Nova Schola - Programmantrag
Die Piratenpartei setzt sich dafür ein, dass in allen Bundesländern
Pilotschulen umgesetzt werden, die nach der Nova-Schola-Konzeption
gestaltet wurden. - evtl besser "nach dem Nova-Schola-Konzept"
1.Einleitung
1.1 Nova Schola ist ein flexibles sich selbst regulierendes
Bildungssystem
Nova Schola ist ein Bildungssystem, dass darauf ausgelegt ist den
Anforderungen der Wissens- und Informationsgesellschaft genüge zu
tragen. Das Konzept ermöglicht es, innerhalb einer Einheitsschule jeden
erdenklichen Bildungsauftrag realisieren . Die Umsetzung der Nova Schola
erlaubt eine flexible Auswahl von Bildung und Schwierigkeitsgrad und
darüber hinaus ermöglicht es die Auswahl der passenden
Unterrichtsmethoden.
Die Leistungszertifizierung soll dabei aus dem Unterrichtsgeschehen
ausgegliedert werden, um Vergleichbarkeit der Noten garantieren zu
können und negative und demotivierende Einflüsse auf das
Unterrichtsgeschehen zu minimieren. Die Schüler werden darüber hinaus an
Entscheidungen bezüglich ihrer Schule, innerhalb eines bestimmten Etats,
basisdemokratisch beteiligt. Die zu ergreifenden Maßnahmen umfassen
sowohl systemische als auch infrastrukturelle und personalpolitische
Änderungen.
1.2 Lebenslange Bildung
Nova Schola soll ein flächendeckendes Bildungsangebot über die gesamte
Lebensspanne hinweg anbieten. Dazu werden zunächst einige Schulen nach
dem Nova Schola-Prinzip umgestaltet und weitere sukzessiv hinzugefügt,
um nach und nach das dreigliedrige Schulsystem komplett zu ersetzen,
sofern die Konzeption die gewünschten Erfolge erzielt. Im späteren
Verlauf sollen auch universitäre Bildungsangebote, sowie berufliche
Weiterbildung und Bildungsangebote, die derzeit durch Volkshochschulen
vermittelt werden, integriert werden.
2. Systemische Veränderungen
2.1 Orientierungsphase
Die ersten zwei Jahre werden die Schüler weiterhin im Klassenverband
unterrichtet und je nach ihren Fähigkeiten in Kompetenzgruppen
eingeteilt. Danach werden alle Bildungsinhalte nach Schwierigkeit und
Inhalt in Komponenten organisiert.
Die Orientierungsphase soll es den Schülern ermöglichen ihre eigenen
Fähigkeiten und Interessen zu erkennen. Dies ist die Vorraussetzung
dafür, dass sie später selbstbestimmt lernen und erfolgreich ihr eigenes
Bildungsangebot zusammenstellen, wobei sie durch ihre Mentoren
unterstützt werden, mit denen sie sich wöchentlich treffen.
2.2 Komponenten
Komponenten sind Fachinhalte gegliedert nach Fach, Themenbereich,
Schwierigkeitsgrad Uhrzeit und verwandten Lehrmethoden. Der Schüler kann
sich also aussuchen, welches Thema eines Faches bei welcher
Schwierigkeit, zu welcher Uhrzeit unter Anwendung von der von ihm
erwünschten Lehrmethoden er bearbeitet.
Der Schüler entscheidet wann, wie und auf welcher Schwierigkeit er die
Komponenten absolviert. Dies ist wichtig, denn:
Es gibt unterschiedliche Chronotypen. Jeder Mensch ist zu einer anderen
Uhrzeit am leistungsfähigsten.
Es gibt verschiedene Lernstile, die wiederum verschiedene Bedürfnisse
und Spezifika des Wissenserwerbs mit sich bringen.
Menschen haben verschiedene bereichsspezifische Fähigkeiten. Diese
unterscheiden sich sowohl von Fach zu Fach, als auch innerhalb eines
Faches themenspezifisch.
Jeder sollte die Möglichkeit bekommen, seine Fähigkeiten optimal zu
entwickeln. Dies ist nur möglich, wenn sowohl zwischen den Fächern als
auch innerhalb eines Fachsdas Anforderungsniveau optimal angepasst
werden kann. Das optimale Anforderungsniveau liegt dort, wo der Schüler
weder unterfordert noch überfordert ist.
Um dies realisieren zu können, gibt es Teamtoken, welche eine
Möglichkeit darstellen, die Nachfrage nach bestimmten Methoden und
Schwierigkeitsstufen zu ermitteln und über die Schulferien den Bedarf
dafür entsprechend zur Verfügung zu stellen.
