Bundesparteitag 2011.2/Antragsportal/PA332
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Dies ist ein Antrag für den Bundesparteitag 2011.2. Das Sammeln und Diskutieren von Argumenten für und gegen den Antrag ist auf der Diskussionsseite möglich
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Dieser Text ist (noch) keine offizielle Aussage der Piratenpartei Deutschland, sondern ein an den Bundesparteitag eingereichter Antrag. |
Antragsübersicht | |
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Antragsnummer | PA332 |
Einreichungsdatum | |
Antragsteller |
DSLawFox für AG eGK |
Mitantragsteller |
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Antragstyp | Wahlprogramm |
Antragsgruppe | Datenschutz und Privatsphäre„Datenschutz und Privatsphäre“ befindet sich nicht in der Liste (Arbeit und Soziales, Außenpolitik, Bildung und Forschung, Demokratie, Europa, Familie und Gesellschaft, Freiheit und Grundrechte, Internet und Netzpolitik, Gesundheit, Innen- und Rechtspolitik, ...) zulässiger Werte für das Attribut „AntragsgruppePÄA“. |
Zusammenfassung des Antrags | |
Schlagworte | |
Datum der letzten Änderung | 07.11.2011 |
Status des Antrags | |
Abstimmungsergebnis |
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AntragstitelMoratorium elektronische Gesundheitskarte "Stoppt die eGK jetzt!" AntragstextEs wird – modular – beantragt, das Folgende an geeigneter Stelle in das Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2013 aufznehmen Modul 1Moratorium elektronische Gesundheitskarte „Stoppt die eGK!“Die Piratenpartei sagt weiterhin NEIN zur elektronischen Gesundheitskarte ohne die Möglichkeit dezentralerl Speicherung der Gesundheits- oder Krankheitsdaten z.B. auf der Karte und fordert einen Stopp des Rollout. Als elektronische Schlüsselkarte zur Sammlung von individualisierbaren, medizinischen Daten auf einem Zentralserver der Gesellschaft für Telematikanwendungen der elektronischen Gesundheitskarte (kurz: gematik) stellt das vom Bundesgesundheitsministerium durchgepeitschte Projekt eine Gefährdung der Bürgerinteressen und der Unverletzlichkeit ihrer Grundrechte zu Gunsten unüberblickbarer Kontroll- und Überwachungsmechanismen dar. Eine Telematik-Infrastruktur ohne ausschließlich dezentrale Speicherung von Daten in der Hand der Versicherten und ohne die unbedingte Einbindung der medizinischen Leistungserbringer ist nicht hinnehmbar. Folgende Eckpfeiler mahnen die Piraten gegenüber der Bundesregierung und allen demokratischen Kräften zur Umsetzung der Aussetzung des am 1.10.2011 begonnenen Basis-Rollouts der eGK an: 1. Die Piratenpartei klärt die Bürgerinnen und Bürger, insbesondere die gesetzlich Versicherten auch an dieser Stelle auf und informiert darüber, dass
2. Die Piratenpartei Deutschland fordert die umgehende Einleitung eines Moratoriums bezüglich des Rollouts der eGK und des Einsatzes der Telematik-Infrastruktur der Gematik
3. In den Gesetzen, jedenfalls im Sozialgesetzbuch V, in der Zivilprozessordnung und der Strafprozessordnung müssen für den Fall der Fortsetzung des Projekts eGK, gleich für welche Form der Speicherung von Daten, Pfändungs- und Beschlagnahmeverbote sowohl bezüglich der Daten als auch der Gesundheitskarte selbst, sämtlicher Speichermedien und einschließlich sämtlicher Teile der TI, beinhalten, verankert werden. 