Bundesparteitag 2012.1/Antragsportal/Programmantrag - 109
<- Zurück zum Antragsportal
![]() |
Dies ist ein Antrag für den/die Bundesparteitag 2012.1. Die Antragsseiten werden kurze Zeit nach Erstellen durch die Antragskommission zum Bearbeiten gesperrt. Das Sammeln und Diskutieren von Argumenten für und gegen den Antrag ist auf der Diskussionsseite möglich |
Version Antragsformular: 1.05 AntragsnummerP109 EinreichungsdatumAntragstitelZURÜCKGEZOGEN - Lehren aus dem Völkermord AntragstellerAntragstypProgrammantrag Art des ProgrammantragsGrundsatzprogramm AntragsgruppeBildung und Wissenschaft„Bildung und Wissenschaft“ befindet sich nicht in der Liste (Arbeit und Soziales, Außenpolitik, Bildung und Forschung, Demokratie, Europa, Familie und Gesellschaft, Freiheit und Grundrechte, Internet und Netzpolitik, Gesundheit, Innen- und Rechtspolitik, ...) zulässiger Werte für das Attribut „AntragsgruppePÄA“. AntragstextIch beantrage die Aufnahme des folgenden Textes an passender Stelle in das Grundsatzprogramm: Die Piratenpartei Deutschland ist sich ihrer Verantwortung bewußt, in einem Land politisch aktiv zu sein, in welchem in der Zeit des Nationalsozialismus durch die diktatorische Regierung furchtbare Verbrechen an vielen Menschen stattgefunden haben. Diese Taten sind belegt und diese Verbrechen sind ein Teil der deutschen Geschichte. Völlig zu Recht fühlen sich demokratische politische Parteien in Deutschland verpflichtet, der Verantwortung, die aus dieser Geschichte erwächst, gerecht zu werden. Die Aufarbeitung dieser Verbrechen fand in den vergangenen Jahrzehnten intensiv statt und findet nach wie vor intensiv statt, die Aussöhnung mit den Opfern und deren Nachfahren ist aufrichtig betrieben worden und wird auch in Zukunft weiterhin aufrichtig betrieben werden, und das Trauma der “Täterschaft”, das damit einhergehend innerhalb der deutschen Bevölkerung verbreitet ist, verschwindet allmählich. Dadurch entsteht die Chance für einen neuen Umgang mit dem Phänomen des Völkermords. Die Piratenpartei Deutschland fordert daher, den Umgang mit dieser Vergangenheit frei von Schuldgefühlen, jedoch verantwortungsvoll und mit einem neuen Anspruch zu gestalten. Da nicht nur die Geschichtsforschung, sondern auch die Psychologie sich in den vergangenen Jahrzehnten ausgiebig mit dem Thema “Völkermord” beschäftigt hat, sind die psychologischen Mechanismen, die in uns Menschen wirken und dafür sorgen können, dass wir zu derartigen Taten in der Lage sind, zumindest in weiten Teilen erklärbar und für alle zu verstehen. Diese psychologischen Mechanismen sind universell und sie sind bei allen Menschen auf der Welt vorhanden, unabhängig von deren ethnischen und kulturellen Dispositionen. Es ist die Aufgabe aller Menschen zu erkennen, dass anhaltender Frieden nur durch die dauerhafte Etablierung einer internationalen Kultur des zwischenmenschlichen Verständnisses möglich ist, welche dank der heutigen Technologie durch ein freies Netzwerk zwischen allen Menschen auf der Erde zu erreichen ist. Alle Menschen, die heute und in Zukunft in Deutschland aufwachsen, dürfen dies frei von Schuldgefühlen tun, da sie in keiner Weise verantwortlich sind für die verbrecherischen Taten der Vergangenheit. Aber sie alle sind verpflichtet, sich geistig dagegen zu wappnen, jemals selbst Teil einer ähnlich verbrecherischen Masse zu werden. Als Prävention für die Zukunft fordert die Piratenpartei daher, dass in den Pflichtlehrplan aller weiterführenden Schulen in Deutschland ein darauf bezogener Unterricht in Psychologie integriert wird, der sich mit diesen psychologischen Mechanismen beschäftigt. AntragsbegründungIch bringe diesen Vorschlag ein, da es meiner Ansicht nach allerhöchste Zeit ist, einen passenderen Umgang mit diesem Teil der deutschen Geschichte innerhalb der Schulen zu etablieren. Die Erfahrungen, die viele Schüler derzeit im Unterricht beim Umgang mit dem Holocaust sammeln, reichen von schuldbeladenen Aufzählungen von Fakten und Grausamkeiten, über einen Overkill an Daten und Zahlen zu Einzelereignissen während der NS-Zeit, bis hin zu völliger Auslassung des Themas aus dem Geschichtsunterricht. Auch wenn vereinzelt der Umgang mit diesem Thema guten Lehrern gelingen mag, so ist meine persönliche Erfahrung die, dass tatsächliche "Lehren", die gezogen werden können, nicht vermittelt werden. Da ich jedoch das große Glück hatte mal in Warschau eine Vorlesung mit dem Titel "Psychology of Holocaust" zu besuchen, weiß ich, dass diese Ereignisse rational erklärbar sind, und diese Erklärung meiner Einschätzung nach ohne Zweifel für Schüler verständlich dargebracht werden kann. Auf den genauen Lehrplan diesbezüglich wird man sich noch einigen müssen, jedoch bin ich 100prozentig überzeugt, dass wir für die Ausarbeitung eines solchen Lehrplans weitreichende, internationale Unterstützung durch die Universitäten erfahren werden, die Vorlesungen zu diesem Thema anbieten. Einige Autoren, die zu diesen Themen veröffentlicht haben, sind folgende: Hannah Arendt, Daniel Bar-Tal, David R. Mandell, Thomas Blass, Daniel Jonah Goldhagen, Jan Tomasz Gross, Ervin Staub, Peter Suedfeld und Mark Schaller, Peter Glick. Es gibt jedoch noch viele mehr. Einen guten Einstieg gibt das Buch "Understanding Genocide", http://www.questia.com/PM.qst?a=o&d=103206146 in dem auch viele der oben genannten Autoren vertreten sind.
Liquid Feedback- Piratenpad- AntragsfabrikDatum der letzten Änderung28.04.2012 Status des Antrags |