BE:Lichtenberg/Fireteam Stadtentwicklung/Bürgerforum Freiaplatz 2012-02-23
Bürgerforum zur Umgestaltung des Freiplatzes
Am 23. Februar 2012 fand ein Bürgerforum zu der ersten Maßnahme im Sanierungsgebiet Frankfurter Allee Nord im Stadtteilzentrum in der Hagenstraße statt. Dabei erläuterten Baustadtrat für Stadtentwicklung Wilfried Nünthel und der Landschaftsarchitekt Tho-Mi Bauermeister vom Planungsbüro "gruppe F" die Umgestaltungspläne des Freiaplatzes und standen für Fragen des Publikums zur Verfügung.
Das Stadtteilzentrum war gut gefüllt, etwa 30 Personen zumeist älteren Jahrgangs, einige BVV-Verordnete und Mitarbeiter des Bezirksamts waren anwesend. Vor Beginn der Veranstaltung wurde eine von Fr. Magdo (DIE LINKE) im Dezember eingereichte Kleine Anfrage (KA/0008/VII) inklusive der Antwort von Hr. Nünthel bezüglich des Planungsstands verteilt.
Die Veranstaltung begann um 18.00 Uhr mit der Begrüßung der Gäste und des Publikums durch eine Mitarbeiterin des Stadtteilzentrums. Sie wies zunächst darauf hin, dass Hr. Nünthel später einen weiteren Termin habe und um 18.45 Uhr das Bürgerforum wieder verlassen müsse.
Hr. Nünthel stellte zu Beginn klar, dass es bei der Veranstaltung vorrangig um das Sanierungsprojekt Freiaplatz gehen soll, anschließend fasste er die Ausgangslage kurz zusammen. Demnach ist das Sanierungsgebiet kein Sanierungsgebiet im eigentlichen Sinne, sondern eher ein Stadtumbaugebiet, wofür Mittel aus dem Programm "Stadtumbau Ost" verwendet werden. Bei den vorbereitenden Untersuchungen (Bericht von 2010) wurde für das Gebiet Frankfurter Allee Nord ein Handlungsbedarf von 25 Mio. Euro erkannt, zur Verfügung werden aber lediglich 9,5 Mio. Euro stehen, verteilt auf 10 Jahre. Der Handlungsbedarf konzentriert sich auf drei Orte (Karte). Das Gebiet zwischen Ruschestr./Gotlindestr./Normannenstr., das Gebiet Siegfriedstr./Gudrunstr. bis zum Eingang des Sana-Klinikums (ohne Hubertusbad) und das Gebiet Hagenstr./Rüdigerstr./Gotlindestr., in dem das Schulgebäude abgerissen und eine Parkanlage entstehen soll. Die Pläne dazu würden derzeit erarbeitet und voraussichtlich im April vorgestellt. Derzeit läuft außerdem ein Auswahlverfahren für den Gebietsbeauftragten für Sanierung und Städtebau, die Entscheidung dazu wird Ende Mai fallen.
Nach diesen Ausführungen kam Hr. Nünthel auf den Freiaplatz zu sprechen. Der Entwurf für die Umgestaltung sei fertig, es könnten zwar weiterhin Anregungen einbezogen, jedoch nicht alle Wünsche realisiert werden. Die Umgestaltung wird aufgrund der Haushaltssperre voraussichtlich erst 2013 stattfinden, Ende dieses Jahres würden die Ausschreibungen dafür beginnen.
