Benutzer:Trias/Demokratisierung der Zentralbank

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Eigentlich alle Wirtschaftstheorien rätseln um die Bedeutung des Geldes und der Inflation. Die Klassiker sehen in der Geldmengenausweitung das Grundübel, die Keynesianer als Mittel zum Zweck. Ich hab dazu zwar eine dezidierte Meinung, jedoch ist nicht abzusehen dass ich oder die Gegenseite sich durchsetzen könnte. Das ist auch nicht zu erwarten, da sowohl Keynesianismus als auch Neoklassik von Machtenflüssen verzerrt sind, dh mehr oder weniger als Legitimation für bestimmte gesellschaftliche Strukturen dienen. Warum also die Debatte nicht politisieren, das heißt demokratisieren?

Geld?

Da es viele Missverständnisse zum Wesen des Geldes gibt und sich von daher auch viele Weltuntergangstheorien/Verschwörungstheorien zB zum Zins existieren hier ein kleiner Abriss:

Der Euro und praktisch alle anderen Zahlungsmittel sind Wikipedia-logo.pngFiat Money, das heißt nicht an einen bestimmten Edelmetallkurs (oder irgendeine andere "Sicherung") gebunden. Fiat money ist nicht wertlos, sondern bezieht seinen Wert zum einen aus der Knappheit (wie Gold) und dadurch dass es als "Geld" akzeptiert wird, dh Kredite und Einkäufe darauf normiert sind und man damit seine Steuern zahlen muss, bekommt es Wert.

Metallstandardwährungen führen früher oder später zu Deadlocks wie in der Weltwirtschaftskrise 1929. Diese mögen zwar irgendwann wieder aufgelöst werden, jedoch nur unter großen sozialen Opfern, dh Arbeitslosigkeit, sinkender allg. Lebensstandard, Zerstörung von Existenzen usw. Daher wurden Papier-Währungen eingeführt, um im Fall der Fälle die Deadlocks von staatlicher Seite wieder auflösen zu können. Auch werden Investitionen vereinfacht, weil die Zinsen sinken. Der Nachteil von Papierwährungen ist, dass diese potentiell durch die "Machthaber" inflationierbar sind.

Inflation wirkt so wie eine versteckte Steuer, insbesondere auf die Leute die Geldvermögen statt Einkommen haben, jedoch sind alle in Geld nominierten Verträge grundsätzlich von der Inflation betroffen, also auch Einkommen. Inflationsschwankungen sorgen auch für Planungsunsicherheit. Eine geringe Inflation ist nötig, damit eine Investition in Geld nicht lohnenswerter ist als eine Investitionen in die Wirtschaft.

Allein dass Geld gedruckt wird, ist jedoch nicht "unanständig". Auch Gold unterliegt einem gewissen Fluss aus Neugewinnung und Verbrauch, es ist nur nicht beliebig inflationierbar. Was zu beanstanden ist, ist wenn Politiker ihr Volk ausplündern, indem sie ihren eigenen Wohlstand oder Kriege mit gedrucktem Geld finanzieren. Insofern sollte eine Inflation in einem echt demokratischem Land nicht möglich sein, oder eben nur als ein gewollter Effekt, vergleichbar mit einer Steuer.

Banken (und andere Unternehmen) haben die Möglichkeit Geld zu schöpfen. Der Mechanismus funktioniert dadurch, dass Bankschulden (=Guthaben) de facto als Geld angesehen werden und als solches verwendet werden können. Eine Bank ist hierbei nur durch etwaige Zinskosten der Zentralbank und Regulierungen wie Eigenkapitalquote eingeschränkt. Banken sind also durch ihr eigenkapital und Risikoerwägungen beschränkt in der Geldschöpfung.

Diese Art der Geldschöpfung ist jedoch nicht die einzige. Letzlich trägt jedes Asset, dem andere einen Wert zugestehen zu Ausweitung der Geldmenge bei, von der Immobilie bis zur Pfandflasche. Am bedeutensten ist jedoch der Geld/Kreditmarkt.

