BY:Landesparteitag 2011.1/Antragsfabrik/Stellungnahme gegen Pseudo- und Parawissenschaften
Dies ist ein eingereichter/eingereichtes Sonstiger Antrag für den BY:Landesparteitag_2011.1 von Boris (Burnus). Bitte diskutiere den Antrag, und bekunde Deine Unterstützung oder Ablehnung auf dieser Seite. Der Antragstext darf nicht mehr verändert werden! Eine Übersicht aller Anträge findest Du in der BY:Landesparteitag_2011.1/Antragsfabrik. |
- Sonstiger Antrag Nr.
- PP05
- Beantragt von
- Boris (Burnus)
- Titel
- Antragspapier gegen Pseudo- und Parawissenschaften {zurück gezogen} - {übernommen}
- Antrag
Ich ziehe diesen Antrag zurück.
- Ich werde den Antrag auf dem LPT übernehmen --Boris
Der Landesverband Bayern der Piratenpartei möge zum nächstmöglichen Bundesparteitag folgendes Positionspapier zum Beschluss für das erweiterte Programm einreichen:
Die Piratenpartei Deutschland spricht sich gegen eine staatliche Förderung von Pseudo- und Parawissenschaften aus. Insbesondere missbilligt sie
- staatlich anerkannte Universitätsabschlüsse in diesen Fachrichtungen
- die Aufnahme pseudo- und parawissenschaftlicher Behandlungen in die Leistungskataloge gesetzlicher Krankenkassen
- die Sonderbehandlung homöopathischer Mittel in der Arzneimittelprüfung.
Diesbezügliche Maßnahmen gelten ausdrücklich nicht für Forschungsgebiete, die sich nach Maßgabe der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften oder vergleichbarer wissenschaftlicher Institutionen als Protowissenschaften darstellen oder nachträglich als solche heraus stellen. Explizit nicht betroffen ist die wissenschaftliche Untersuchung von Parawissenschaften. Diese ist im Gegenteil höchst erwünscht – eine dogmatische Ablehnung wäre schließlich in höchstem Maße unwissenschaftlich.
Glossar
In diesem Kontext bezeichnen:
- Pseudowissenschaften solche Theorien und Lehren, die sich durch an Wissenschaft erinnernde Methodik und Sprachgebrauch einen wissenschaftlichen Anstrich geben, ohne den hohen Standard der Wissenschaftlichkeit zu erfüllen. Insbesondere immunisieren sich Pseudowissenschaften meistens gegen ihre Widerlegung, indem sie die verwendeten Begriffe nicht eindeutig definieren und sich nicht auf falsifizierbare Vorhersagen festlegen lassen.
- Parawissenschaften eine Verallgemeinerung des verbreiteten Begriffes Parapsychologie und kann in etwa als umstrittene Wissenschaft definiert werden.
- Protowissenschaften eine nicht allgemein anerkannte wissenschaftliche Disziplin, die sich nicht durchsetzen konnte oder "im Entstehen" ist. Ein geläufiges Beispiel für eine Protowissenschaft wäre zum Zeitpunkt ihrer Entstehung die "Wegenersche Kontinentaldrifthypothese".
- Begründung
Die Piratenpartei hat sich von jeher für Bildung, und damit für Wissen ausgesprochen. Und die Wissenschaft stellt ja gerade die Verkörperung des Wissens und des logischen Denkens dar. Leider ist diese Ansicht in breiten Schichten der Bevölkerung nicht verbreitet. Hier herrschen Glauben und Aberglauben vor und verdrängen die Wissenschaft, die Bildung und den Fortschritt. Pseudo- und Parawissenschaften erfreuen sich großer Beliebtheit im Volk, was zwar grundsätzlich schade ist, aber noch nicht per se eine Intervention unsererseits erforderlich macht – jeder hat das Recht, Wissen und Bildung abzulehnen. Wenn jedoch der Staat solche Maßnahmen offen fördert und somit zu Lasten der Vernunft arbeitet, ja (auf zum Teil wissenschaftlichem Wege erwirtschaftete) Steuergelder zu Lasten dieser Wissenschaften einsetzt, dann sind wir gefragt, uns für die Vernunft auszusprechen.
Die Untersuchung von Parawissenschaften dient, wenn sie unvoreingenommen und unter wissenschaftlichen Prämissen geschieht, der Wissenschaft insgesamt. Insofern ist auch die Arbeit der GWUP explizit begrüßenswert.
