AG Geldordnung und Finanzpolitik/Was ist Geld?/Warum und wie ...
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Vorbemerkung: Dies ist eine Meinung, die derzeit von dem Mitglied Arne Pfeilsticker vertreten wird und spiegelt nur die Meinung einiger Mitglieder der Piratenpartei oder der AG Geldordnung und Finanzpolitik wider. Wer Anmerkungen/Fragen hat schreibt diese bitte auf die Diskussionsseite zu diesem Artikel. |
Warum und wie funktioniert Geld?
Geld funktioniert in einer Volkswirtschaft deshalb, weil der Austausch von Waren und Dienstleistungen über Verträge läuft, die alle nach dem gleichen Schema aufgebaut sind: In diesen Verträgen wird ein Anspruch auf irgendeine Ware oder Dienstleistung gegen einen Anspruch auf Geld rechtsverbindlich vereinbart. Im Falle eines Kaufvertrages bekommt der Käufer die Ware (= Leistung), weil er einen Anspruch darauf hat und der Verkäufer bekommt das Geld (= Gegenleistung), weil er hierauf einen Anspruch hat. Beide dürfen die empfangenen Leistungen behalten, weil sie es so vertraglich vereinbart haben.
Der Konsens in diesen Verträgen, sich in der Gegenleistung auf ein allgemeines Tauschmittel, sprich Geld, zu einigen, ist dabei die geniale Idee. Wenn alles mit allem getauscht werden würde, entstünde eine nicht mehr handhabbare Menge an Preisverhältnissen.
Ohne Geld gäbe es bei 10.000 unterschiedlichen Artikeln 1+2+3+…+9.999 = 49.995.000 Preisverhältnisse. Eine Preisänderung würde 9.999 Veränderungen der Preisverhältnisse nach sich ziehen und ein zusätzlicher Artikel würde 10.000 zusätzliche Preisverhältnisse bedeuten.
Mit Geld gibt es bei 10.000 unterschiedlichen Artikeln 10.000 Preise. Wenn sich ein Preis ändert, dann muss nur dieser Preis geändert werden. Wenn ein Artikel hinzu kommt, dann kommt nur ein Preis hinzu.
In genau dieser Reduzierung der Komplexität liegt ein gewaltiger Synergieeffekt und ist der Grund, warum Verträge nach dem Schema Ware oder Dienstleistung gegen Geld geschlossen werden. Geld ist der gemeinsame Standard beim Tausch von Waren und Dienstleistungen. Leistungen in Geld nennt man Zahlungen und Geld wird in diesem Gebrauch zum Zahlungsmittel.
Der Synergieeffekt besteht nicht nur in der Reduzierung der Tauschverhältnisse, sondern auch in der Abschaffung der Notwendigkeit, dass direkt oder indirekt die getauschten Waren und Dienstleistungen, dem entsprechen, was die Tauschpartner letztendlich wünschen.
Darüber hinaus besteht der Synergieeffekt in der Bildung eines einfachen Wertmaßes. In einer Tauschwirtschaft entsteht zwar auch eine Vorstellung vom Wert der Waren und Dienstleistungen untereinander, aber diese Vorstellung ist nicht zu vergleichen mit der Einfachheit und Präzision eines Preises in Geldeinheiten.
Durch diesen Synergieeffekt geht der volkswirtschaftliche Wert des Gelds über seinen nominalen Wert hinaus. Geld erleichtert und vereinfacht den Tausch von Waren und Dienstleistungen erheblich und funktioniert dabei wie ein Katalysator. Nach erfolgtem Tausch ist das dabei eingesetzte Geld nicht verbraucht, sondern steht in voller Höhe für weitere Transaktionen zur Verfügung.
Geldschöpfung ist Wertschöpfung, solange mögliche Auswirkungen auf inflationäre Preisentwicklungen beachtet werden. Geld begründet seinen Wert also nicht dadurch, dass sein Nachweis aus Gold oder anderen Edelmetallen besteht, sondern durch den Nutzen seiner Funktionen und dem volkswirtschaftlichen Synergieeffekt.
