Benutzer:LordSnow/gamproOffenerBrief

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Leserbrief vom 08.02.2011 12.00Uhr

Hallo Gamepro Redaktion,

ich bin seit vielen Jahren ein treuer Abonnent eures sonst sehr hochwertigen Magazins. Heute nach dem Lesen des Artikels zum - PS3 Hack - bin ich jedoch aus allen Wolken gefallen.

Leute, ihr verwendet von der Rechteverwertungsindustrie („Content Mafia“) verbreitete Begrifflichkeiten, wie „Raubkopien“ und redet dem Untergang des Abendlandes das Wort, obwohl ihr doch die Schnittstelle zwischen Content Creator und Nutzer sein solltet. „Raub“ ist die „Wegnahme einer fremden beweglichen Sache mittels Gewalt“. Wenn überhaupt, kann man bei einer verlustfreien Vervielfältigung von Immaterialgütern doch höchstens davon ausgehen, dass eventuelle Einnahmen entgehen. Vermutlich aber nicht mal das, da einfach nicht genügend Geld da ist, dass jeder für Kultur soviel ausgeben könnte, wie er denn nach den Vorstellungen/Erwartungen der „am Hungertuch nagenden“ (/ironie) Verwertungsindustrie müsste.

Wenn, dann ist der Hack doch eher ein Segen als ein Fluch, und zwar genau für die Menschen, welche es sich nicht leisten können, neben einer Konsole für 300€ aufwärts noch für Spiele bis an die 70€ zu bezahlen. Ich persönlich möchte, dass nicht nur gut verdienende Menschen oder Kinder mit wohlbetuchten Eltern Zugang zu Kultur haben und dass auch jeder sich Kopien von seinen Spielen machen kann (!). Ich sehe deshalb eher von Grund auf ein Problem in der Herangehensweise von Sony. Wenn diese nicht den Nutzer als Feind betrachten würden, sondern vielmehr als jemanden, der gern für Dinge, die ihm wichtig sind, einen fairen Preis bezahlt, dann würden vielleicht viel mehr Energien in gute Ideen für wirklich innovative nutzerorientierte Spielekonzepte fließen als in Nutzer behindernde DRM-Systeme. Und dass die PS3 bis dato als sicher galt, hat dem Endkunden durch die höheren Preise der Spiele als auf den Konkurrenzsystemen doch eher geschadet als genutzt. So wurden wichtige jedoch problemlos vervielfältigbare Kulturgüter einer Bevölkerungsgruppe allein auf Grund ihres zu dünnen Portemonnaies vorenthalten.

Ihr schreibt, die Folgen wären nicht absehbar. Was soll diese „nebulöse“ Angstschürerei? Sony wird genauso wenig Pleite gehen, wie auch sämtliche Entwickler und Produzenten von PC-Spielen nicht, wo ja die „Konsole“ schon von Grund auf „gehackt“ ist und jeder Versuch mit "nach Hause telefonieren" auch grandios gescheitert ist und nur die bezahlen(können)den Kunden ärgert.

Ich wünsche mir schon seit langem, dass sich endlich ein angesehenes Entwicklerstudio hinstellt und sagt, wir wollen eine völlig neue Art der Spieleentwicklung, wo Publisher durch den Endkunden ersetzt werden und auch weniger gut betuchte Menschen an den Ergebnissen, ohne sich strafbar zu machen, teilhaben dürfen. Würdet ihr es für so unwahrscheinlich halten, dass ein Modell, was auf Freiwilligkeit basiert und Open Content schafft, von den Nutzern angenommen wird?

Ich jedenfalls würde gern aus freien Stücken prepaid den Piranha Bytes und Infinity Wards dieser Welt den Entwicklungsaufwand und afterpaid die „Gefallensprämie“ honorieren, als dazu gezwungen zu werden, um dann auch noch ein DRM-„verseuchtes“ Spiel zu erhalten. Ich könnte mir vorstellen, dass es viele Nutzer ähnlich sehen und die Entwickler am Ende sogar besser dastehen würden als jetzt, wo sie bei dem Knebel der Publisher doch nur noch zwischen Pest und Cholera wählen dürfen und der Großteil der Nutzerwünsche auch vollkommen außen vor bleibt...

Im Übrigen hilft die Arbeit des CCCs dabei, vielseitig eine höhere Qualität zu erreichen. Wenn ihr sie im Schlusssatz als skrupellos bezeichnet, seid ihr mindestens an dieser Stelle des Artikels weit über das Ziel hinaus…

Bitte überdenkt noch einmal diesen Artikel!

René Heinig, u.a. Mitglied der Piratenpartei