Im Vergleich zur staatlichen Seignorage ist die Kreditgeldschöpfung im Normalfall die bedeutendere -- bezieht ihre Legitimität aber aus der Vertragsfreiheit der Banken und Bankkunden und dem Bilanzrecht. Würden Banken Einlagen nicht beleihen, könnten sie keine Zinsen zahlen und von daher kaum in der heutigen Form existieren (Änderungsvorschlag siehe unten). Banken kann man auch nicht einfach so abschaffen oder verstaatlichen, weil sie mit Kreditvergabe & -vermittlung essentielle Funktionen in unserem Wirtschaftssystem übernehmen, dennoch werden sie übervorteilt.

Geld hat mehrere Funktionen, durch die vorrangige Wikipedia-logo.pngKreditgeldschöpfung ist Geld ein Indikator für das gesamtgesellschaftliche Vertrauen (lat. credere = vertrauen) in die Wirtschaft. Ist also das Vertrauen knapp, ist die Geldversorung knapp (Deflation), der Zins/Risiko steigt und wirtschaftliche Prozesse werden erschwert (ebenso die andere Richtung: "externer Schock"<->"Finanzkrise"). Ist zuviel Geld vorhanden ist die Geldversorgung zwar üppig, das Vertrauen in das Geldsystem wird aber erschüttert (Inflation) und dadurch ebenfalls der wirtschaftliche Prozess gestört. Der "Sweet spot" liegt bei 2-3% Inflation, verhindert jedoch auch nicht zwangsläufig Finanzkrisen. In Ländern mit entwickeltem Finanzsystem sind Krisen eher deflationär, folgend auf eine inflationäre Investitionsblase.

Die Zentralbank kann Finanzkrisen durch Zinssenkungen entgegenwirken. Soweit besteht eigentlich Einigkeit in der Ökonomie, jedoch nie wie die konkrete Policy aussehen soll und ob es besser ist den Zentralbankzins zu erhöhen oder zu senken. Es ist auch bedenklich rein auf den Zentralbankzins zu schauen, da dadurch vor allem Banken geholfen wird, welche sich die günstigen Zinsen nicht "erarbeiten", also schon eine Form des Bailouts darstellen.

Die Freiwirtschaftslehre schlägt nun vor einen negativen Zins einzuführen (Geldsteuer), der die Liquiditätsprämie (der Vorteil das Geld flüssig zu haben) neutralisiert. Die Herleitung ist dass somit weniger Geld "gehortet" wird und damit eher in Wirtschaftsaktivitäten investiert wird. Das ist jedoch wenig glaubwürdig, weil zum einen heute schon ein ähnliches System existiert (Inflation als Geldsteuer) und der gehortete Geldbestandteil vernachlässigbar klein ist.

Die Idee

Dennoch kann man der Freiwirtschaftslehre etwas abgewinnen: Nämlich dass die Bevölkerung eine Kontrolle über die Währung ausüben sollte, was sowohl Inflation als auch Deflation bedeuten könnte. In einem demokratischen Staat, sollte auch die Währung demokratisch kontrolliert sein und nicht etwa durch die Zentralbankschef oder die Goldbesitzer.

Angeregt durch dieses Blogpost* würde sich auch eine einfache Implementierung anbieten:

Die Zentralbank wird der Alleingläubiger des Staates, etwa indem sie alle Staatsschulden aufkauft.

Exkurs: Dies ist nicht inflationär, da lediglich ein Geldschein gegen eine Staatsanleihe getauscht wird. Da Staatsanleihen und Geldscheine praktisch den gleichen Schuldner haben (Regierung vs. Zentralbank, Zentralbank gehört der Regierung), ist das Pleiterisiko 0 bzw wenigstens identisch (unter Annahme einer eigenen Währung). Eine Inflation würde durch Produktivitätsverluste, externe Schocks, Vertrauensverlust oder verschwenderische Staatsausgaben entstehen.

Die (demokratisierte) Zentralbank legt die Zinsen für den Staat fest. Hierzu soll eine möglichst repräsentative Vertretung (aber nicht das Parlament) den entsprechenden Zinssatz & max. Kreditrahmen ("Schuldengrenze") festlegen. Gleichzeitig soll dieses Gremium über etwaiges Gelddrucken (=Inflation, Geldsteuer) oder Geldverbrennung (=Deflation, Geldbonus) beschließen. Das Gremium wird jährlich neu gewählt. Die Gewinne der Zentralbank werden gleichmäßig an alle Bürger in Form eines Mini-BGEs (bzw Dividende als Anteilseigner) ausgezahlt. Verluste (etwa durch zu hohen Einlagezins) werden ebenfalls gleichmäßig durch die Bürger (Anteilseigner) getragen (durch eine Steuer). Es ist zu erwarten, dass durch Staatszinsen stets ein Überschuss entsteht, wie auch bei der EZB.

