Antrag:Bundesparteitag 2025.2/Antragsportal/WP002
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Dies ist ein Antrag für den Bundesparteitag 2025.2. Das Sammeln und Diskutieren von Argumenten für und gegen den Antrag ist auf der Diskussionsseite möglich
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Dieser Text ist (noch) keine offizielle Aussage der Piratenpartei Deutschland, sondern ein an den Bundesparteitag eingereichter Antrag. |
Antragsübersicht | |
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Antragsnummer | WP002 |
Einreichungsdatum | |
Antragsteller | |
Mitantragsteller |
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Antragstyp | Wahlprogramm |
Antragsgruppe | Bildung und Forschung |
Zusammenfassung des Antrags | Wir fordern eine Reform unseres jetzigen Bildungssystems hin zur Förderung des Individuums, ganzheitliche Partizipation und lebenslanges Lernens. |
Schlagworte | Bildung, ganzheitliche Partizipation und lebenslanges Lernen |
Datum der letzten Änderung | 11.06.2025 |
Status des Antrags | |
Abstimmungsergebnis |
AntragstitelModernisierung des Kapitels "Bildung und Forschung" AntragstextDer Bundesparteitag möge beschließen:
Bildung und ForschungPräambelUnsere Vision eines Bildungssystems baut auf einem positiven Menschenbild auf. Jeder Mensch hat das Recht auf freien Zugang zu Information und Bildung. Dies ist für eine freiheitlich-demokratische Gesellschaft essenziell, um allen Menschen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, körperlicher oder geistiger Konstitution – maximal mögliche Partizipation anzubieten. Bildung dient nicht der bloßen Verwertbarkeit am Arbeitsmarkt, sondern der Persönlichkeitsentwicklung, der Stärkung demokratischer Werte und dem Fortschritt unserer Gesellschaft. Wir PIRATEN setzen uns für ein einheitliches, chancengerechtes und zukunftsorientiertes Bildungssystem ein – von der frühkindlichen Bildung bis zur Altenbildung, vom analogen Klassenzimmer bis zum offenen digitalen Lernraum. Struktur und FinanzierungBildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Bildungsfinanzierung in Deutschland liegt unter dem OECD-Durchschnitt – das ist nicht hinnehmbar. Wir fordern die Anhebung auf mindestens den OECD-Durchschnitt, ein Sondervermögen Bildung sowie die vollständige Aufhebung des Kooperationsverbots zwischen Bund und Ländern. Statt Bildungsföderalismus fordern wir einheitliche Bildungsstandards auf Bundesebene. Der Zugang zu Bildung muss kostenlos und unabhängig von Einkommen, Wohnort oder Religion möglich sein. Ein bundeseinheitlicher Bildungs-Spendenfonds und ein bedingungsloses Bildungs-Grundeinkommen sollen soziale Ungleichheiten ausgleichen. Bildungsföderalismus modernisierenDer Bildungsföderalismus hat sich als ein Hindernis für vergleichbare Bildungsqualität erwiesen. Wir setzen uns daher für die Begrenzung föderaler Gestaltung auf kulturelle Inhalte, regionale Besonderheiten und identitätsstiftende Inhalte ein. Alle Kernfächer, Abschlussstandards und Bildungswege müssen bundesweit einheitlich geregelt werden. Dies schafft Transparenz, Gerechtigkeit und Mobilität. Unser Modell orientiert sich dabei am japanischen Vorbild, das Einheitlichkeit mit kultureller Vielfalt klug verbindet. Bildungspflicht statt AnwesenheitspflichtWir PIRATEN setzen uns für eine Reform der bisherigen Präsenz- und Anwesenheitspflicht hin zu einer modernen Bildungspflicht ein. Im Mittelpunkt steht das Recht auf Bildung – nicht die starre Präsenz im Klassenraum. Deshalb fordern wir die Möglichkeit der freien Wahl des Lernortes, insbesondere für Jugendliche ab 14 Jahren. Damit sollen individuelle Lernwege ermöglicht und neue Bildungsformate wie duale Modelle oder projektbasierte