Nun begann die Fragerunde durch das Publikum. Nach einigen Detailfragen von Anwohnern, die aufgrund des frühen Planungsstandes noch nicht beantwortet werden konnten, ergriff Sebastian Schlüsselburg (DIE LINKE) das Wort. Seine erste Frage bezog sich auf eine mögliche Tempo-30-Zone zur Lärmminderung in der Siegfriedstraße, worauf Hr. Nünthel nicht weiter einging und auf die Zuständigkeit von Bezirksstadtrat Dr. Andreas Prüfer verwies. Außerdem fragte Hr. Schlüsselburg nach den Planungen zur Bürgerbeteiligung, da diese der LINKE besonders wichtig sei. Er verwies auf die zu Beginn ausgeteilte Kleine Anfrage und auf die Zusicherung von der Angeordneten Katrin Lompscher, dass dem Bezirk für Bürgerbeteiligung Mittel in Höhe von 200.000 Euro zur Verfügung stehen würden. Er forderte einen hohen Standard der Beteiligung und der Kreativität des Bezirksamts, auch weil es sich bei dem Freiaplatz nur um ein kleines Sanierungsgebiet handele. Hr. Nünthel versicherte, dass Kreativität vorhanden und Beteiligung wichtig sei. Ein fertiges Konzept habe er nicht in der Tasche, aber er sei offen für neue Anregungen und betonte, dass im Internet zwar Inhalte angeboten werden können, er aber persönliche Gespräche als besonders wichtig erachte. Er will besonders die derzeit noch uninteressierten Anwohner erreichen, andere Formen der Ansprache finden (abseits von Pressemeldung und Internet) und mit den Menschen in Dialog treten. Der Gebietsbeauftragte würde für die Bürgerbeteiligung zuständig sein, dafür ein Konzept erarbeiten und umsetzen. Daran sollen die Bürger mitwirken können. Nünthel erwähnte außerdem, dass im April in der BVV ein Zwischenbericht zur Bürgerbeteiligung behandelt werden soll.
Eine weitere Wortmeldung gab es von der BVV-Verordneten Dagmar Müller (DIE LINKE), die von 1997 bis 2007 die Umgestaltungen im ehemaligen Sanierungsgebiet Victoriastadt in einem Beirat begleitet hatte. Für dieses Vorhaben gab es damals einen Rahmenplan. Hr. Nünthel versicherte, dass es auch diesmal einen Rahmenplan geben wird.
Dass der Freiaplatz laut der vorbereitenden Untersuchungen in der Prioritätenliste eigentlich an hinterer Stelle stünde, merkte eine Anwohnerin an und fragte, warum dafür jetzt schon Planungen gemacht werden. Sie würde auch ein Quartiersbeirat bevorzugen, in dem verbindliche Entscheidungen getroffen werden. Allgemein war sie verwundert, warum Entscheidungen vorweg genommen wurden. Hr. Nünthel erklärte, dass die Entscheidung, die Sanierung des Freiaplatzes als Startermaßnahme zu nutzen, vor seiner Amtszeit getroffen wurde, er dies aber nicht verwerflich finde, da ein Veränderungsbedarf vorhanden sei. Zu der Frage nach einem Quartiersbeirat, stellte Hr. Nünthel klar, dass er Begrifflichkeiten nicht festlegen will, aber Beteiligung auf jeden Fall gebraucht wird. Die Planungen wurden deshalb schon in Angriff genommen, damit die Bürger das bewerten können. Auf die Nachfrage, ob dafür Workshops veranstaltet werden können, erwiderte Hr. Nünthel, dass da keiner hinkommen würde und sie da alleine sitzen würden. Ebenfalls anwesend war der Vorsitzende des Ausschusses für Ökologische Stadtentwicklung, Prof. Dr. Jürgen Hofmann, der darauf hinwies, dass Fragen gerne im Ausschuss gestellt werden können und dass Bürgerbeteiligung auch heißt, dieses Gremium zu nutzen.
Eine Anwohnerin wies darauf hin, dass sie nur durch einen Zettel im Supermarkt von dem Bürgerforum erfahren habe und dass es eine Einladung an die Anwohner zu solchen Veranstaltungen geben sollte, genau wie dies auch beispielsweise Wohnungsbaugenossenschaften bei derartigen Maßnahmen tun. Ein Vorschlag aus dem Publikum war, dass das Stadtteilzentrum sich "den Hut aufsetzt" und als Ansprechpartner und Verbindung zum Bezirksamt fungiert, teilweise wurde diese Aufgabe im Vorfeld der Veranstaltung auch schon übernommen. Hr. Nünthel wies darauf hin, dass ein Gremium arbeitsfähig und breit aufgestellt sein müsste.