Da dem Bankensektor nun die wichtigen Staatsanleihen fehlen würden, soll die Zentralbank auch Zentralbankgeld mit Zinsen ausgeben um den Zahlungsverkehr (Girokonto, ec/Kreditkarte) sicherzustellen (heute schon quasi existierend als Einlagesatz). Aufgrund der von der Zentralbank gezahlten Zinsen & aus Stablitätsgründen sollen diese nicht beliehen werden dürfen. Auf dieses Girokonto gibt es Eigentumsrecht, genau wie auf eine Geldbörse oder Aktiendepot. Auch im Falle einer Bankpleite ist das Geld also nicht weg und der Staat muss auch nichts versichern. Jedes Girokonto ist also quasi ein Konto bei der Zentralbank (und damit todsicher), auch wenn es nicht von dieser verwaltet werden soll. Banken werden zu Dienstleistern, das spekulative Geschäft ist völlig getrennt.

Das spekulative Geschäft kann völlig über die Börsen ablaufen, wo zB Unternehmen Anleihen platzieren können. Geldmarktfonds können kurzfristige Gelder verwalten und an unternehmen verwalten. Kreditbörsen wie Smava, Kreditringe oder Genossenschaftsbanken können Privatkredite ausgeben. Hedgefonds und private Investoren können spekulative Instrumente wie Optionen benutzen. Investmentberatung kann von spezialisierten Büros ausgeübt werden.

Es gibt weiterhin Zentralbankgeld (Geldbasis), welches frei beliehen werden kann. Durch diese Trennung könnten sich die systemischen Risiken reduzieren. Das Zentralbankgeld wird entweder durch den Staat, durch das "mini-BGE" oder durch Einlagezinsen für Girokonten "unter das Volk gebracht".

Der Zins für private Kredite wäre völlig frei, da diese keinen Wettbewerb mehr gegen Staatsanleihen führen müssen, kann also höher oder niedriger sein als der Staatsanleihenzins, werden vermutlich aber nach unten beschränkt durch den Einlagesatz.

In einem zweite Schritt könnte die Geldbasis auf papiergeldloses Zentralbankgeld umgestellt werden, was mit einer Geldsteuer oder mit einem Guthabenszins belegt werden kann. Bargeld könnte weiterhin von der Notenbank oder auch von privaten Banken ausgegeben werden - Der Zins bzw die Steuer könnte durch ein Ablaufdatum des Geldscheins gezahlt werden, oder von der Bank einbehalten bzw getragen werden.

*) Nebenbei wäre der Staat nicht mehr von Staatspleite bedroht (abgesehen von einem kompletten Kollaps der Wirtschaft), und den Banken, wie beschrieben, würde keine versteckte Subvention von 25 Mrd € zuteil. Zudem würde durch meinen Vorschlag die Einlagensicherung aufgelöst (ebenso Subvention) und die TooBig2fail-Policy (ebenso Subvention). [Anmerkung: Ich habe das Gefühl, dass ein BGE hier gut in die Theorie reinpasst, etwa als Auto-Stabilisator in Wirtschaftskrisen & Erhöhung der privaten Kreditfähigkeit. Durch das BGE wäre eine Grundnachfrage konstant, was Wirtschafskrisen abschwächt. Bin aber noch am Grübeln]

Die verschiedenen Wirtschaftstheorien

Keine der führenden Wirtschaftstheorien kann eigentlich etwas gegen diesen Vorschlag haben, vorausgesetzt man geht davon aus, dass die Allgemeinheit nicht zu selbstschädigendem Verhalten neigt: Die Monetaristen würden ihre konservative Geldpolitik propagieren und könnten zumindest die Zentralbank bei Nichtbefolgen nicht mehr verantwortlich machen. Die Keynesianer würden ihre Sicht der Dinge propagieren, wobei im Falle einer demokratisierten Zentralbank die Allgemeinheit mutmaßlich mehr Kontrolle über die Verwendung des Geldes erhält.