Selbstlernkonzepte leichter in den Lebensalltag integrierbar werden. Die Anwesenheitspflicht in der Schule soll durch eine flexible Bildungs- und Nachweispflicht ersetzt werden, die auch nicht-schulische Lernorte anerkennt – etwa Co-Education-Spaces, digitale Lernumgebungen oder berufspraktische Ausbildungsorte. Bildung muss sich an den Bedürfnissen der Lernenden orientieren, nicht an starren Systemgrenzen. Entscheidend ist für uns, dass Bildungsziele erreicht werden – nicht wo sie vermittelt werden. Demokratische Bildung und politische TeilhabeDemokratiebildung und Menschenrechtsbildung müssen verbindlich und durchgängig in allen Bildungsstufen verankert werden. Wir fordern den konsequenten Ausbau von Schüler*innenvertretungen, Mitbestimmungsrechten und partizipativen Strukturen. Demokratie soll als fächerübergreifendes Prinzip gelebt werden – in allen Schulformen und Bildungsorten. Projekte gegen Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus sind flächendeckend zu fördern. Die Schulkultur soll gezielt demokratisiert und durch Schulentwicklungsprozesse weiterentwickelt werden. Lehrende müssen umfassend in Demokratiebildung geschult werden, politische Bildung darf kein Randthema bleiben. Lehrpersonalbildung und FachpersonalsicherungWir setzen uns für eine tiefgreifende Reform der Lehrpersonalbildung ein. Praxisanteile sind bereits im Studium auszubauen, duale Ausbildungsmodelle für Lehrende zu ermöglichen und Ein-Fach-Lehrende bei nachgewiesener Eignung anzuerkennen. Gleichzeitig fordern wir strukturelle Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung des Lehrberufs – bessere Arbeitsbedingungen, weniger Bürokratie, keine Entlassung zu den Sommerferien, kleinere Klassen und aktive Nachwuchsförderung. Quer- und Seiteneinstiege müssen gezielt in Pädagogik gefördert, begleitet und qualifiziert werden, um den Fachpersonalmangel nicht nur kurzfristig, sondern nachhaltig zu beheben. Multiprofessionelle Teams und echte FachlichkeitModerne Bildung braucht Teamarbeit. Wir fordern die flächendeckende Einführung multiprofessioneller Teams an allen Schulen. Diese Teams bestehen aus Klassen- und Fachlehrende, Förderlehrpersonal, Sozial- und Sonderpädagog*innen, Schulpsycholog*innen, externen Therapeut*innen, Verwaltungslots*innen und Diversitätsbeauftragten. Nur so ist eine ganzheitliche und inklusive Bildung möglich, die individuelle Förderung, psychische Gesundheit und professionelle Unterstützung zusammenbringt. Regelmäßige Fortbildungen und Supervisionen sind für alle Teammitglieder verbindlich, um Qualität, Resilienz und Weiterentwicklung zu sichern. Methodik und Dialektik statt AuswendiglernenWissen allein reicht nicht – entscheidend sind Verstehen, Anwendung und kritisches Denken. Wir setzen auf methodenorientierte Bildung, die Lerntechniken, Reflexionsfähigkeit, Problemlösen und Dialektik in den Mittelpunkt stellt. Anstelle von sturem Auswendiglernen wollen wir forschendes, projektorientiertes und kooperatives Lernen fördern. Argumentationskompetenz und das Hinterfragen von Informationen sind Grundlage demokratischer Resilienz. Damit werden Schüler*innen nicht nur auf Prüfungen vorbereitet, sondern auf ein aktives, selbstbestimmtes Leben. Lehrpläne sollten dem entsprechtend modernisiert und aktualisiert werden. Zukunftskompetenzen und MINTMathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sind für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Zukunft essenziell. Wir PIRATEN setzen uns dafür ein, dass MINT-Fächer in allen Schulstufen flächendeckend unterrichtet werden. Darüber hinaus müssen Kompetenzen wie Teamarbeit, kreative Problemlösung, digitale Souveränität und systemisches Denken gezielt vermittelt werden. Ganztagsangebote