4. Die Piratenpartei ruft die Bürgerinnen, Bürger und Leistungserbringer im Gesundheitswesen zu zivilem Ungehorsam gegenüber der Einführung der eGK im Rahmen der Gesetze auf. Die Piratenpartei begrüßt Verbesserungen in der Effizienz des Gesundheitswesens und Verbesserungen in den Behandlungsstrukturen; auch wenn dies unter Anwendung einer Telematik-Infrastruktur erfolgt. Dies darf jedoch nicht auf Kosten der Versicherten gehen, indem sie Gefahr laufen, durch staatliche oder privatwirtschaftliche Eingriffsnormen auch nur ansatzweie Teile ihres Rechts auf informationelle Selbstbestimmung einzubüßen und zu einer Testgemeinschaft für ein großangelegtes IT-Projekt degradiert zu werden, welches in erster Linie auf die Generierung von „Mehrwertrenditen“ seiner Initiatoren abzielt. Insbesondere muss der Gefahr solcher zentralen Datenspeicher mit Blick auf jedweden denkbaren Missbrauch und die Schaffung eines nicht überschaubaren Überwachungspotentials (hier: im Gesundheitswesen und der Daseinsvorsorge) bis hin zum „gläsernen Patienten“ mit aller Entschlossenheit und allen demokratisch vertretbaren, friedlichen Mitteln entgegen getreten werden. Keinesfalls darf die Fortsetzung der Einführung der eGK ohne Not unter dem Druck ministeriellen Übereifers fortgesetzt werden, sondern sie muss äußerst sorgfältig im Hinblick auf Datensicherheit, Freiwilligkeit, Gewährleistung eines vertrauensvollen Arzt-Patienten-Verhältnisses und Praktikabilität in der täglichen Anwendung sowie weitere, bisher ungeklärte, auch noch gesetzlich zu regelnde, technische und tatsächliche Aspekte erneut evaluiert und abgesichert sein. Dies ist zurzeit nicht der Fall. Zu den Einzelheiten von Moratorium zur eGKDie nachfolgenden Ziffern und Punkte ergänzen das Vorstehende chronologisch: 1. Auch in weiteren Ausbaustufen sollen und können die hochsensiblen, persönlichen und individualisierbaren Daten (insbesondere eRezept und elektronische Patientenakte) nicht auf der Karte gespeichert werden, weil das Speichervolumen des verbauten Mikroprozessors schlicht unterdimensioniert ist.
2. Der Stopp des Rollouts der eGK und die Durchführung des Moratoriums sind alternativlos und daher seitens der Bundesregierung ergebnisoffen anzuordnen. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand, sind bekannt und dürfen nicht totgeschwiegen werden. Die Piratenpartei sieht insgesamt vor allem tatsächliche (z.B. Praktikabilität, Kosten, Sicherheit, Missbrauch) und rechtliche (z.B. Einschränkung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung, Datenschutzrechte, Vertragsrechte im Verhältnis zu gesetzlichen Krankenversicherungen etc.) Gefahren, die mit der Übermittlung und zentraler Speicherung hoch sensibler sog. Gesundheitsdaten verbunden sind. Diese Gefahren sind bei einem umfassenden Ansatz für die nahezu gesamte Bevölkerung, wie er der eGK und der TI zugrunde liegt, besonders groß. Das Nutzen-Kosten-Verhältnis der eGK steht aktuell bei praktisch NULL zu schätzungsweise 9 Mrd. € bereits in dieses missbrauchsanfällige und bis heute nur rudimentär verwirklichte Projekt geflossener Aufwendungen. Weitere schätzungsweise 5 bis 10 Mrd. €, die das Projekt noch verschlingen soll, bis ein nach dem Gesetz vorausgesetzter Nutzen überhaupt möglich erscheint zu praktisch NULL. Die eGK stellt zurzeit nicht mehr bereit als die herkömmliche Krankenversicherungskarte. Alle anderen Anwendungen sind Zukunftsmusik und von der Beantwortung diverser, insbesondere auch rechtlich bisher nicht eindeutig geklärter Fragen abhängig. Weitere Milliardenausgaben für ein nicht abschließend gesichertes und noch heute in weiten Teilen in Entwicklungs- und Testphasen befindliches IT-Projekt von zweifelhaftem Wert für das Gesundheitswesen, auszusetzen. Es ist nicht nachvollziehbar oder einsehbar, warum mit dem Rollout der eGK ein sozusagen blinder Aktionismus betrieben wird, der an der Lebenswirklichkeit völlig vorbei geht, sondern unter Androhung von gesetzlich normierten Konventionalstrafen die Versicherungen angehalten werden, das Projekt auf Anforderung des Bundesministeriums für Gesundheit durchzupeitschen. 