Ohne Geld wären unsere heutigen Volkswirtschaften nicht denkbar. Geld ist ein wichtiger Teil der immateriellen Infrastruktur einer Volkswirtschaft. Für jeden ist klar, dass z.B. das Straßennetz ein wertvoller und wichtiger Teil der materiellen Infrastruktur einer Volkswirtschaft ist. Die Meisten tun sich jedoch sehr schwer damit Geld, in analoger Weise zu sehen. Weil die Giralgeldschöpfung fast nichts kostet, meinen viele, dass Giralgeld im Vergleich zu Goldmünzen nichts oder weniger Wert sein müsse.
Im engeren Sinne entspricht der tatsächliche Wert des Geldes seinem nominalen Wert: 10 Euro sind genau 10 Euro wert. Das gilt für Giralgeld und Banknoten genauso wie für Goldmünzen, weil z.B. 10 Euro genau eine Verbindlichkeit von 10 Euro erfüllen können. Geld verliert also nie an (innerem) Wert.
Davon zu unterscheiden ist die Kaufkraft, die im Preis einer Ware oder Dienstleistung zum Ausdruck kommt und sich durchaus mit der Zeit ändert. Die Kaufkraft könnte man auch als den äußeren Wert des Geldes bezeichnen.
Geld wird einzig und allein zur Erfüllung von Ansprüchen auf Geld benötigt. Die Nachweise für Geld (Münzen, Banknoten, Kontoauszüge) müssen daher keinen eigenen Wert besitzen, sondern nur möglichst fälschungssicher sein, möglichst lange halten und selbst möglichst wenig kosten.
Dieser Sachverhalt ist für viele Menschen nur sehr schwer verständlich. Sie haben irgendwie das Gefühl, dass der Wegfall der Golddeckung die dreisteste Form der Münzverschlechterung ist und Goldmünzen oder durch Gold gedeckte Banknoten wertvolleres Geld sind als unser heutiges Kreditgeld. Um von dieser Vorstellung weg zu kommen, muss man sich darüber klar werden, dass Münzen und Banknoten lediglich Geldzeichen sind aber kein Geld.
Eine Analogie mag hier weiterhelfen: Das Gefahrenzeichen Vorsicht gefährliche Kurve ist nicht die Gefahr und ist auch etwas ganz anderes als der Straßenabschnitt, auf den das Verkehrszeichen hinweist. Der Wert und die Eigenschaften der Straße sind etwas ganz anderes, als der Wert und die Eigenschaften des Verkehrszeichens. Ein Verkehrszeichen wäre nicht besser, wenn man es aus Asphalt herstellen würde.
Anhand der Zahlen lässt sich dieser Zusammenhang ebenfalls gut veranschaulichen. Mit in Gold gegossenen Zahlen lässt sich nicht besser oder genauer rechnen als mit auf Papier geschriebenen Zahlen. Im Gegenteil, es wäre nur viel umständlicher. Und auch hier gilt: Das, was wir sehen, sind genaugenommen Zahlenzeichen und nicht die Zahlen. Zahlen sind wie Geld oder Gedanken abstrakt und ohne eigenen materiellen Wert.
Wer also meint, nur durch Gold oder Silber gedecktes Geld sei vollwertiges oder gar besseres Geld, der hat im Kern nicht verstanden, was heutzutage Geld ist. Die Rechtsordnung ist der Ursprung und die Basis für Geld. Dazu gehört, dass z.B. Ansprüche auf Geld eingeklagt werden können und der Euro innerhalb der Eurozone das einzige gesetzliche Zahlungsmittel ist.
Die Währungsreserven in Gold sind also nicht nur ein Relikt vergangener Tage, sondern Ausdruck dafür, dass die Zentralbanken untereinander noch nicht ganz den Weg in eine moderne Geldwirtschaft gefunden haben. Sie treiben zum Teil noch Tauschhandel auf der Entwicklungsstufe des Warengeldes.