sollen verstärkt auf Zukunftskompetenzen ausgerichtet werden und praktische wie kreative Formate fördern, die alle Geschlechter berücksichtigt. Kulturelle Bildung und kreative FörderungKreative Bildung ist kein Luxus, sondern ein Menschenrecht. Wir setzen uns für die Stärkung kreativer Fächer – Kunst, Musik, Theater, Tanz, Literatur, Mediengestaltung – in allen Schulformen ein. Kulturelle Vielfalt und künstlerische Ausdrucksformen müssen integraler Bestandteil des Unterrichts werden. Wir fordern gezielte Berufsorientierung auch für kreative und kulturelle Berufsfelder. Kooperationen mit außerschulischen Partnern wie Museen, Theatern, Künstler*innen, Autor*innen oder Initiativen der Kreativwirtschaft sind aktiv auszubauen. Lernorte brauchen mehr Raum und Zeit für kreative Projekte und individuelle Entfaltung. ChancengerechtigkeitBildung darf keine Frage der Herkunft sein. Wir fordern gezielte Programme zur Förderung benachteiligter Kinder, Jugendlicher und Erwachsener, Maßnahmen zur Verhinderung von Schulabbrüchen und den Abbau von Bildungsarmut. Barrierefreie Lernorte, inklusive Schulkonzepte und mobile Unterstützungsstrukturen sind flächendeckend umzusetzen. Die Alphabetisierung und Grundbildung aller Altersgruppen ist als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu begreifen. Genaue und präzise Sprache lernenSprache ist mehr als ein Werkzeug – sie ist unser Zugang zur Welt. Wir PIRATEN legen besonderen Wert auf die Förderung einer präzisen, respektvollen und differenzierten Ausdrucksweise. Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollen lernen, sich klar, kritisch und empathisch mitzuteilen. Historische Texte und Begriffe müssen im Kontext vermittelt und reflektiert werden, um Verständnis und Urteilsfähigkeit zu stärken. Fehler sollen als Lernchancen genutzt und nicht sanktioniert, sondern konstruktiv bearbeitet werden. In einer globalisierten Welt ist es außerdem zentral, kulturelle Unterschiede in Sprache und Ausdruck inklusiv zu verstehen. Wer Sprache beherrscht, kann sich wehren – gegen Populismus, gegen menschenverachtende Narrative, gegen wissenschaftsfeindliche Hetze. Sprachbildung ist Demokratieschutz. Gentrifizierung und Segregation: Bildungsgerechtigkeit sichernBildung darf nicht vom Wohnort abhängen. In vielen Städten führt Gentrifizierung zu wachsender sozialer und ethnischer Segregation – auch im Bildungssystem. Wir PIRATEN fordern deshalb aktive Maßnahmen gegen die Entstehung und Reproduktion von sog. „Brennpunktschulen“. Die freie Schulwahl muss unabhängig vom Wohnort möglich sein, insbesondere für Menschen aus benachteiligten Vierteln. Schulen in sozial herausgeforderten Stadtteilen benötigen gezielte bundesfinanzielle Förderung, zusätzliche Ressourcen und sozialraumorientierte Unterstützung. Inklusion- und Sozialprogramme müssen ausgebaut und langfristig abgesichert werden. Kulturelle Spaltung und finanzielle Spaltung sog. Klassismus sind kein Sonderthema, sondern ein zentrales Problem. Der Schulalltag muss so gestaltet sein, dass er finanzielle Barrieren abbaut und kulturelle Unterschiede als Stärke inklusiv begreift. Eine enge Zusammenarbeit mit Kommunen ist notwendig, um eine sozial gerechte Stadtentwicklung zu unterstützen, die Bildungsgerechtigkeit strukturell verankert – etwa durch durchmischte Orts- und Stadtteile, soziale Infrastruktur und wohnortnahe Bildungsangebote für alle. Heilende Klassenzimmer (Healing Classrooms)Schulen müssen sichere Orte sein – besonders für Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung, belastenden Lebenssituationen oder traumatisierenden Erlebnissen. Wir PIRATEN setzen uns für die bundesweite Einführung sogenannter „Healing Classrooms“ ein, orientiert