Benutzer:VolkerS/Finanzpolitik

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Bei der Betrachtung, wie mit realem Geld umgegangen wird, welcher Wert in realen Wirtschaftsströmen fließt und welche Art von Geschäften in welchem Umsatzvolumen im sogenannten Investmentbanking umgesetzt werden, fällt auf, dass die sogenannten Gewinne im sogenannten Investmentbanking nur virtuell sein können. In diesem unserem Geldsystem bestehen mehrere grundlegende Fehler, die einerseits eine reale Bedrohung darstellen und andererseits auch relativ einfach zu beheben sind.

Systemrelevante Institute (Banken, Versicherung und ähnliches)

Um eine möglichst hohe Eigenkapitalrendite zu erzielen, können Banken versuchen, ihren Eigenkapitalanteil möglichst niedrig zu halten. Andererseits bestehen gesetzliche Regelungen, die eine Insolvenz von Banken verhindern und die Einlagen der Kunden sichern sollen, die einen gewissen Eigenkapitalanteil erfordern, da die Banken nur damit ihre Verpflichtungen trotz möglicher Verluste bedienen können. Sinkt das Eigenkapital auf Null ist eine Bank Konkurs und die Insolvenzverwaltung kann alle Ansprüche aus der Konkursmasse bedienen. Wenn die Insolvenzmasse nicht ausreicht alle Verpflichtungen zu erfüllen, war das Eigenkapital quasi negativ und ein Teil der Gläubiger muss einen Teil seiner Ansprüche abschreiben. Unter normalen Umständen würde eine Bank ihre Lizenz verlieren, lange bevor ein solcher Ausfall droht, so das sicher alle Verpflichtungen erfüllt werden können und den Eigentümer der ehemaligen Bank sogar noch ein gewisser Rest übrigbleibt.

Die Finanzmarktkrise hat gezeigt, das das Wettvolumen der meisten großen Banken jedoch so viel höher als ihr Eigenkapital ist, das stärke Bewegungen des Investmentmarkts das Eigenkapital einiger Großbanken schlagartig so weit ins negative stürzen, das der Ausfall als Gläubiger viele große Banken mit in den Konkurs stürzen würde, die wiederum offensichtlich unrichtiges Risikomanagement betrieben haben. Alle Teilnehmer des Marktes, die bei Ausfall als Gläubiger eine solche Kettenreaktion auslösen können, definiert man als "systemrelevant".

Da diese Marktbereinigung, die möglicherweise alle Großbanken erledigt hätte, als unbeherrschbares Risiko betrachtet wurde, wurden weltweit gigantische Steuermittel in die Absicherung von Finanzmarktwetten gesteckt, in der Hoffnung, wenig davon tatsächlich zu verlieren.

Bis heute verstehe ich nicht, warum dies nicht im Rahmen von geregelten Insolvenzen hätte statt finden können, an deren Ende die Restbank staatlich betrieben wird, um den normalen Geschäftsbankbetrieb weiter zu führen. Bei einer solchen Insolvenz muss selbstverständlich gelten, das jegliche Investment-Verpflichtungen nur aus dem Eigenkapital bedient werden können, nachdem der gesamte Geschäftsbankbereich mit Eigenkapitalsaldo Null heraus gelöst wurde. Sichteinlagen sind klar vorrangig gegenüber Wettverpflichtungen der Bank. Ehemalige Eigentümer haften selbstverständlich mit für die Wettverpflichtungen. Dieser Vorgang stellt in keinster Weise eine Enteignung dar, wie damals häufig in vielen Medien diskutiert, sondern ist eine ganz normale Insolvenzabwicklung.

ein Lösungsvorschlag

Die beiden folgenden Ansätze können sich gut ergänzen, jedes für sich genommen sollte das Problem bereits weitestgehend entschärfen.

  • Trennung Geschäftsbanken / Investmentbanken
    Diese Maßnahme würde effektiv verhindern, das eine Investmentbank, die sich verzockt hat, staatlich gerettet werden muss. Sie kann einfach Konkurs gehen, ohne das dadurch ein Schaden eintreten könnte, der ein Einspringen des Steuerzahlers erforderlich machen würde. Jeder weiß dann, das sein Geld bei einer Investmentbank verloren gehen kann, während ein Ausfall der Investmentbanken keine Auswirkungen auf die Liquidität der Geschäftsbanken hat. Diese können in der direkten Kreditvergabe ebenso wie im allgemeinen Zahlungsverkehr unbeeinflusst ihre Aufgaben wahrnehmen. Da Geschäftsbanken nicht in spekulativen Anlagen investieren dürfen, sind sie, selbst bei Ausfall aller Investmentbanken, voll handlungsfähig und selbst in ihrem Geschäftsergebnis davon weitestgehend unberührt.
  • Anpassung von Eigenkapitalquoten an das Risiko
    Das von einem Geldinstitut geforderte Eigenkapital muss dem Risiko entsprechen, das durch die Anlagen des Geldinstituts entstehen. Speziell Hebelprodukte wie SWAPS, Derivate, Zertifikate und alle derartigen Wetten dürfen in der Regel überhaupt nicht als Sicherheit gewertet werden, da dieser Markt jederzeit implodieren kann. Sogenanntes Risikomanagement im Investmentbanking dient nur der Verwirrung durch ausreichende Komplexität der Modelle. Tatsächlich beträgt das Risiko im Investmentbanking 100%.