Dieser Antrag wurde als Initiative 875 im Bundes-LQFB mit einer Mehrheit von 291:118 Stimmen (71%) angenommen. Ich reiche ihn hier gemäß dem Bayerischen Programmentwicklungskonzept als Antragspapier für den BPT ein.
Inhaltsverzeichnis
Unterstützung / Ablehnung
Piraten, die vrstl. FÜR diesen Antrag stimmen
- Burnus
- Spinni
- Alexander Bock
- Aleks_A
- Boris - detailliertere Ausarbeitung wäre gut aber zuerst mal ein dickes +:)
- Jolly
- Roguemale - Vor allem bei "Wissenschaften", die unmittelbar ins tägliche Leben eingreifen wie z.B. der "Ernährungslehre", die uns einreden will, Fleisch sei "ungesund" (Inuit u.a. Naturvölker beweeisen das Gegenteil, Vegetierer aller Art verursachendagegen um 30% höhere KV-Kosten als normale Versicherte!)
- Awitte 18:20, 3. Sep. 2011 (CEST) nicht wichtig aber unterstützenswert
- Se In Abwägung Freiheit Wissenschaften ./. Kohle für Humbug bin ich gegen Kohle für Humbug
- Boris
- Hartmut
- ...
Piraten, die vrstl. GEGEN diesen Antrag stimmen
- Martin K.
- MsClassless
- Roland - wir können auch Haare spalten. Ich bin eigentlich gegen jede Art von Föderung, weil diese im Regelfall falsche Akzente setzt.
- RedWolf - klar - und dann stimmen wir ab was pseudowissenschaftlich ist ..
- Stephan - Begründung siehe Diskussionsabschnitt
- Fnberger 15:29, 3. Sep. 2011 (CEST) - Der Antrag ist nicht klar formuliert. Und er kümmert sich um ein Nischenproblem, i.e. die Abschaffung von staatlih geförderten Lehrstühlen für Theologie wäre wichtiger. Da hielte ich einen Lehrstuhl für UFO-Forschung für unproblematischer.
- FlorensD 15:32, 4. Sep. 2011 (CEST)
- Magnus R.
- Schneiderlein 10:00, 13. Sep. 2011 (CEST) Vieles, was heute als "Wissenschaft" verkauft wird - auch in "Wissenschaftlichen, seriösen Fachzeitschriften" - ist im Grunde nichts anderes als Papiergekräusel; was als "wissenschaftlich" gilt und was nicht, das bestimmt ein Gespenst (der "Zeitgeist").
- wigbold - Im Namen der Wissenschaft dürften die Freiheiten der Menschen nicht beschnitten werden, denn alles menschliche Wissen ist vorläufig und fehlbar. Kritik siehe unten.
- Haide F.S. auch Medizin war mal eine Pseudowissenschaft...
- PiratNEA schließe mich den Ausführungen von wigbold an
- Leo Wandersleb Pseudo- und Parawissenschaften ... dachte, Du meinst die Theologen ... Mir ist das Thema zu unwichtig, um mich mit den ganzen Esos anzulegen.
- Schro dieser Antrag ist eine Katastrophe. Unabhängig davon, was man von Esoterik hält, wenn wir uns wirklich einen Wissens-Wohlfühltunnel schaffen, ist das der Anfang vom Ende.
- ...
Piraten, die sich vrstl. enthalten
- ?
- ?
- ...
Diskussion
- Von Stephan: Wissenschaft ist NICHT allwissend. Gerade mit Eurem Anspruch Wissenschaft sei über allem und nicht erneuerbar delegitimiert Ihr die Wissenschaft. Anthropologen haben dies begriffen und schlagen neue Wege in der Wissenschaftlichen Forschung ein. Des weiteren kommt GERADE Ernährung und (psychischer) Gesundheitserhalt in unserem auf reaktion basierendem Krankensystem zu kurz. Ich finde man darf daher alternative Medizin nicht vernachlässigen - Viele Erkenntnisse der alternativen Wissenschaften sind inzwischen durchaus wissenschaftlich nachvollziehbar und akzeptiert. Im Humanmedizin Studium wird Ernährung und alternative Medizin nicht besprochen. Falsche Ernährung ist eine der Hauptursachen für Krankheiten bei uns.