am Konzept des International Rescue Committee (IRC). Diese Räume bieten emotionale Sicherheit, stabile Beziehungen, verlässliche Strukturen und fördern gezielt Resilienz. Multiprofessionelle Teams übernehmen dabei eine zentrale Rolle in der trauma-sensiblen Begleitung. Pädagog*innen müssen durch gezielte Fortbildungen befähigt werden, toxischen Stress zu erkennen und damit umzugehen. Bildung braucht Menschlichkeit – deshalb fordern wir ein striktes Abschiebeverbot für alle Lehrenden und Lernenden. Kein Kind darf durch Angst vor Abschiebung am Lernen gehindert werden. Pflichtweiterbildung für alle AltersgruppenBildung endet nicht mit dem Schulabschluss – sie ist eine lebenslange Aufgabe und Verantwortung. Wir PIRATEN fordern daher die Einführung regelmäßiger Pflichtweiterbildungen für alle Altersgruppen, unabhängig vom Bildungsstatus oder Berufsweg. Inhalte wie Demokratiebildung, Gesundheitsförderung, Datenschutz, Quellen- und Medienkompetenz, Erste Hilfe sowie altersgerechte Sexualbildung sind für eine selbstbestimmte Teilhabe in einer digitalen, pluralistischen Gesellschaft unverzichtbar. Diese Schulungen sollen mindestens alle fünf Jahre ab dem 8. Lebensjahr stattfinden und über barrierefreie Angebote wie Volkshochschulen, außerschulische Lernorte, digitale Plattformen oder als fächerübergreifende Module im schulischen Ganztagsbereich umgesetzt werden. Ziel ist es, Bildung als einen kontinuierlichen, sozial verankerten Prozess zu begreifen, der Resilienz, Selbstwirksamkeit und gesellschaftliche Verantwortung fördert. Digitaler Lernraum: KI, VR und MedienkompetenzDigitale Bildung ist kein Sonderthema mehr – sie ist zentraler Bestandteil unserer Lebensrealität. Wir setzen uns für einen kompetenten und kreativen Umgang mit digitalen Technologien ein. Künstliche Intelligenz (KI) kann Lernprozesse individuell unterstützen, Lehrende entlasten und barrierefreien Zugang zu Wissen ermöglichen. Virtuelle Realität (VR) eröffnet neue Räume für entdeckendes, immersives Lernen. Smartphones sind heute ein selbstverständlicher Teil der Lebensrealität junger Menschen und müssen als mobile Bildungsgeräte verstanden werden – sie fördern digitale Souveränität und mithilfe von Medienkompetenz ermöglichen sie ortsunabhängiges, selbstgesteuertes Lernen. Pauschale Verbote von diesen Technologie lehnen wir als pädagogisch kontraproduktiv ab. Stattdessen braucht es durchdachte Medienkonzepte, die gemeinsam mit Schüler*innen entwickelt werden. Schulen müssen Lernorte der digitalen Mündigkeit sein. Medien- und Quellenkompetenz, Datenschutz, ethisches Technikverständnis und digitale Selbstbestimmung sind zentrale Lernziele. Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern Werkzeug für mehr Freiheit, Teilhabe und Innovation. Frühkindliche BildungBildung beginnt mit der Geburt. Frühkindliche Förderung in Krippen, Kindergärten und bei Tageseltern muss gebührenfrei, flexibel und wohn- oder arbeitsplatznah organisiert sein. Alle Kinder sollen bestmöglich auf ihren Bildungsweg vorbereitet werden – unabhängig von Herkunft, Sprache oder Einkommen der Eltern. Wir setzen uns für gleiche Förderbedingungen öffentlicher und freier Träger ein. Frühkindliche Aufklärung und altersgerechte Gesundheitsförderung gehören ebenso dazu wie umfassende Unterstützung für Eltern und Sorgeberechtigte. Eine vielfältige, diskriminierungssensible und kindzentrierte Bildung ist unser Ziel. GrundschuleDer Schulbeginn darf frühestens mit dem vollendeten sechsten Lebensjahr erfolgen. Der Unterricht soll sich stärker am Biorhythmus der Kinder orientieren – Spät- und Frühaufsteher*innen benötigen unterschiedliche Lernzeiten. Die Grundschule muss kindgerecht, inklusiv und frei von Selektionsdruck