AG Geldordnung und Finanzpolitik/KapitalflusseinheitstattZB-Geld
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Vorbemerkung: Dies ist eine Meinung, die derzeit vom Mitglied Wischer (Autor) vertreten wird und spiegelt nur dessen eigene Meinung wider. Wer Anmerkungen/Fragen hat, schreibt diese bitte auf die Diskussionsseite zu diesem Artikel. |
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Kapitalflusseinheit statt Zentralbankgeld
- 2.1 Allgemeine Systembeschreibung
- 2.2 Darstellung des Zahlungsverkehrs mit Kapitalflusseinheit
- 2.3 Darstellung der Bargeldbewegung mit Kapitalflusseinheit
- 2.4 Pleite einer Bank im System mit Kapitalflusseinheit
- 2.5 Veränderung einer realen Bankbilanz heute und im System mit Kapitalflusseinheit
- 2.6 Aufgaben und Rolle der Zentralbanken
- 3 Fazit
- 4 FAQ
Einleitung
Die folgenden Ausführungen sollen ein anderes System beschreiben, welches die gleichen Probleme adressiert wie die Darstellung Target3 - Ein endogenes Vollgeldsystem ohne Zentralbank und die gleichen Effekte mit sich bringt.
Folgende Eigenschaften zeichnet das System ebenfalls, wie ein Target3-System, aus:
- die Verknüpfungen zwischen Geschäftsbanken auf dem Interbankenkreditmarkt im gleichen Währungsraum werden aufgelöst
- das Zentralbankgeld verliert seine Funktion
- die Zentralbank verliert alle bisherigen Geldmengensteuerungsmöglichkeiten
Folgende Konsequenzen entstehen ähnlich wie im Target3-System:
- die Banken verlieren ihre Kosten für den Abgang von Giralgeld der Kunden (Nichtbanken), viele Geschäftsbanken im südlichen EURO-Raum werden dadurch massiv entlastet
- es existiert kein Leitzins (oder ähnliche Zinssätze), keine Mindestreserve und keine Sicherheitenstellungen der Geschäftsbanken gegenüber der Zentralbank für Zentralbankgeld
- die Geschäftsbanken sind für die Kreditvergabe (Geldschöpfung im Allgemeinen) in keiner Weise von Sparern abhängig
- die Guthabenzinsen der Geschäftsbanken für Kunden (Nichtbanken) werden dauerhaft niedrig sein oder sogar ganz wegfallen
- die Abwicklung von Geschäftsbanken im Pleitefall wird massiv erleichtert, ein Einfrieren aller Konten der Nichtbanken ist nicht mehr notwendig, der Zahlungsverkehr kann also ganz normal weitergehen
Folgende Unterschiede zeichnet der Vorschlag im Vergleich zum Target3-System aus:
- es wird kein neuer Saldendokumentierer eingeführt und damit ändert sich am bisherigen direkten Zahlungsverkehr zwischen den Geschäftsbanken nichts
- das ehemalige Zentralbankgeld bleibt als Bilanzposition erhalten
- Bargeld bleibt ebenfalls eine Bilanzposition der Geschäftsbank
- Bargeld kann die Geschäftsbank weiterhin aus dem ehemaligen Zentralbankgiralgeld umwandeln
- die Geldentstehung ist, wie im aktuellen System, nicht ausschließlich endogen ???
Kapitalflusseinheit statt Zentralbankgeld
Allgemeine Systembeschreibung
Die Änderungen zum heutigen Geldsystem lassen sich wie folgt beschreiben:
Das heutige Zentralbankgeld wird in unendlicher Höhe, ohne Kosten und Sicherheitenbereitstellung, den Geschäftsbanken zur Verfügung gestellt. Da es unnötige Mehrarbeit wäre, dass die Geschäftsbanken für den Erhalt von Zentralbankgeld eine Gegenbuchung mit einer "Verbindlichkeit gegen die Zentralbank" machen, wird diese Verfahren abgeschafft. Übrig bleibt nur die Bilanzposition der Barreserve, die sich in "Bestand an Bargeld (Kassenbestand)" und das ehemalige Zentralbankguthaben aufgliedert.
