Benutzer:Kater81SI/Der Familienpolitik ins Gewissen
Der Familienpolitik ins Gewissen!
Nein, was war das doch ein Aufruhr gewesen. Zehntausend Flugblätter hatte ein Trennungsvater in der beschaulichen Krönchenstadt Siegen verteilen lassen, weil er offenbar jahrelang keinen Kontakt mehr zu seinem Nachwuchs gehabt hatte. Daher hatte er Fragen aufgeworfen und massive Kritik am städtischen Jugendamt geübt. Genauer gesagt an einer der seinerzeit dort arbeitenden Fachkräfte.
Wie hatte es sein können, dass das Jugendamt den Kontakt zwischen Kindern und Vater nicht mehr hatte anbahnen können und auch mehrere Gerichtsinstanzen diesem Zustand über einen langen Zeitraum mehr oder weniger hilflos zugesehen hatten?
Weswegen war das so vielen Menschen gleichgültig gewesen? Seine Kinder nicht mehr zu sehen ist mit das Schlimmste, was einer Mutter oder einem Vater widerfahren kann. Von den Kindern ganz zu schweigen, die ihrerseits ja auch Mama und Papa benötigen. Jedenfalls ist dem in der Regel so, die meisten Eltern sind eben keine Gewalttäter oder Verwahrloser, wie uns allzu oft dadurch suggeriert wird, dass die Jugendhilfe in solchen Fällen schon manches Mal zu spät reagiert hat.
Übertriebene Vergleiche mit dem „Dritten Reich“ sind dieser Tage recht beliebt, weswegen hier darauf verzichtet wird, solch liebgewonnene Nachkriegsangewohnheit zu überreizen. Das Problem liegt ganz woanders, nämlich in der in Deutschland zeitlos vorhandenen Bürokratie, die Kinder, Eltern, Familien – Menschen eben – zu „Fällen“ degradiert. Auch im mangelnden Differenzieren ist ein grundlegender Fehler zu suchen. Da gibt es Väter, die den Unterhalt oder aber den Kontakt zu den Kindern verweigern. Leiden müssen ausgerechnet diejenigen darunter, die auf der genau andersherum betroffenen Seite dafür kämpfen müssen, das Bewusstsein zu schärfen: es gibt die, die wollen und nicht dürfen. Nicht dürfen? Falsch; nach dem Grundgesetz, obergerichtlichen Urteilen, gesundem Menschenverstand und natürlich dem Herzgefühl liebender Eltern sollen sie sogar. Es ist das Natürlichste der Welt und muss nicht erklärt werden.
Verwundern muss vor dem Hintergrund die Reaktion der Stadt Siegen auf die oben angeschnittene Flugblattaktion. Auch später, als der Fall vor Gericht verhandelt wurde, hat man einseitig die Sicht der Behörden vertreten. Einige aggressive Kommentatoren gifteten anschließend sogar auf einer Internetplattform gegen einen „wichtigtuerischen Kriminellen“, der sich nur deswegen derart in die öffentliche Diskussion bringe, weil er sich selbst überschätze. Bei aller Polemik (der Vater hatte Bild und Namen der Amtsperson auf seiner Brandschrift aufgedruckt) war in der Lokalpresse allerdings kein Sterbenswörtchen von den Argumenten der Fachleute und den ungezählt weiteren Fällen von Familientrennung in Deutschland zu lesen, die das Flugblattt auch enthalten hatte. „Einzelfälle“ können es allein nach der Anzahl nicht sein. Für neutralen Journalismus ungangbar nennt man diese Einseitigkeit tendenziös und nicht mehr objektiv.
Man kann an solchen „Fällen“ der öffentlichen Stigmatisierung von Bürgern erkennen, welche Folgen es hat, wenn Menschen sich nicht mehr für Politik interessieren. Es führt zu Schicksalen, die der Volkswirtschaft – nebenbei – erheblichen Schaden zufügen können. Betroffene werden krank, arbeitsunfähig, kosten die Gemeinschaft Geld. So muss argumentiert werden, wenn man überzeugen will. Geht es an die Brieftasche, dann hört der Spaß beim Bundesbürger definitiv auf. Besser allerdings wäre und ist es, von vornherein Politiker zu wählen, die dafür sorgen, dass es keine staatlich geduldete Familienzerstörung geben kann und solche Kindesentziehungen konsequent geahndet werden müssen. Beamte einzusetzen, die dementsprechend psychologisch geschult werden, was bis dato nicht der Fall ist. Funktioniert das nicht auf zivile Art und Weise, bekommt beispielsweise das „traditionelle“ Familienleben weiterhin den Stempel aufgedrückt, „unterdrückerisch“ und „reaktionär“ zu sein, bleibt uns letztlich nurmehr, für unsere Kinder und unsere Rechtsstaatlichkeit, für die unveräußerlichen Grundrechte der Menschen auf die Barrikaden zu steigen. Auch wenn es möglicherweise nicht „politisch korrekt“ sein sollte. Es wäre die logische ultima ratio (letzte Vernunftsinstanz!), nicht mehr, nicht weniger.