Die-Hard-Mitglieder der "Österreichischen Schule" werden diesen Vorschlag vermutlich ablehnen, müssen konsequenterweise dann aber auch den Staat ablehnen. Dies wäre die "anarcho-kapitalistische" Sichtweise, welche meiner Meinung nach keine Basis in der Realität hat. Ein solches System wäre nicht stabil.

meine Sichtweise

Ohne es zu wissen, gibt es tatsächlich eine Denkschule, die in etwa meine Sichtweise von Geld widergibt: Der p:en:Chartalism oder auch Modern Monetary Theory. Im Grund postuliert sie nicht viel, vielmehr nimmt sie den Status quo genau unter die Lupe.

Implementierungsdetails

Natürlich kann dieses System für jede aktuelle existierende Währung angewandt werden. Für den Euro mag das allerdings sehr schwierig sein, weil es imo keine europäische Öffentlichkeit gibt, die eine Durchsetzung solcher Reformen vorantreiben könnte (kann sich aber ändern!). Es ist allerdings möglich dass ein Staat oder eine Region eine Komplementärwährung ausgibt, mit der Schulden (inklusive Steuerschulden) beglichen werden können. Dies würde langfristig bedeuten, dass ein Staat auch seine Schulden in dieser Währung ausgibt. Ebenso ist es möglich, diese komplentäre Währung als reine Verrechnungs und Kontowährung zu verwenden, so wie das beim Euro kurz vor der Einführung der Fall war.

Die konkrete Ausgestaltung der Monetative (Wahlzeitraum, Wahlverfahren, Vorschlagsrecht ...) bedarf einer Änderung des Zentralbankgesetzes.

Nachteile?

Bei Implementierung über ein elektronisches System könnte prinzipiell jede Geldbewegung (geheim) getrackt werden. Andererseits hat auch das heutige Geldsystem Überwachungsmechanismen (Scheinnummer, Kreditkarten). Ein Gesetz zur Beschränkung des Missbrauchspotential ist nötig. Es wäre auch ein System ohne Tracking denkbar, dann aber ohne Diebstahl-/Missbrauchsschutz. Zusätzlich zu einem elektronischen System könnten (private Anbieter oder der Staat) anonyme Banknoten ausgegeben werden, dann aber mit gewissen Nachteilen bezüglich der Effizienz.

Rein auf Bargeld bezogen hätte dieses Sytem vermutlich zu hohe Reibungskosten.

Siehe auch Wikipedia-logo.pngBitcoin

Fragen

Geldmonopol?

Teilweise wird bemängelt, dass die Zentralbank dem Staat ein "Monopol" gibt. Dies zeugt aber von einer falschen Betrachtungsweise: Die Zentralbank ist nicht einfach irgendeine Bank, sondern der Anker unseres Geldsystems. Unser Geldsystem ist ein Infrastruktur wie unser Verkehrsnetz, Zeitmessung, Stromnetz usw. Und genau wie im Stromnetz Eigenschaften wie Spannung und Frequenz "zentral" vorgegeben, bestimmt der Staat in welcher Währung er seine Steuern haben will. Niemand würde auf die Idee kommen, dem Staat ein Monopol auf die Spannungshöhe anzulasten, auch wenn man natürlich begründete Kritik an der speziellen Ausgestaltung üben kann.

Im Vergleich zu der jetzigen Situation würde eine demokratische Strukturierung der Zentralbank die Machtkonzentration in der Zentralbank lindern.

Regionalwährungen und andere Experimente werden schon heute nicht durch das angebliche "Geldmonopol" behindert und sollen das auch nicht in Zukunft sein. Ein anderes Problem stellt Geldwäsche und Steuerhinterziehung dar, gegen die der Staat vorgeht - das ist aber unabhängig von einer etwaigen Zentralbank.

Ist Gold die "natürliche Währung"?

Nein. Auch Gold wurde zu Geld "gemacht" (fiat), als in England 1844 durch einen zu hohen Wechselkurs die eigentliche Basis ihrer Währung (Silber) immer mehr aus dem Land abfloss, dafür sich aber Gold ansammelte. Somit entschloss sich die englische Regierung zu einem geschickten Zug und machte Gold zur Basis des englischen Pfunds. Bis dahin war weltweit der Silberstandard vorherrschend. Als England wechselte, wechselten nach und nach auch ihre Handelspartner, am Ende auch das damals verfeindete Deutschland. Die Goldstandardära endete 1930, somit waren diese 90 Jahre eigentlich nur eine kurze Periode in der Menschheitsgeschichte.