In weiteren Fragen aus dem Publikum ging es um Details, wie die genaue Begrenzung des Sanierungsgebietes oder die alten Bürgersteig-Platten (die sogenannten "Schweinebäuche"), die sich für ältere Menschen mitunter als gefährliche Stolperfallen entpuppen.
Hr. Nünthel leitete nun über zu den konkreten Plänen für den Freiaplatz, übergab das Wort an den Landschaftsarchitekten vom Planungsbüro "gruppe F" und verabschiedete sich vom Bürgerforum.
Hr. Bauermeister ging zunächst auf die Auswahl des Freiaplatzes als Startermaßnahme ein und führte als möglichen Grund das kleine Volumen an. Der Freiaplatz würde sich seiner Meinung nach als plakative Maßnahme zum Auftakt gut eignen. Anhand von Luftbildern und Fotos wurden der derzeitige Zustand und der konkrete Handlungsbedarf aufgezeigt. So sei das Wegesystem ausgereift, jedoch müssten Spielplatz und Geräte erneuert werden, diese stammen noch aus dem Jahr 1995. Der Spielplatz ist von Hecken eingefasst, außerdem existieren viele kleinteilige Ecken und versteckte Nischen. Dies führe dazu, dass Besucher wenig Überblick über das Gelände haben. Es ist nicht ersichtlich, wer sich wo aufhält, wodurch sich Kinder und ältere Menschen mitunter unsicher fühlen. Der Sitzbereich mit Dachkonstrukt würde von Kindern eher gemieden. Teilweise gibt es Nutzungswidersprüche, beispielsweise bei der Spielwand mit Rutsche. Die Sitzbänke sind eher für ältere Jugendliche, die Rutsche für kleinere Kinder gedacht. Die Rasennischen würden vorrangig als öffentliche Toilette missbraucht. Der Hauptweg auf nordnordöstlicher Seite mit dem Pavillon am Ende wirke aufgrund seiner Randbepflanzung und fehlender Bänke eher unfreundlich. Der Bereich mit den über 100-jährigen Kastanien ("Grüner Salon") sei die größte Qualität des Platzes und soll wieder mehr als Aufenthaltsort in den Vordergrund rücken. Der Kiosk bereichere den Platz ebenfalls, obwohl Kinder das Angebot teilweise als nicht kindgerecht empfinden.
Im letzten Jahr gab es eine Versammlung, in der Vorschläge für die Umgestaltung diskutiert wurden. Außerdem wurde eine Kinderwerkstatt veranstaltet. Es wurden bei einer Begehung Fotos gemacht, die einzelnen Teile des Platzes bewertet und ein Modell mit den Vorschlägen der Kinder gebaut.
Mithilfe von Planungsskizzen präsentierte Hr. Bauermeister nun die Entwurfsplanung für den Freiaplatz. Ziel sei es, eine freie Sichtachse vom nordwestlichen zum südöstlichen Teil des Platzes zu schaffen. Demnach ist vorgesehen, am nördlichen Weg mehr Bänke und mehr Stauden anzulegen. Alle Spielgeräte und -anlagen werden konzentriert, ein Stück in südwestliche Richtung versetzt und erhalten auf Seiten der Rüdigerstraße und der Wotanstraße einen niedrigen Zaun mit Schwingtüren. Für Kleinkinder sind eine kleine Krabbelrampe und ein kleines Holzhaus geplant, für Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren eine Rutsche, ein Kletternetz und eine Schaukel. Für Jugendliche soll die Spielwand zu einer Kletterwand werden, außerdem sind mehrere höher gelegene "Baumhäuser" geplant. Für den "Grünen Salon" sind Sitzgelegenheiten geplant, entweder in Form von Drehstühlen oder halbkreisförmige Sitzplatten mit Blick auf die Kastanien. Die große Rasenfläche in der Mitte soll als Liegewiese ausgebaut werden, mit einem erhöhten Rand um den Zugang für Hundebesitzer und Radfahrer zu erschweren. Auch eine lange Sitzbank am nördlichen Ende ist denkbar. Im Rahmen der Kinderwerkstatt wurde auch der "Berg" aus dem Namen des Bezirks aufgegriffen, daher würde sich auch das Kunst-/Spieleobjekt "Kletterkalotte" (Bilder aus Frankfurt/Oder) für die Rasenfläche anbieten. Dies wäre ein optionales Element und ist nicht im Grundbudget enthalten. Die Kuppel kostet 20.000 Euro, außerdem müsste der Untergrund bearbeitet werden, was zusätzlich etwa 3.000 Euro kosten würde. Auch Tischtennisplatten wurden von den Kindern gewünscht, die könnten im nordöstlichen Bereich Platz finden. Die Idee von einem Labyrinth wurde aufgrund des hohen Pflegeaufwands wieder verworfen. In Bezug auf die Budgetplanung wurde klargestellt, dass nur punktuelle Maßnahmen möglich sind. Es wird zunächst 130.000 Euro geben, die hauptsächlich für den Spielplatz und die Aufenthaltsbereiche für Erwachsene verwendet werden. Das Budget wird auf jeden Fall nicht reichen, um Bänke und Stauden, den "Grünen Salon" sowie den Spielplatz zusammen zu realisieren.