- Kannst du "Pseudo- und Parawissenschaften" konkreter definieren? Ich ahne was du meinst und bin grundsätzlich dafür, aber ich möchte eine gute Definition im Programm haben. Aleks_A
- Ohh, Pardon. Die Definitionen waren im Liquid verlinkt und ich habe vergessen, sie hier rüber zu kopieren. Das habe ich jetzt mit dem Glossar behoben. Danke für den Hinweis.
- Martin K. dagegen weil:Ich bin grundsätzlich gegen Anträge, die irgendetwas einschränken wollen, was nicht gegen Grundrechte verstösst. Ein Antrag, der Pseudo- und Para- Wissenschaften (in diesem Falle vielleicht zurecht) diskriminiert macht das Tor auf um andere Wissenschaften den "Para" und "Pseudo" Wissenschaften hinzuzufügen. Bald ist dann die erste Pseudo-Wissenschaft die Geschichte, weil sie eh verfälscht wird und irgendwann die Grammatik, weil sich sowieso kein Mensch mehr drum kümmert... (natürlich übertrieben). Nene... damit macht man genauso ein Fass auf wie Zensursula mit den Netzsperren. Man verhindert ja nicht die Parawissenschaft an sich. Die Leute, dies machen wollen, können es trotzdem... und wenn ihr Kurs auch nur "Vorteile der Schulmedizin" heisst und die "Para"-Medizin an den Pranger stellen "will"...
- Es geht nicht darum Para- oder Pseudowissenschaften zu verbieten oder grundsaetzlich einzuschraenken, sondern dafuer zu sorgen, dass sich dieser unwissenschaftliche Quark sind nicht an den Hochschulen weiter breit macht oder aus einem falsch verstandenen Marketing heraus aus den Beitraegen zur GKV bezahlt wird. Sonst kriegt man sowas wie die Viadrina http://www.sueddeutsche.de/karriere/studiengang-komplementaere-medizin-immer-mehr-spinner-1.994002 Was nach 300 Jahren Aufklärung echt haarsträubend ist --Spinni 18:17, 29. Jul. 2011 (CEST)
- Wenn Du das VERBOT von Forschung, egal wie spinnert sie ist, als die Erfüllung der Freiheit von Forschung Lehre ansiehst, ok, ich sehe das komplett anders! Martin K
- Ein Verbot von Forschung wird ja auch gerade nicht gefordert. Ich zitiere mich mal selbst aus dem Antragstext: "Explizit nicht betroffen ist die wissenschaftliche Untersuchung von Parawissenschaften. Diese ist im Gegenteil höchst erwünscht – eine dogmatische Ablehnung wäre schließlich in höchstem Maße unwissenschaftlich." Es ist hier keineswegs intendiert, irgendeine Art der Forschung zu Verdammen. Natürlich kann weiter etwa an der Homöopathie geforscht werden, aber eben im Rahmen der medizinischen Instititute. Und solange die nicht wissenschaftlich einwandfrei darstellen können, dass sie der Heilung von Krankheiten zuträglich ist, gebührt ihr nunmal kein eigener Lehrstuhl an einer staatlichen Universität. Burnus
- Wenn Du das VERBOT von Forschung, egal wie spinnert sie ist, als die Erfüllung der Freiheit von Forschung Lehre ansiehst, ok, ich sehe das komplett anders! Martin K
- Es geht nicht darum Para- oder Pseudowissenschaften zu verbieten oder grundsaetzlich einzuschraenken, sondern dafuer zu sorgen, dass sich dieser unwissenschaftliche Quark sind nicht an den Hochschulen weiter breit macht oder aus einem falsch verstandenen Marketing heraus aus den Beitraegen zur GKV bezahlt wird. Sonst kriegt man sowas wie die Viadrina http://www.sueddeutsche.de/karriere/studiengang-komplementaere-medizin-immer-mehr-spinner-1.994002 Was nach 300 Jahren Aufklärung echt haarsträubend ist --Spinni 18:17, 29. Jul. 2011 (CEST)
- MsClassless Einen Begriff von wissenschaftlicher Wahrheit zu definieren ist nicht die Aufgabe politischer Parteien! Krasser Gegensatz zur Forderung nach einem schlanken Staatswesen. Ansonsten Zustimmung zu Martin K.