2.3 Lehrteams
Lehrteams sind Gruppen von mindestens zwei Lehrern, die eine Komponente
auf eine gemeinsam vereinbarte Art und Weise realisieren. Somit sollen
verschiedene und bedürfnisgerechte Umsetzungsvarianten einer Komponente
entstehen, aus welchen die Schüler auswählen können.
Die Bildung findet aus mehreren Gründen in Lehrteams statt:
Es ergänzen sich Stärken und Schwächen der einzelnen Lehrer
Unterrichtsausfälle können durch nicht erkrankte Lehrer des eigenen
Teams vollständig kompensiert werden
Lehrende können Methoden durch Beobachtung erlernen und bekommen
Feedback durch ihre Kollegen
2.4 Methodenscreening
Die von den Lehrenden verwandten Methoden werden durch standardisierte
Fragebögen ermittelt. Anschließend findet mit den Schülern ein
Feedbackgespräch statt. Mentoren können anhand des Methodenscreenings
erkennen, welche Verfahren vom jeweiligen Lehrteam verwendet werden und
für welche Schüler sich diese Lehrteams empfehlen. Das
Methodenscreening ist damit der Wegbereiter für eine erfolgreiche
Lehrteamauswahl.
2.5 Tokensysteme
Tokensysteme sind eine Art Währungssystem, um erwünschte
Verhaltensweisen zu verstärken. In Nova Schola gibt es drei
Tokensysteme.
2.5.1 Teamtoken:
Schüler geben Lehrteams Token, wenn sie sich für ihre Veranstaltung
entscheiden. Diese werden von den Lehrteams zur personellen und
dinglichen Ausstattung des Lehrteams verwendet. Dadurch können
erfolgreiche Lehrteams wachsen, erfolglose hingegen gehen personell und
materiell in andere Lehrteams über. Die Token geben dem System die
Selbstregulationkraft und ermöglichen organische Veränderungen und
Anpassungen an neue Bedürfnislagen oder neue Inhalte.
2.5.2 Lehrtoken: Lehrende bekommen Token sowohl für die Veröffentlichung
von Unterrichtsmaterialien und Regiebüchern unter freier Lizenz auf der
Lehrendenplattform, als auch für die Veränderung und Anpassung und das
Peer-Reviewing von vorhandenen Materialien. Hierdurch wird die
Vorbereitungszeit für den Unterricht verkürzt, da nicht alle
Bildungsmaterialien und Bildungsmethoden (Regiebücher) neu ausgearbeitet
werden müssen.
2.5.3 Schülertoken: Schüler bekommen Schülertoken, wenn sie eigene
Arbeiten anonymisiert auf der Schülerplattform zur Verfügung stellen
oder vorhandene Arbeiten kommentieren. Diese können sie für spezielle
Bildungsangebote eintauschen, die man nur durch Schülertoken
freischalten kann. Dadurch werden Lernen durch Beobachtung und soziales
Engagement angeregt.
Die Tokensysteme sollen den Austausch zwischen den Beteiligten und die
Wandlungsfähigkeit des Systems im Allgemeinen sicherstellen.
2.6 Testfabriken
In den Lehrteams werden keine Noten verteilt. Feedback geschieht im
Bildungsystem nur durch:
Kriteriales Feedback: Was war gut, was war schlecht, was könnte man
besser machen.
Intraindividuelles Feedback: Was hast du besser/ schlechter gemacht als
beim letzten mal.
Soziales Feedback: In kleinen Wettbewerben können die Schüler
miteinander konkurrieren, sofern sie teilnehmen wollen.
Die Noten werden auf dem unmittelbaren Unterrichtsgeschehen ausgelagert,
weil schlechte Noten demotivierend wirken können und die eigentliche
Leistungszertifizierungsfunktion aufgrund der Unvergleichbarkeit
zwischen Klassen derzeit nicht valide erfüllt werden kann.
Die Testfabrik erarbeitet daher Tests für die einzelnen Komponenten,
arbeitet Anforderungskataloge aus und schult die Korrektoren, um hohe
Übereinstimmungen in den Bewertungen zu erreichen. Die Tests werden in
ursprünglicher anonymisierter Form von drei Korrektoren bewertet und der
Mittelwert gebildet. Es finden zwei Prüfungen pro Komponente statt.
Hierdurch kann ein objektiver Leistungsvergleich stattfinden.