gestaltet werden. Eine verbindliche Einführung von Medienkompetenz und informatischer Allgemeinbildung ist erforderlich. Kreativität, Bewegung und soziale Kompetenzen sollen mit gleichem Gewicht wie kognitive Fächer gefördert werden. Das Ende der Grundschule sollte in der 6. Klasse sein, um Lernenden ausreichend Zeit zur Entwicklung zu geben. Weiterführende SchulenWir setzen uns für ein flexibles, durchlässiges und gerechtes Schulmodell ein. Alle Schüler*innen sollen nach Klasse 10 einen mittleren Abschluss erhalten können. Die Oberstufe der Sekundarstufe II soll als modulares Zertifikatsystem aufgebaut sein und innerhalb von zwei bis vier Jahren individuell durchlaufen werden. Wir fordern bundesweit die Rücknahme des G8 und die Etablierung eines modernen G9. Leistungsdruck und Notenzwang müssen durch individualisierte Lernformen und formative Feedbackkultur ersetzt werden. Schulabschlüsse sollen vielfältige Bildungsbiografien widerspiegeln und gleichwertig anerkannt werden. Leistungsdruck reduzieren und Abiturzwang abbauenUnser aktuelles Bildungssystem ist zu stark auf das Abitur als Standardabschluss fixiert und erzeugt dadurch unnötigen Leistungsdruck, soziale Ungleichheit und systematische Abwertung anderer Bildungswege. Wir setzen uns für ein flexibles Kurssystem ein, das Lernende durch ein breites, individuell wählbares Kursangebot dazu befähigt, ihren eigenen Bildungsweg zu gestalten. Die Gleichwertigkeit aller Schulabschlüsse muss rechtlich und gesellschaftlich gestärkt werden. Statt eines einseitigen Aufstiegsdrucks hin zum Abitur soll es vielfältige, durchlässige und wertschätzende Bildungswege geben – angepasst an Talente, Lebenssituationen und Interessen. Ziel ist eine Schule, die nicht aussortiert, sondern fördert; die nicht auf Leistung als nonplusultra sieht, sondern auf Persönlichkeit baut. Berufliche BildungDie duale Ausbildung ist ein Erfolgsmodell und darf nicht durch kurzfristige, firmenspezifische Anlernangebote untergraben werden. Auch im Bereich der beruflichen Bildung fordern wir die Einführung einer Bildungspflicht anstelle der bisherigen allgemeinen Anwesenheits- und Präsenzpflicht in Berufsschulen – sofern keine duale Ausbildung vorliegt. Ausbildungsbetriebe müssen stärker kontrolliert werden, um Missbrauch zu verhindern. Berufsschulen sollen neue Lernmethoden und digitale Inhalte integrieren und offen sein für alle Altersgruppen – auch für Menschen, die sich neu orientieren wollen. Hochschule und WissenschaftDer Bologna-Prozess muss grundlegend überarbeitet werden. Verschulung, Leistungsdruck und hohe Abbruchquoten sind Symptome eines Systems, das Flexibilität und Tiefe verloren hat. Wir setzen auf akademische Freiheit, vielfältige Studienmodelle und eine starke Grundfinanzierung der Hochschulen. Open Educational Resources (OER) und Open Access zu wissenschaftlichen Publikationen müssen Standard sein. Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) ist zu reformieren – wir stehen an der Seite der „Ich bin Hanna“-Bewegung. Forschung braucht Sicherheit, Zeit und echte Perspektiven, nicht prekäre Kettenverträge. ErwachsenenbildungLebenslanges Lernen darf kein mehr Privileg sein. Wir fordern offene, niedrigschwellige Angebote für alle Altersgruppen – kostenlos, vielfältig, barrierefrei. Weiterbildung muss sich an den Interessen der Menschen orientieren, nicht allein an wirtschaftlicher Verwertbarkeit. Digitale Lernplattformen, Coaching-Angebote, modulare Kurse und persönliche Begleitung sollen Menschen in allen Lebensphasen befähigen, Neues zu lernen und gesellschaftlich teilzuhaben. Geragogik (Altenbildung)Auch im Alter müssen Bildung, Teilhabe und Mobilität möglich sein. Wir setzen uns für flächendeckende