- Genau deswegen definiere ich hier auch gar keinen Begriff von wissenschaftlicher Wahrheit, sondern fordere, dabei „nach Maßgabe der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften oder vergleichbarer wissenschaftlicher Institutionen“ zu verfahren. Burnus
- Ich ergänze: Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass Politik sich aus den Wissenschaften (allen, auch den o.g. Untergruppen) heraushalten sollte! Jegliche Einmischung von Politikern in wissenschaftliche Belange ist letztlich eine Beurteilung von Wissenschaft durch Laien. Alternativ schlägst Du vor, eine Institution mit politischer Macht in der Form wissenschaftlicher Deutungshoheit auszustatten. Glaubst Du, ein solches Monster ließe sich bändigen? Wie willst Du vermeiden, dass keine Hürden für die Protowissenschaften entstehen (Galileo)?
- Insofern stelt aber bereits eine staatliche Finanzierung des Hochschulwesens, sowie die Einrichtung gesetzlicher Krankenkassen eine solche Einmischung dar. Diese sind aber gut und richtig, müssen jedoch wissenschaftlich fundiert sein. Die naturwissenschaftliche Bildung des durchschnittlichen Parlamentariers scheint dafür nicht ausreichend zu sein, jedoch ist es guter Brauch, in diesem Falle Experten zu Rate zu ziehen. Da wäre als Minimallösung etwa der wissenschaftliche Dienst des Bundestages anzuführen; sinnvoller findeich es jedoch, uns hier an spezialsierten Organisationen zu orientieren. Da diese (zumindest die GWUP) sich selbst wissenschaftlichen Standards unterwerfen, findet eine Selbstregulierung automatisch statt und etwaige Fehler sind transparent nachvollzieh- und korrigierbar. Ich sehe insofern kein Bändigungsproblem, wie du es beschreibst. Burnus
- Ich kann mir nicht sicher sein, dass die GWUP wissenschaftliche und nicht finanzielle und/oder ideologische Interessen verfolgt! Du?
- Insofern stelt aber bereits eine staatliche Finanzierung des Hochschulwesens, sowie die Einrichtung gesetzlicher Krankenkassen eine solche Einmischung dar. Diese sind aber gut und richtig, müssen jedoch wissenschaftlich fundiert sein. Die naturwissenschaftliche Bildung des durchschnittlichen Parlamentariers scheint dafür nicht ausreichend zu sein, jedoch ist es guter Brauch, in diesem Falle Experten zu Rate zu ziehen. Da wäre als Minimallösung etwa der wissenschaftliche Dienst des Bundestages anzuführen; sinnvoller findeich es jedoch, uns hier an spezialsierten Organisationen zu orientieren. Da diese (zumindest die GWUP) sich selbst wissenschaftlichen Standards unterwerfen, findet eine Selbstregulierung automatisch statt und etwaige Fehler sind transparent nachvollzieh- und korrigierbar. Ich sehe insofern kein Bändigungsproblem, wie du es beschreibst. Burnus
- Ich ergänze: Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass Politik sich aus den Wissenschaften (allen, auch den o.g. Untergruppen) heraushalten sollte! Jegliche Einmischung von Politikern in wissenschaftliche Belange ist letztlich eine Beurteilung von Wissenschaft durch Laien. Alternativ schlägst Du vor, eine Institution mit politischer Macht in der Form wissenschaftlicher Deutungshoheit auszustatten. Glaubst Du, ein solches Monster ließe sich bändigen? Wie willst Du vermeiden, dass keine Hürden für die Protowissenschaften entstehen (Galileo)?
- Genau deswegen definiere ich hier auch gar keinen Begriff von wissenschaftlicher Wahrheit, sondern fordere, dabei „nach Maßgabe der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften oder vergleichbarer wissenschaftlicher Institutionen“ zu verfahren. Burnus
- Noch unbeantwortet: Wie willst Du vermeiden, dass keine Hürden für die Protowissenschaften entstehen? Mein historisches Beispiel war Galileo, der als Protowissenschaftler einer solchen Institution mit wissenschaftlicher Deutungshoheit und politischer Macht ausgesetzt war. MsClassless
- Eine Institution, die sich wissenschaftlich gibt, wird immer von der wissenschaftlichen Gemeinde selbst kontrolliert werden. Wir als Politiker brauchen lediglich auf sie zu hören. Und im Moment ist der wissenschaftliche Ruf der GWUP einwandfrei. Sollte sich das jemals ändern, wird sich eine neue Vereinigung gründen, die es besser macht. Der Antrag legt sich auch nicht auf die GWUP fest. Wenn Du eine Organisation mit höherer Reputation auf diesem Gebiet kennst, dann schlage sie vor. Wenn Du eine transparente Ausschreibung wünscht, ist auch das mit dem Antrag vereinbar. Die GWUP ist hier lediglich ein Beispiel.