Gold selbst ist als Geld überhaupt nicht marktfähig, da selbst kleine Münzen einen zu hohen Wert hätten um als allgemeines Zahlungsmittel gelten zu können.

Auch Zentralbanken existieren schon länger als die Etablierung der FED (wie dies oft auf Verschwörerseiten wg des amerikanischen Einflusses dargestellt wird). In Amerika gab es mehrere Zentralbanken und wenn es mal keine gab, nahm die Treasury de facto diese Rolle ein. Auch in Metallstandardzeiten hatte die Zentralbank essentielle Aufgaben, etwa Wechselkurse (zB zwischen Gold und Silber) zu sichern oder (später) Liquiditätkrisen zu lösen.

Gold hat sich aber im Geldwettbewerb durchgesetzt!

Gerne wird behauptet dass Gold sich im Wettbewerb um das beste Geld "auf dem Markt" durchgesetzt hätte. Das ist nicht richtig, wie schon oben beschrieben.

Eine demokratische Zentralbank bedeutet nicht, dass jedermann gezwungen wäre dieses Geld zu verwenden. Das ist heute nicht so und wird auch in Zukunft nicht so sein. Schon heute kann man zB mit Paypal oder Banküberweisungen Geldschulden begleichen, obwohl diese rein technisch kein Geld darstellen, sondern wenn überhaupt eine geldwerte Leistung.

Genauso könnte theoretisch auch mit einer Goldwährung verfahren werden. Ist diese besser, so werden die Bürer sie nutzen. Lediglich die Steuern an den Staat müssten sie in dessen Währung begleichen, was auch impliziert, dass die Bilanzen von Firmen in der gesetzlichen Währung abgefasst werden.

Sorgen Metallwährungsstandards für stabile Währungen?

Nein. Schon im Mittelalter war das Problem der Wikipedia-logo.pngKipper & Wipper bekannt. Auch lokale Fürsten nutzten ihr Prägerecht um den Wert der Münzen immer weiter zu verschlechtern und den Wikipedia-logo.pngSchlagschatz einzustreichen. 1930 führte die Goldwährung dann fast zum Kollaps der Weltwirtschaft, dh alle in Geld gemessenen Werte verloren an Wert (zB Aktien), bis auf natürlich Grundnahrungsmittel (Deflation). Um 1500 herum sorgte die Entdeckung (und Plünderung) von Amerika für einen Goldpreis-Schock.

Eine komplett demokratisch kontrollierte Währung hätte diese Probleme nicht und wäre darüber hinaus fälschungssicher, wenn virtuell implementiert.

Freigeld?

Ich halte die durch viele Foren und Blogs geisternde Theorie des Wikipedia-logo.pngFreigelds für Quatsch und möchte mich hiervon distanzieren. Dennoch habe ich in solchen Diskussion eine interessante Idee aufgeschnappt, die ich hier nach eigenen Vorstellung ausarbeiten möchte: Die Monetative (demokratische Kontrolle der Zentralbank), also die direkte Kontrolle über das allgemein akzeptierte Tauschmittel/Steuermittel. Die hier vorgestellte Idee hat aber nichts mit den Theorien von Bernd Senf oÄ zu tun.

Das oft angeführte Beispiel Wörgl ist ein 1a-Beispiel für keynesianisches Deficit-spending. Der positive Effekt war zwar von der Freigeldtheorie vorhergesagt, aber falsch erklärt.

Josefspfennig?

Ein beliebtes Beispiel zum Zinseszins ist ja der Wikipedia-logo.pngJosefspfennig. Das sei der Grund, warum unsere Wirtschaft zum Untergang verurteilt ist. Expotentielles Wachstum ist aber nichts unnatürliches, sondern im Gegenteil in der Natur der Normalfall. Dass dieses Wachstum "unnatürlich" erscheint liegt daran, dass wir keine logarithmischen Skalen gewohnt sind. "Unbeschränktes Wachstum" heißt nicht unbedingt immer mehr vom Gleichen, sondern auch bessere & günstigere Produkte oder weniger Arbeit. Auch Vergleiche von virtuellen Geldsummen mit dem Goldpreis führen in die Irre, da natürlich immer nur das bezahlt werden kann was erwirtschaftet wurde und existiert.