Die Testergebnisse ergeben mit den Methodenscreeningsergebnissen ein
sehr aufschlussreiches Bild darüber, wie erfolgreich eingesetzte
Verfahren, Lehrmittel und Lehrteams sind. Daher ist es wichtig
Leistungszertifizierungen vom eigentlichen Bildungsgeschehen
abzukoppeln, damit unter Zuhilfenahme des Methodenscreenings das
Unterrichtsgeschehen evaluiert werden kann. Der Zugang zum Studium soll
durch bereichsspezifische Matura erleichtert werden, da nicht für jedes
Studium alle Fachkenntnisse auf gleicher Stufe erforderlich sind.
2.7 Autonomie und Demokratisierung
Damit die Selbstregulationskraft von Nova Schola gewährleistet ist,
bekommen die Schulleiter innerhalb eines anhand der Schüleranzahl
festgelegten finanziellem Budget, vollkommene Autonomie über die
finanziellen Mittel und Hoheit über Personalfragen.
Desweiteren werden einzelne Aspekte der Verwendung dieser Mittel in der
Schulversammlung demokratisch entschieden. Schüler, Lehrende und
Mitarbeiter erhalten Rede-, Stimm- und Antragsrecht in diesem Gremium.
3. Infrastukturelle Änderungen
Um Nova-Schola erfolgreich zu etablieren, bedarf es einiger
infrastruktureller Veränderungen, diese werden wie folgt beschrieben.
3.1 Funktionalisierung der Räume
Die Bildung im Nova-Schola-Konzept ist derart konzipiert, dass es
Lernteams gibt, diese werden sich stärker in den angewandten Methoden
unterscheiden als es bisher der Fall ist, damit verschiedene
Bedürfnisprofile der Schüler während des Bildungsprozesses
berücksichtigt werden können. Dies bedeutet auch, dass die
Raumkonzeption dringend angepasst werden muss, wobei die
Innenarchitektur stärker nach funktionellen Gesichtspunkten umgesetzt
werden soll. Realisiert werden sollen: Werkstätten, Labore,
Musizierzimmer, Aulen, Kommunikationsräume, Küchen, Whitboard-Galerien,
Sportplätze,Kreativräume, Rückzugsorte und Präsentationsräume. Das
herkömmliche Klassenzimmer soll durch diese funktionalsierten Räume
größtenteils abgelöst werden.
3.2 Flächendeckendes W-Lan
Nova Schola wird flächendeckend mit W-Lan versorgt, durch das Intranet
und Internet verfügbar werden. Optional können gezielt Räume von W-Lan
abgeschirmt werden, sofern dort die Arbeit mit digitalien Medien nicht
erwünscht ist.
3.3 Ein Laptop pro Schüler
Für den problemlosen Zugang zu den Lehrmitteln auf der Lehrplattform und
zur Interaktion mit anderen Schülern auf der Schülerplattform wird jedem
Schüler ein Laptop zur Verfügung gestellt.
3.4 Lehrerplattform
Auf der Lehrerplattform können Lehrende Regiebücher, Unterrichtsbücher
und andere Arbeitsmaterialien zur Verfügung stellen, die sie selbst
erarbeitet haben. Die Lehrenden erhalten für das Generieren und
Editieren von freien Unterrichtsmaterialien Lehrtoken. Hierdurch soll
über die Zeit ein riesiger Fundus an Lernbegleitender Literatur,
Übungen, und Unterrichtskonzeptionen für jeden frei zugänglich werden.
3.5 Schülerplattform
Auf der Schülerplattform können Schüler ihre Arbeiten zur Kommentierung
und Editierung und Bewertung durch andere freigeben. Hierdurch sollen
sie Einblick in die Arbeitsweisen ihrer Mitschüler bekommen und können
am Modell lernen, wie sie ihre eigenen Vorgehensweisen verbessern
können. Für Engagement auf der Schülerplattform erhalten Schüler
sogenannte Schülertoken. Mit Schülertoken können Premiumangebote genutzt
werden, die nur für Schüler bereitstehen, die sich sozial engagieren.
4.Personalpolitik
In Nova Schola soll es Lehrenden ermöglicht werden ihre Stärken und
Schwächen besser zu berücksichtigen und daher bessere Lehrergebnisse zu
erzielen. Zudem werden alle grundlegenden Bildungsangebote in Lehrteams
vorgenommen, damit Lehrende voneinander lernen, sich ergänzen oder im
Krankheitsfall sinnvoll vertreten können, da sie die grundlegende
Konzeption der Komponente kennen.