- Und wie Dein Beispiel Galileo zeigt, ist es gerade problematisch, die wissenschaftliche Deutungshoheit einer politisch mächtigen Institution (damals die Kirche, heute die Kultus-/Wissenschaftsminister) zu überlassen. Wäre die Diskussion stattdessen der wissenschaftlichen Gemeinde überlassen worden, wäre das Ergebnis wahrscheinlich besser ausgegangen. Die gleiche Problematik stellt sich heute: Der Status Quo ist, dass wissenschaftlich kaum bis gar nicht erfahrene Politiker entscheiden, was wissenschaftlich richtig und was falsch ist. Meine Anregung dient dazu, diese Entscheidung in die Hände der Leute zu geben, die etwas vom Fach verstehen und in der Lage sind Pseudo- von Protowissenschaften zu unterscheiden. Burnus
- Noch eine Ergänzung: Das strukturelle Problem, das ich an dem Antrag sehe ist, dass er sich nicht auf einen etwaigen sozialen Missstand und dessen Behebung konzentriert, sondern tatsächlich auf das Verdrängen unliebsamer Ansichten als Ziel! Das kann ich als Pirat niemals unterstützen. MsClassless
- Der Missstand besteht darin, dass gegenwärtig und tatsächlich in Deutschland Parawissenschaften an Universitäten gelehrt und parawissenschaftliche Behandlungsverfahren von gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden. Beides geht zu finanziellen Lasten der Allgemeinheit. Burnus
- Bitte um ein paar Fakten und Zahlen, die Belegen, dass es Dir um relevante Einsparungen und nicht um Ideologie geht. MsClassless
- Fakt 1: Zur Zeit werden an 13 deutschen Universitäten pseudowissenschaftliche Lehr- und Forschungsinhalte staatlich gefördert. Einschränkend ist dazu natürlich anzumerken, dass gerade die Forschung, solange sie (wie etwa offenbar an der HU Berlin) nach wissenschaftlichen Standards geschieht, grundsätzlich nicht zu beanstanden ist. Jedoch ist kaum erkennbar, welchen Nutzen eine weitergehende wissenschaftliche Untersuchung bereits als solche erkannter Pseudowissenschaften haben soll. Und spätestens die Lehre wissenschaftlich unhaltbarer Thesen unter dem Deckmantel der Wissenschaft ist schlichtweg absurd und entbehrt jeder rationalen Grundlage. Populärstes Beispiel hierfür ist die Einrichtung eines Lehrstuhls für Homöopathie an der Viadrana. Fakt 2: Deutsche Krankenkassen geben jährlich 4 Milliarden Euro für komplementär- und alternativmedizinische Behandlungsverfahren (also Behandlungsverfahren, die den medizinischen Standards nicht genügen, somit pseudo- oder parawissenschaftlich) aus. Kosten zur Verschreibung von pseudo- und parawissenschaftlichen Medikamenten sind darin nicht eingerechnet.
- Bitte um ein paar Fakten und Zahlen, die Belegen, dass es Dir um relevante Einsparungen und nicht um Ideologie geht. MsClassless
- Der Missstand besteht darin, dass gegenwärtig und tatsächlich in Deutschland Parawissenschaften an Universitäten gelehrt und parawissenschaftliche Behandlungsverfahren von gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden. Beides geht zu finanziellen Lasten der Allgemeinheit. Burnus
- Noch eine Ergänzung: Das strukturelle Problem, das ich an dem Antrag sehe ist, dass er sich nicht auf einen etwaigen sozialen Missstand und dessen Behebung konzentriert, sondern tatsächlich auf das Verdrängen unliebsamer Ansichten als Ziel! Das kann ich als Pirat niemals unterstützen. MsClassless
- Ferner ist allein der Gedanke, die Forderung nach wissenschaftlichen Standards in der Bewertung von Wissenschaften sei ideologisch geprägt, absurd. Ernsthafte Wissenschaft ist nämlich gerade ideologiefrei. Im krassen Gegensatz zur Politik, die derzeit diese Bewertung vornimmt. Was ich also fordere ist gerade eine Entideologisierung der Thematik. Burnus
- wir können auch Haare spalten. Ich bin eigentlich gegen jede Art von Föderung, weil diese im Regelfall falsche Akzente setzt.