3. Der Gesetzgeber ist gefordert, für jedem Fall der Fortsetzung des Ausbaus der Telematik-Infrastruktur und des Projekts eGK die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den größtmöglichen Schutz der Bürgerinnen und Bürger und ihre Daten zu schaffen. Mit jeder Speicherung außerhalb der Praxis von Ärzten oder Krankenhäusern bzw. sonstiger medizinischer Leistungserbringer endet das Beschlagnahmeverbot gem. §§ 94, 97 Strafprozessordnung. Staatlichen Eingriffen in die Daten unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung sind damit praktisch Tür und Tor geöffnet. Hierzu fehlen Schutznormen. Im Sozialgesetzbuch ist auch nichts normiert. In der Zivilprozessordnung finden sich keine entsprechenden Pfändungsverbote. Dem Eingriff staatlicher Stellen in den Datenverkehr bezüglich der medizinischen Daten und in die – falls zentralen - Datenbestände sind daher Tür und Tor geöffnet. Der Missbrauch durch Kriminelle oder Fehlanwendungen in der Innenverwaltung werden gegenüber dem heutigen Status potenziert. Auch dies ist ohne Ausnahme zu vermeiden. Die Rechte der Bürgerinnen und Bürger dürfen in der Gesamtschau nicht auf der Strecke bleiben, weshalb es nur heißen kann: Stopp der eGK! 4. Der zivile Ungehorsam ist derzeit das einzige Mittel, um die Bundesregierung zu einem Umdenken zu bewegen und ein Umlenken in Form eines Moratoriums herbeizuführen. Nur eine Ablehnung der eGK und der Telematik nebst zentraler Datenspeicherung auf breiter Front ist dazu angesichts des starren Festhaltens der Bundesregierung an eigenen, wie auch zeitlich, umfänglich und kostenmäßig unüberblickbaren Planungen der gematik in der Lage. Modul 2Moratorium zur elektronischen Gesundheitskarte „Stoppt die eGK!Antragstext wie Modul 1, jedoch ohne Ziffer 4. (Aufruf zu zivilem Ungehorsam) zu den Einzelheiten von Moratorium zur eGKAntragstext wie Modul 1, jedoch ohne Ziffer 4. (Erläuterung zu Aufruf zu zivilem Ungehorsam) Modul 3Moratorium zur elektronischen Gesundheitskarte „Stoppt die eGK“Antragstext wie Modul 1, jedoch unter Ziffer 4. anstatt „Aufruf zu zivilem Ungehorsam“ wie folgt: „Zur Förderung und Begleitung des Moratoriums sieht sich die Piratenpartei an der Seite all derer, die der eGK, ihrem Rollout und der weiteren Vorbereitung und Einrichtung zentraler Server zur Aufnahme der sensiblen Gesundheits und Krankheitsdaten von mehr als 70 Millionen gesetzlichen Versicherten in Deutschland und damit der zentralen Datenspeicherung mit zivilem Ungehorsam entgegen treten. Die Piraten unterstützen den zivilen Ungehorsam im Rahmen der Gesetze. Zu den Einzelheiten von Moratorium zur eGKAntragstext wie Modul 1, jedoch Ziffer 4. entfällt ersatzlos AntragsbegründungDie Abstimmung der Module kann alternativ erfolgen Begründung (nicht Teil des Antragstextes)Der Antrag versteht sich als Wahlprogrammantrag. Hiermit positioniert sich die Piratenpartei frühzeitig unter Bezugnahme auf wesentliche Aussagen ihrer Grundsatzprogrammatik in diesem, beinahe die Gesamtbevölkerung Deutschlands betreffenden, sensiblen Thema und folgt damit der Aktualität des sog. Basis-Rollouts (1. Massen-Rollout) von eGK an 10 % aller gesetzlich Versicherten. Wir greifen damit schon heute mit Blick