Ist die Zentralbank überhaupt so wichtig?

Ja! Das wissen auch die Aktienhändler: Es gibt nur wenige Einzelereignisse, die die Börsen massiv beeinflussen können. Darunter sind: Kriege/Terroranschläge, Naturkatastrophen... oder eben Zinsänderungen der Zentralbank. Hier reicht es schon, dass der Zentralbankchef ein falsches Wort sagt, damit die Kurse nach unten stürzen oder in die Höhe schießen. Im Vergleich dazu sind Wahlen eher unbedeutend. Entsprechend dieser Entscheidungsmacht hängen natürlich viele Arbeitsplätze und indirekt somit viele Schicksäle an diesen Entscheidungen.

Ist die Zentralbank derzeit unabhängig?

Nein. Es existiert zwar eine formelle Unabhängigkeit der EZB, jedoch werden die Posten natürlich von der Politik besetzt. Gerade für die EZB hat sich Deutschland als wichtigstes Land herauskristallisiert, die EZB ist also sehr abhängig von der deutschen Regierung (und nicht etwa der Bevölkerung).

Wird jegliche Geldschöpfung nicht die Währung zerstören?

Auch heute schon fließt der Bundesbankgewinn dem Staatshaushalt zu. Das sind bis zu 10 Mrd/Jahr. Dieses Geld wird nicht durch wirtschaftliche Tätigkeiten generiert, sondern eben durch direkte oder indirekte Arten des Geldschöpfens. Das war auch schon zu DM-Zeiten so, und der Euro ist, entgegen aller Vorurteile sogar noch stabiler. Etwas Geldschöüfung kann also dazu beitragen unsere Steuerlast zu minimieren. Auch in Goldwährungen findet Geldschöpfung statt, jedoch nicht bei der Zentralbank, sondern in Goldminen und den privaten Banken.

Wäre Goldstandard nicht die Lösung?

Nein. Goldstandardwährungen sind sehr instabil und überleben keine schwere Wirtschaftskrise ohne dass die Regierung oder ein signifikanter Teil der Wirtschaft pleite geht. Zudem werden durhc das Golld (oder Silber) wirtschaftliche Ressourcen gebunden, die auch produktiver eingesetzt werden können. Die staatlich garantierten Preise für Gold sorgen für eine Verzerrung des Marktes zugunsten von Goldbesitzern & -produzenten. Die feste Geldbasis lässt es nicht zu (bzw erschwert es) in Wirtschaftskrisen dämpfend einzugreifen.

Marktgeld?

Mancherorts wird behauptet "Marktgeld" sei die Lösung für unsere Probleme. Dies ist keine neue Idee, sondern war im Mittelalter und der Antike gängige Praxis. Es existierten hunderte verschiedene Gold-, Silber, Kupfer und Blechmünzen, die alle einen schwankenden Wechselkurs aufwiesen. Dies bedeutet, dass es Geldwechsler geben muss (Spekulanten), die nicht weiter tun als die verschiedenen Währungen ineinander umzutauschen. Dies mag in einem begrenztem Umfang sinnvoll sein, jedoch wirkt es in einem größeren Maßstab extrem wirtschaftshemmend, weil jede Umrechnung Aufwand bedeutet (ironischerweise hatte das schon Adam Smith in Wealth of Nations erkannt). Heute hat ein gemeinsamer Wirtschaftsraum daher iA auch eine gemeinsame Währung.

Der Grund warum wir heute kein "Marktgeld" haben, ist nicht weil der böse Staat Fiatgeld aufzwingt, sondern weil Staaten mit einer einheitlichen Währungen wirtschaftlicher kompetitiver und stabiler sind als welche ohne einheitliche Währung. Um eine Fiatwährung allerdings vor Inflation/Deflation zu schützen, sollte sie, wie oben beschrieben, unter demokratische Kontrolle gestellt werden.