- Ein ernsthafter Betrieb von Wissenschaften ist (leider) ohne staatliche Förderung kaum möglich. Private Investoren sind in der Regel eher daran interessiert, kurzfristige Profite zu machen, als nachhaltige Forschung zu betreiben. Von daher ist eine staatliche Förderung obligatorisch (und wird auch durchgeführt – man überlege sich nur mal, wer unsere Universitäten so finanziert). Burnus
- klar - und dann stimmen wir ab was pseudowissenschaftlich ist ..
- Eben nicht, dafür stehen ja die wissenschaftlichen Autoritäten drin, die das viel besser können als wir. Eine politische Einschätzung der Frage, was wissenschaftlich ist und was nicht, ist ja gerade der Status Quo, den ich hiermit ändern will. Burnus
- "Autorität" ist als solche unwissenschaftlich; ein richtiger Wissenschaftler begründet ausnahmslos nur aus der Sache! Wer sich auf "Autoritäten" beruft, arbeitet nicht wissenschaftlich - er ist ein intellektueller Wiederkäuer. Siehe auch nächstes Argument Lou 01.09.2011 10:44 CEST
- Du hast recht: Ich habe mich an dieser Stelle unwissenschaftlich ausgedrückt. Ich meinte keine Autorität im Sinne einer fest stehenden Institution, die nicht angezweifelt werden darf. Gemeint war eine solche, der wir zwar vorläufig die fachliche Evaluation überlassen, die aber natürlich trotzdem kritisch zu betrachten und zu hinterfragen ist - wie gesagt mit Hilfe der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Burnus
- "Autorität" ist als solche unwissenschaftlich; ein richtiger Wissenschaftler begründet ausnahmslos nur aus der Sache! Wer sich auf "Autoritäten" beruft, arbeitet nicht wissenschaftlich - er ist ein intellektueller Wiederkäuer. Siehe auch nächstes Argument Lou 01.09.2011 10:44 CEST
- Eben nicht, dafür stehen ja die wissenschaftlichen Autoritäten drin, die das viel besser können als wir. Eine politische Einschätzung der Frage, was wissenschaftlich ist und was nicht, ist ja gerade der Status Quo, den ich hiermit ändern will. Burnus
Bitte hier das für und wieder eintragen.
- Vieles von dem, was heute als Wissenschaft anerkannt ist, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als eine Form von Religion; typische Beispiele wären Psychoanalyse und "wissenschaftliche" Psychiatrie", Begründung: Der psychiatrische Wahnbegriff wird in den meisten Lehrbüchern nur vage umschrieben oder als bekannt vorausgesetzt; eine Ausnahme macht das Lehrbuch von R.Tölle, wobei "der Tölle" unter Psychiatern annähernd die gleiche Autorität hat wie bspw. unter Juristen "der Palandt". Tölle (Lehrbuch der Psychiatrie, 9.Auflage, S.182 f) definiert den "Wahn" wie folgt:
"Wahn heisst nicht, dass der Patient zu viel glaubt. Wahn bedeutet vielmehr, dass der Patient in der zwischenmenschlichen Begegnung nicht genug glauben und vertrauen kann und deshalb der dinglichen Realität verhaftet bleibt." (Hervorhebungen von mir). Der Pleonasmus "dingliche Realität" ist eine stehende Redewendung, die in den Geisteswissenschaften (der die Psychiatrie folgt) nichts anderes als "Gesamtheit aller beobachtbaren Tatsachen"; nach Tölle ist jemand also "wahnkrank" (und deshalb zu entmündigen), wenn er sich auf beobachtbare Tatsachen beruft, die Behauptungen der "Autoritäten" wiederlegen. Dem zufolge - argumentum e contrario - kann die Psychiatrie keine Wissenschaft sein! Lou 01.09.2011 10:56 CEST
- Wissenschaft ist NICHT allwissend.