auf die nächsten Wahlen in den Ländern und im Bund den Missstand auf, dass innerhalb der nächsten Wochen und vielleicht Monate nicht mit einem Einlenken der Bundesregierung bzw. einer parlamentarischen Mehrheit für die Unterbrechung des Rollouts zu rechnen sein wird, sondern die Regierung das Projekt munter durchzupeitschen gedenkt. Die Aufnahme ins Wahlprogramm ist richtungsweisend für die anstehende realpolitische Auseinandersetzung mit dem demokratischen Kräften in unserem Land. Gleichzeitig bietet es den Bürgerinnen und Bürgern einerseits hinsichtlich der politischen Zielsetzung der Piraten Orientierung; andererseits soll es Signalwirkung für die im demokratischen Wettbewerb stehenden anderen Parteien haben. Vor allem betreibt es zugleich Aufklärung und Information nach jahrelanger staatlicher und medialer Fehl- und Desinformation bis in die heutigen Tage hinein. Es ist geeignet, den Druck auf die staatlicherseits Beteiligten – einschließlich der Spitzenverbände im Gesundheitswesen – zu verstärken, das System und Projekt der eGK mit Telematik endlich auf einen unabhängigen Prüfstand zu stellen. Letzteres wird von den Bundesregierungen seit mindestens 2 Legislaturperioden beharrlich verweigert. Selbst diejenige Partei (FDP), die noch 2008 und 2009 (im Wahljahr) vehement für nahezu sämtliche hier dargestellten Aspekte mit dem Ziel des Stimmenfangs gekämpft hat, hat in Person von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr die Hardliner-Position übernommen. Er setzt sich und die Fraktion der FDP damit nicht nur in Widerspruch zu eigenen Aussagen, die noch im Koalitionsvertrag zwischen CDU/CDU und der FDP insbesondere zur Telematikinfrastruktur Eingang gefunden hatten (insbesondere: Kosten-Cut, Überprüfung des Gesamtprojekts durch unabhängige Gutachter), sondern schädigt weitergehend das Demokratieverständnis und das Vertrauen in die Politik in unserem Land. Insoweit als das Positionspapier Teile der damaligen Forderungen der FDP übernimmt und Teile des aktuellen Koalitionsvertrags der 17. Legislaturperiode aufgreift, gewinnt es einen zusätzlichen Charme und wird als Stresstest für die derzeitige Bundesregierung gewertet werden können. Dies gilt selbst dann – und das will ich nicht unerwähnt lassen – wenn man bedenkt, dass die Bundestagsfraktion „Die Linke“ während der Entwicklung und Abfassung der hier veröffentlichten Antragstexte offenbar dieselbe Idee hatte und unter BT-Drucksache 17/17460 unter dem 25.10.2011 einen Antrag mit ähnlicher Zielsetzung beim Bundestag eingereicht hat. Eine politische Aussage zu Gunsten der Partei „Die Linke“ wird damit ausdrücklich weder verbunden, noch ist eine solche beabsichtigt! Einer Aufnahme dieser Version des Antrags als „Wahlprogramm“ ins Grundsatzprogramm steht trotz seiner programmkonformen Ausrichtung entgegen, dass sowohl die Forderung des Stopps des Rollouts der eGK selbst, als auch die Forderung nach einem eGK-Moratorium als vorübergehende Prozesse aufzufassen sind. Ungeachtet flankierender Maßnahmen stellt ein so umrissener Teil des Wahlprogramms eine Orientierungshilfe für die, an der demokratischen Willens- und Meinungsbildung beteiligte Bevölkerung in Bezug auf die Piratenpartei und die beteiligten Piraten dar. Die hier gewählte Fassung, entspricht in Teilen dem ebenfalls zur Abstimmung gestellten Positions- und Aktionspapier, konkurriert aber mit diesem nicht, sondern sieht sich kummulativ, ohne gleichzeitig auch alternativ betrachtet werden zu können. Diskussion
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