Im Anschluss beantwortete Hr. Bauermeister Anfragen aus dem Publikum, so zum Beispiel nach den Findlingen, die einen großen Wert für die Anwohner haben. Diese sollen laut Entwurf in den Kinderbereich verschoben und als Spielobjekte integriert werden. Auf die Frage, ob eine Malwand aufgestellt werden kann, um Graffiti an den anderen Objekten zu verhindern, wurde dies von Hr. Bauermeister an diesem Platz infrage gestellt. Er verwies auf das Sanierungsgebiet Hagenstr./Rüdigerstr./Gotlindestr., das sich eher als Gebiet für die älteren Jugendlichen anbieten würde. Eine Anwohnerin berichtet davon, dass einige Eigentümer der anliegenden Häuser die Höfe abschließen und fremde Kinder dort nicht spielen lassen würden. Generell bat sie darum, das Angebot in der Umgebung anzuschauen, um am Freiaplatz kein Doppelangebot zu schaffen. Eine andere Besucherin möchte, dass bei den Planungen auch an die "Trinker" gedacht wird und Alternativen angeboten werden. Das Problem soll nicht nur an eine andere Stelle verschoben werden. Hr. Bauermeister versicherte, dass diese Menschen nicht vertrieben werden sollen und sie ein Recht darauf haben, sich im öffentlichen Raum aufzuhalten. Daher sollen durch die Umgestaltung unterschiedliche Bereiche auf dem Platz geschaffen werden, so dass ein konfliktfreier Aufenthalt verschiedener Personen gleichzeitig möglich ist. Auf Nachfrage ging Hr. Bauermeister auf die Kastanien ein. Eine Fällung von Kastanien sei derzeit nicht geplant, diese werden jedoch noch von Experten genauer untersucht. Wenn Probleme auftreten sollten, sind eventuell Fällungen notwendig. Aber die Kastanien seien das Herzstück des Platzes und der Mehrwert wurde eindeutig erkannt. Des Weiteren wurde auf die Skulptur "Mutter mit Kind" und ihren regional-historischen Bezug hingewiesen und der Wunsch geäußert, diese auf dem Freiaplatz zu erhalten.
Abschließend wurde mitgeteilt, dass das Planungsbüro "gruppe F" ihren Auftrag, also Entwurfsplanung, Bürgerversammlung und Kinderwerkstatt, erfüllt habe und weitere Aufträge in Zukunft geplant sind. Zunächst müsste die Haushaltsentscheidung im Sommer abgewartet werden, dann folgen die Ausführungsplanungen und die Ausschreibungen. Die Umgestaltung des Freiaplatzes wird daher erst in 2013 realisiert werden. Bis dahin, so auch der Aufruf durch die Mitarbeiterin des Stadtteilzentrums am Ende des knapp zweistündigen Bürgerforums, soll der Umgestaltung offen gegenüber gestanden und vor allem Nachbarn dafür interessiert werden. Ein weiteres Bürgerforum ist für die Zukunft geplant.
(Bericht von Animaresk)