- Da hast du völlig recht. Und auch wenn es dich vielleicht überraschen wird, behauptet das auch niemand ernsthaft. Allerdings hat die Wissenschaft mit der evidenzbasierten Forschung das beste denkbare Instrument an der Hand, um ihr Wissen zu vergrößern. Denn im Gegensatz zu den Pseudowissenschaften ist es hier tatsächlich so, dass Ansätze und Verfahren nicht abgelehnt, weil sie der eigenen Ideologie widersprechen, sondern einzig und allein deshalb, weil sie nicht funktionieren. Burnus
- Gerade mit Eurem Anspruch, Wissenschaft sei über allem und nicht erneuerbar, delegitimiert Ihr die Wissenschaft. Anthropologen haben dies begriffen und schlagen neue Wege in der Wissenschaftlichen Forschung ein.
- Wieder: Es gibt nur einen Weg der wissenschaftlichen Forschung: Den Evidenzbasierten. Jede Forschung, die diesen Weg beschreitet, ist legitim und wird von diesem Antrag nicht angegriffen. Burnus
- Des weiteren kommt GERADE Ernährung und (psychischer) Gesundheitserhalt in unserem auf reaktion basierendem Krankensystem zu kurz. Ich finde man darf daher alternative Medizin nicht vernachlässigen - Viele Erkenntnisse der alternativen Wissenschaften sind inzwischen DURCHAUS wissenschaftlich nachvollziehbar und akzeptiert.
- Nein! Das, was du als "alternative" Medizin bezeichnest, ist definitionsgemäß eben nicht wissenschaftlich, denn alles, was sich mit der Heilung von Krankheiten beschäftigt und dabei wissenschaftliche Standards erfüllt, ist "richtige" Medizin und wird von den "alternativen" Wissenschaften regelmäßig als Teufelszeug abgetan. Burnus
- Akkupunktur ist das beste Beispiel, dass ein traditionelles Instrument inzwischen wissenschaftlich als bestätigt gilt. Nur verdient daran kein Pharmakonzern. Ausserdem: Die Medizin des einzelnen Medikaments funktioniert nicht, höchstens bei akuten Krankheiten oder beim Zusammenflicken eines Patienten. Bei chronischen Krankheit gewinnt nun mal das alternative. Stephan Kristyn
- Nö, gerade in Bezug auf die Akupunktur haben die State-of-the-art-Studien gezeigt, dass sie nicht über den Placeboeffekt hinaus wirksam ist.
- Medizin bezieht sich nicht auf Medikamente, sondern auf die Methoden, wie deren Wirksamkeit nachgewiesen wird. Diese funktioniert, denn sie basiert auf evidenzbasierter Forschung. Und gerade bei chronischen Krankheiten ist es gefährlich, Patienten den Eindruck zu vermitteln, dass irgendwelcher pseudowissenschaftlicher Humbug ihnen helfen könne, weil es sie dazu verleiten kann, dafür auf echte, evident wirksame Verfahren zu verzichten. -- Burnus
- Akkupunktur ist das beste Beispiel, dass ein traditionelles Instrument inzwischen wissenschaftlich als bestätigt gilt. Nur verdient daran kein Pharmakonzern. Ausserdem: Die Medizin des einzelnen Medikaments funktioniert nicht, höchstens bei akuten Krankheiten oder beim Zusammenflicken eines Patienten. Bei chronischen Krankheit gewinnt nun mal das alternative. Stephan Kristyn
- Der Antrag ...
- ... ignoriert Art. 5 Abs. 3 Grundgesetz (Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei), da Wissen politisch als bestimmt angenommen wird.
- ... autorisiert pauschal den Lobbyverband (GWUP)
- ... impliziert rechtspositivistisch eine herrschaftliche Zentralisierung allen relevanten Wissens ... was rechtlich die Anmaßung von Wissen an Andere bedeutet. - bevölkerungs- und gesundheitspolitisch auch ein Schritt in Richtung Eugenik
- ... ist zentralwirtschaftlicher Unsinn, der die politische Planbarkeit des Lebens voraussetzt.
- ... ist eine intelektuelle, selbstreferenzierende Möbiusschleife, die die Entwicklung übergeordneter Erkenntnis eindimensional verhindert: Man kommt (staatlich gefördert) einfach nicht über den Rand seines Tellers hinaus ...
- ... fördert lediglich die Wissensindustrie und fordert in ihrem Sinne lediglich ein weiteres hoheitliches Schutzrecht mit gesellschaftlicher Wirkung / ein soziales Patent. Eine Idee die einem sozialistischen Rechtsanspruch folgt: Herrschende Politik bestimmt über die staatliche Förderung das Wissen der Bürger.
- Nein Danke! -- wigbold