Darüber hinaus gibt es einige Änderungen zum bisherigen System:
4.1 Schulleiter
Können Autonom über die Personalpolitik der jeweiligen Schule
entscheiden und Treffen ebenso die Entscheidungen über anderweitige
Ausgaben eigenständig, sofern die Schulversammlung diese nicht
reglementiert hat.
4.2 Mentoren
Beraten die Schüler bei der Auswahl der Komponenten und treffen sie
fortwährend wöchentlich, um mit ihnen private Probleme, schulische
Probleme oder Entwicklungsziele zu besprechen. Sie sind ausgebildete
Psychologen oder Pädagogen.
4.3 Lehrende
Arbeiten von nun an im Team zusammen, durch Teamtoken werden sie
automatisch in jenen Bereichen eingesetzt, in denen sie die größten
Erfolge aufweisen. Zudem können sie sich durch die Erarbeitung freier
Unterrichtsmaterialen unter Umständen komplett vom praktizierten
Lehrbetrieb lösen, da sie für solche Tätigkeiten entlohnt werden.
4.4 Testfabrikanten
Da die Leistungszertifizierung außerhalb des eigentlichen
Bildungsgeschehens geschehen wird, werden Leistungen objektiv messbar.
Als Testfabrikanten kommen sowohl Lehrende als auch Psychologen zum
Einsatz. Die Tests werden von einander unabhängig und doppelblind
korrigiert. Die Testkonstruktion geschieht durch eingesandte Fragen
seitens der Lehrenden, die durch die Konstrukteure für einen
landes-/bundesweiten Test ausgesucht und aufgearbeitet werden.
4.5 Gastdozenten
Da Nova Schola auch die komplette Erwachsenenbildung abdecken soll, wird
es für Spezialthemen regelmäßig Gastdozenten geben, die durch eine kurze
Weiterbildung eine Lehrbefugnis erwerben können.
4.6 Lehramtsstudierende
Lehramtsstudierende werden künftig im dualen Studium ihre Kenntnisse
erwerben, daher werden sie unmittelbar in den Bildungsbetrieb
eingebunden.
4.7 Nichtlehrendes Personal
Nichtlehrendes Personal wird für alle Aufgaben, die nicht den direkten
Bildungsbetrieb betreffen, vom jeweiligen Schulleiter nach Bedarf
eingestellt. So z.B. Verwaltungsangestellte, Informatiker,
Reinigungskräfte ..
4.8 Lehrendenbildung
Das Lehrpersonal wird zukünftig im dualen Studium ausgebildet. Dies
ermöglicht einerseits die frühzeitige Integration in den Unterricht und
andererseits eine bessere personelle Ausstattung der Schulen.
5.Umsetzung von Nova Schola
Nova Schola ist ein komplexes System, daher ist es wichtig sich über die
Realisierung der einzelnen Eckpunkte Gedanken zu machen. Folgende
Reihenfolge der Maßnahmenumsetzung wäre sinnvoll.
5.1 Lehrerplattform und Schülerplattform
Die Lehrerplattform und Schülerplattform können auch im dreigliedrigen
System genutzt werden und sollten daher als erstes realisiert werden.
Dies wird auch maßgeblich dazu beitragen, dass bei der eigentlichen
Initiierung der Nova Schola schon freie Lehrmittel und
Diskussionsplattformen erstellt und benutzt werden und eine Vielzahl von
Inhalten verfügbar ist.
5.2 Externe Leistungszertifizierung
Auch die externe Leistungszertifizierung kann realisiert werden, bevor
Nova Schola als Schulkonzept durchgesetzt ist. Darüber hinaus kann es
die Vergleichbarkeit der Leistungen zumindest innerhalb eines
Bundeslandes erwirken.
5.3 Pilotschulen
Im Anschluss an die ersten beiden Schritte werden Pilotschulen eröffnet,
möglichst mehrere gleichzeitig in einigen Städten, damit die Auswahl an
Lehrteams in den Bezirken möglichst hoch ist. Anschließend werden die
systemischen und infrastrukturellen Maßnahmen an diesen Schulen
durchgesetzt, wobei vorerst nur Schüler des dreigliedrigen Schulsystems
an diesen Schulen unterrichtet werden.
Im Laufe der Zeit können weitere Schulen auf Nova Schola umsteigen.
5.4 Erweiterung des Bildungsangebots
Ist eine angemessene Anzahl von Schulen zum Nova Schola Konzept
gewechselt, können berufsbildende Schulen und Fachhochschulbildung in
das System integriert werden.
Im letzten Schritt werden Erwachsenenbildung und akademische Bildung in
die Nova Schola integriert, was zu einer besseren Verzahnung von
Schulbildung und akademischer Bildung führt.