Aktuell haben wir so etwas wie einen "Währungsmarkt", aber kein Marktgeld. Verschiedene Staaten geben Währungen aus, die frei gehandelt werden können. Ebenso können "Währungs"rohstoffe wie Gold, Silber oder Öl gehandelt werden. Wenn Staaten ihre Währung an andere koppeln, dann aus wirtschaftspolitischen Interessen, um besseren Marktzugang zu erhalten. Ebenso existiert meist eine Kopplung einer Währung mit dem Hauptexporgut: Der russische Rubel wird zB von der russischen Wirtschaft "gedeckt", welche wiederum stark auf Öl und Gas aufbaut. In einem "Marktsystem" würde das Gleiche passieren, aus dem Interesse der Währungsverwalter, die eigene Währung marktfähig zu halten. Sieht man die Regierungen als wettstreitende Währungsemittenten ist unser derzeitiges System ohne Unterschied zu einem "Marktgeld".

Zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise um 1930 gab es tatsächlich sowas wie konkurrierende (und nicht nur alternative Währungen) Währungssysteme: den US-Dollar (goldgedeckt), das Pfund Sterling (nicht goldgedeckt) und nicht konvertible Währungen. Als Leitwährung hat sich zwar der US-Dollar durchgesetzt, aber ohne (echte) Golddeckung. Also selektieren auch Marktsysteme gegen eine goldgedeckte Währung.

Geld als Wertspeicher?

Die Funktion des Geldes als Wertspeicher ist gegeben, jedoch nur als temporärer. Jeder weiß, dass Geld unter der Matratze keine gute Idee ist. Wer das nicht machen will kann daher zur Bank gehen und eine kleine Rendite erhalten, oder man kauft der eigenen Meinung nach stabilere "Währungen", etwa Gold, Unternehmensanleihen, Immobilien oder Aktien (Auch diese stellen natürlich auf ihre Weise eine Art Währung dar. Es gibt lediglich (noch) keinen Wirtschaftsraum, der diese Währungen als "Geld" akzeptiert).

Sollen Staaten nicht pleite gehen wenn sie schlechte Entscheidungen treffen?

Das ist zwar eine theoretische, nie jedoch eine praktische Möglichkeit. Warum? Weil Staaten nicht pleite gehen können -- es existiert nämlich keine Insolvenzordnung für Staaten. Staaten sind keine klassischen Unternehmen, die sich überschulden können und pleite gehen könnnen. Letzlich _sind_ Staat und Zentralbank das Geldsystem (Ausnahme: der Staat verschuldet sich in einer Fremdwährung). Ein Staat mit eigener Währung wird daher nie pleite gehen können, wohl kann er aber durch Fehlallokation oder Fehlregulierung die Wirtschaft zerstören oder durch exzessiven Gelddrucken das Vertrauen in die Währung zerstören.

Der "Disziplinierungseffekt" des Marktes kann bei Staaten nicht wirken - weil Staaten selbst, als Inhaber des Gewaltmonopols Grundlage für die wirtschaftliche Ordnung sind und Regeln ändern können (und auch tun). Insolvente Staaten müssen auch nicht wie Individuen mit Sanktionen oder Firmen mit der Auflösung rechnen, sie sind souverän ob ihrer demokratischen Verfassung. Eine Pleite wäre im Grunde vorteilhaft für einen Staat, nur "Ehre" oder diffuse Drohungen der Nachbarländer halten insolvente Staaten von der Pleite ab.

Deswegen muss man andere Disziplinierungssyteme entwickeln. Eines dieser ist zB der IMF oder in der Eurozone jetzt neu der ESM/EFSF. Diese sind jedoch mit Makeln und insbesonders sehr undemokratisch, sowohl in ihren Effekten als auch in der Kontrolle. Mein Vorschlag ist ein "souveränes" Währungssystem, was demokratischen Ansprüchen genügt.

Quantitätstheorie des Geldes?

Die Formel MV=PY hört sich gut an und stimmt auch - per Definition. Leider sind die Definitionen nicht zu gebrauchen: Eine "Geldmenge" existiert so nicht, da Geld vertrauen ist, und man den Menschen nicht vorschreiben kann wem sie zu Vertrauen haben. Deswegen existieren auch verschiedene p:Geldmengen. Der Geldumlauf ist nur indirekt zu messen, da man nich jede Transaktion überwachen kann. Das Preisniveau P muss durch einen Warenkorb ermittelt werden und ist somit nicht objektiv. PY ist dann, was immer für Definitionen man auf der linken Seite angewandt hat. Die Aussagekraft, wie fast alles in der VWL was tautologisch begründet wird, ist praktisch null. Egal welche Policy man wählt, die Formel ist immer gültig.