CDS - Credit Default Swaps - Wetten auf den Schaden Dritter

Banken betreiben Risikomanagement. Dies ist vernünftig. In diesem Risikomanagement werden auch CDS bewertet und zusammen mit anderen Risiken ein Gesamtrisiko errechnet, das deutlich niedriger ist, als die Einzelrisiken, da die Finanzprodukte gezielt nach mit Kenntnis der Risikobewertungsmethoden so gestrickt werden, das sie in diesem Wertungssystem weniger riskant erscheinen.
Wenn mit diesen Mechanismen seriöse Wetten, die von einander unabhängig sind, z.B. eine Kombination verschiedenster Sportwetten, bewertet, läge das System mit seiner Risikoeinschätzung vermutlich recht nah an der Realität, allerdings ist auch offensichtlich, das man so kein Geld verdienen kann.
Da es sich aber im Kapital- und Finanzmarkt aber um vernetzte abhängige Risiken handelt, ist diese Bewertungsmethode reinstes Mind-Fuck. CDS lassen sich sehr einfach zuverlässig Risiko-bewerten: Risiko=100% d.h. es könnte Geld zurück kommen, muss aber nicht.
Selbst wenn es auf beliebig viele unterschiedliche derartige Finanzprodukte verteilt wird - im Zweifel brechen sie alle gemeinsam zusammen.

die Nuke im Kapitalmarkt

Doch das aller schlimmste an den CDS ist, das sie bei ausreichender Anzahl eine Selffulfilling Prophecy erzeugen.

Je mehr CDS eines Typs gekauft werden, desto teurer werden sie.
Je teurer die CDS werden, desto schlechter werden die Ratings
Je schlechter die Ratings, desto höher steigen die Zinsen
Je höher die Zinsen, desto mehr Geld benötigt das Land in kürzerer Zeit

Mit dem Zinssatz von Griechenland wäre der Haushalt der Bundesrepublik nicht zu schultern!

  • Wenn man nur ausreichend gegen eine Partei wettet, stellt man sicher, das sie verliert - was bei Sportwetten als unsauber und sogar illegal gilt, ist im Investmentbanking das Grundprinzip.

Und warum es nicht erlaubt ist, 1000 Feuerversicherungen auf das Haus des Nachbarn abzuschließen, ist schon einem Kind in der Regel schon in sehr jungen Jahren offensichtlich.

Lösung - nur eigenes Risiko kann versichert werden

Schlussfolgernd sehe ich nur eine Lösung: CDS, Zertifikate und ähnliche Finanzprodukte sind schnellstens aus dem Verkehr zu ziehen.
Idealerweise sollte dies nicht erst in Zukunft gelten, sondern diese als sittenwidrig rückwirkend rückabgewickelt werden.

staatliche Refinanzierung

Heute müssen sich die EU-Staaten die Kredite zur Refinanzierung am Kapitalmarkt kaufen.

eine Nutzlose aber teure Subventionierung des Kapitalmarkts

Diese Praxis der Refinanzierung der EU-Staaten am Kapitalmarkt stellt tatsächlich eine massive Subvention des privaten Bankensektors dar.
Der eigentliche Sinn dieses Verbots der Refinanzierung der Staaten durch die EZB war, das damit die Staaten dazu gebracht werden sollten, nicht zu viel Kredit aufzunehmen, da sonst die Zinsen zu hoch würden.
Dieser erhoffte Mechanismus hat nicht funktioniert. Die Staaten konnten sich jederzeit so viel Geld leihen, wie sie wollten und hatten dabei lange eine geringen Zinssatz zu tragen, den sie durch höhere Neuverschuldung immer bequem decken konnten. Eine Rückzahlung dieser Kredite war nie geplant und wäre aufgrund des Konstruktionsmechanismus des Euro vermutlich desaströs für den Wohlstand der Bürger.
Aber erst eine Begrenzung der Neuverschuldung erschafft überhaupt erst die Möglichkeit eines Zahlungsausfalls und wirkt damit in kritischer Situation verschärfend.
Aber auch eine unbegrenzte Neuverschuldung löst hier kein Problem, da es zu einer Zinsspirale und echter Inflation führen kann.
Deshalb sollte selbstverständlich immer eine möglichst solide Haushaltsführung angestrebt werden. Doch dafür brauch man nicht den Kapitalmarkt zu subventionieren, und wenn wir uns dies sparen, lässt sich ein solider Haushalt deutlich einfacher aufstellen.

die einfachste Lösung ;-)

Die EZB kauft den Mitgliedsstaaten ihre Schuldverschreibungen zum EZB-Leitzins ab. Sollten die Zinslasten in den Staaten in ein paar Jahrzehnten dann trotzdem eine erhebliche Höhe erreicht haben, so steht uns dieses Geld dann sogar als EZB-Einnahme zur Verfügung ;-)