaftliches Modell für die Zukunft entworfen werden. Das BGE ist dabei ein zentraler Baustein mit vielen Seiteneffekten.
Beispiel: Trennung (bzw Wiederherstellung der Trennung) von Kredit- und Investmentbanken. Das Geld für und aus dem BGE muss hauptsächlich in Ersteren zirkulieren, sonst destabilisiert das System schnell, weil die vielgenannten "Zocker" die Gelder aus dem volkswirtschaftlichen Kreislauf abziehen. Es muss ein (nennen wir ihn mal) Bürgerdienst geschaffen werden (in Anlehnung an Zivil- und Kriegsdienst), um Arbeitskräfte für Lücken zu haben, die evtl entstehen, weil weniger Leute für die "Drecksarbeit" zur Verfügung stehen (und weil zB die öffentliche Hand Müll- und Kanalwerkern keine 10.000 Euro Monatslohn zahlen kann). U.a. Wasser und Strom(netze) gehören zur existentiellen Basisversorgung und müssen in staatlicher Hand bleiben (oder überführt werden). Usw usf.
Kurz: geschieht hier noch was? Oder beläßt man es beim taktischen Statement?
Oohhh, ich höre sie schon trapsen, die "Realpolitiker", welche in Überzeugung ihrer eigenen Wichtigkeit an völlig irrelevanten Stellrädchen drehen, obwohl die Maschine schon kaputt ist und eine neue her müsste. Mit "wer Visionen hat soll zum Arzt gehen" werden dann jene diskreditiert, welche weiter denken und eine neue Maschine fordern. - Es stellt sich auch die Frage, ob die Piraten in der Politik "nur mitspielen" wollen, oder ob sie tatsächlich die Ambition haben den herrschenden Neofeudalismus (Adel und Klerus als Analogon zu Geldadel und Politik [Verteidigung von Glaubenssätzen]) abschaffen zu wollen.
--Pepre 11:26, 2. Mär. 2012 (CET)