Angebote in der Geragogik ein – von digitalen Kursen über Bewegungsangebote bis hin zu intergenerationellen Projekten. Bildung im Alter erhält die geistige Fitness, stärkt Selbstbestimmung und fördert soziale gesamtgesellschaftlichen Teilhabe. Pflege- und Sozialberufe müssen Geragogik als festen Bestandteil ihrer Ausbildung integrieren. Wissenschaft, Innovation und GemeingüterBildung und Wissenschaft dürfen kein Marktprodukt sein. Wir setzen uns für freien Zugang zu staatlich finanzierter Forschung ein – über Open Access-Plattformen, offene Formate und klare gesetzliche Grundlagen. Wissenschaft darf sich nicht auf wenige wirtschaftlich rentable Bereiche konzentrieren. Alle Fachrichtungen müssen langfristig gefördert werden. Hochschulbibliotheken sollen vollständig digitalisiert und vernetzt sein. Die Rechte von Autor*innen auf Selbstarchivierung und die Verwendung freier Lizenzen und Umlagefinanzierungsangebote sind zu stärken. Bildung und Wissenschaft sind für uns ein öffentliches Gut. Patentwesen und geistige FreiheitDas derzeitige Patentsystem hemmt Innovation, statt sie zu fördern. Wir lehnen Patente auf Leben, Geschäftsmodelle und Software entschieden ab. Patentlaufzeiten sind zu verkürzen, die Hürden für gerichtliche Überprüfung zu senken und der Missbrauch durch Patenttrolle effektiv zu bekämpfen. Wir setzen auf ein post-patentbasiertes Modell, das Innovation durch offenen Wettbewerb fördert. Wissen muss frei fließen – für medizinischen Fortschritt, technische Entwicklung und kulturelle Vielfalt. Soziale Arbeit stärken und akademisch weiterentwickelnSoziale Arbeit ist eine tragende Säule unserer Gesellschaft – in Bildung, Gesundheit, Jugendhilfe, Inklusion und vielen weiteren Bereichen. Wir PIRATEN setzen uns für die systematische Aufwertung dieser Profession ein. Studiengänge für Soziale Arbeit müssen ausgebaut und qualitativ weiterentwickelt werden. Dazu gehört auch die Möglichkeit zur Promotion und Professur, um Lehre und Forschung auf hohem Niveau zu ermöglichen. Die Arbeitsbedingungen von Sozialarbeiter*innen sind vielerorts prekär – wir fordern faire Bezahlung, Entlastung durch multiprofessionelle Teams, gesetzlich gesicherte Supervision sowie regelmäßige Fort- und Weiterbildungen. Das Sozialgesetzbuch (SGB) muss reformiert und an aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen angepasst werden – insbesondere im Hinblick auf Migration, Diversität, psychische Gesundheit, Bildungsgerechtigkeit und Digitalisierung. Soziale Arbeit muss systematisch mit Bildungs-, Gesundheits- und Jugendhilfeeinrichtungen über föderale Grenzen hinaus vernetzt werden. Nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit und echte Anerkennung ihrer Rolle kann Soziale Arbeit ihr volles Potenzial entfalten. AntragsbegründungWir brauchen dringend eine Modernisierung unseres jeztigen Wahlprogrammes, da die bisherige Struktur des Bildungskapitels in Teilen unübersichtlich war und sowohl die politische Kommunikation als auch das Verständnis für Leser*innen erschwerte. Viele Themen waren nur fragmentarisch oder redundant aufgeführt, während gleichzeitig wichtige bildungspolitische Leitlinien in zu langen oder detailverliebten Abschnitten untergingen. Ziel dieses Änderungsantrags ist es daher, das Kapitel thematisch klar zu gliedern, inhaltlich zu fokussieren und sprachlich zugänglicher zu machen. Durch eine systematische Neustrukturierung, die Orientierung am Lebensverlauf, moderne Herausforderungen und gesellschaftliche Verantwortung einbezieht, soll die Verständlichkeit gestärkt und das Bildungskapitel insgesamt wirksamer und anschlussfähiger gestaltet werden. Ebenso intern wie extern. Diskussion
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