Dieses ehemalige Zentralbankguthaben wird, auf Grund der geänderten Funktion, nun als Kapitalflusseinheit bezeichnet. Der Name könnte auch unverändert bleiben. Es macht jedoch Sinn, ihn zu ändern, um die Funktionsänderung zu verdeutlichen.
Die neue Kapitalflusseinheit ist eine Bilanzposition, die positiv oder negativ sein kann, je nachdem, wie sich der Kapitalfluss des Nichtbankengiralgeldes für die einzelne Geschäftsbank verhält.
Darstellung des Zahlungsverkehrs mit Kapitalflusseinheit
An der Abwicklung des Zahlungsverkehrs unter Geschäftsbanken ändert sich generell nichts, jede Geschäftsbank bildet weiter tägliche Salden über die Zu- und Abgänge des Giralgeldes der Nichtbanken. Dies kann direkt zwischen den einzelnen Geschäftsbanken oder gesammelt über eine Verrechnungsstelle geschehen.
Am Ende gleicht die Geschäftsbank einen negativen Saldo mit Kapitalflusseinheiten aus. Das bedeutet vereinfacht, bei einer Überweisung eines Kunden von einer Geschäftsbank zu einer anderen, sinkt bei der überweisenden Geschäftsbank die Kapitalflusseinheit um den Überweisungsbetrag und steigt um den Überweisungsbetrag bei der empfangenden Geschäftsbank.
<Bild beide positive KE>
Sollte eine Überweisung von einer Geschäftsbank stattfinden, wo der Überweisungsbetrag größer als der positive Bestand an Kapitalflusseinheiten ist, so wird die Kapitalflusseinheit der Geschäftsbank negativ bzw. wandert auf die Passivseite der Bilanz. Weitere Überweisungensabgänge erhöhen die Kapitalflusseinheite auf der Passivseite, lassen sie also "noch negativer" werden.
<Bild Wanderung auf Passivseite> <Bild noch negativer werdende KE>
Darstellung der Bargeldbewegung mit Kapitalflusseinheit
Bargeld wird genauso behandelt wie im heutigen System.
Bei einer Bargeldabhebung von einer Nichtbank findet eine Bilanzverkürzung statt, da sich der "Bargeldbestand" (Aktivseite) und das Girokontoguthaben "Verbindlichkeit an Nichtbank" (Passivseite) um den gleichen Betrag verringert.
Bei einer Bargeldeinzahlung findet der umgekehrte Vorgang, und somit eine Bilanzverlängerung, statt.
<Bild>
Wenn die Geschäftsbank ihren Bargeldbestand auffüllen oder erhöhen möchte, so wird der gleiche Prozess wie heutzutage durchgeführt und verbucht.
Bei der Buchung wird der Bargeldbestand erhöht und die Kapitalflusseinheit, sofern sie positiv ist, also auf der Aktivseite steht, um den gleichen Betrag verringert. Wenn die Geschäftsbank bereits eine negative Kapitalflusseinheit besitzt, sich also die Position auf der Passivseite der Bilanz befindet, so wird diese durch die Erhöhung des Bargeldbestandes ebenfalls erhöht (Anmerkung: Zum leichteren Verständnis könnte man auch sagen, dass die Kapitalflusseinheit noch negativer wird.).
Eine Bargeldbestandsverringerung erhöht dem entsprechend die vorher positive Kapitalflusseinheit (Aktivseite) und verringert die negative Kapitalflusseinheit (Passivseite).
<Bild>
Pleite einer Bank im System mit Kapitalflusseinheit
-- MUSS NOCH ÜBERARBEITET WERDEN --
Da sich Geschäftsbanken im gleichen Währungsraum untereinander keine Kredite mehr geben, fällt hierbei die "too-interconnected-to-fail"-Problematik weg.
Wie die Pleitebank genau abgewickelt wird, soll hier nicht beschrieben werden. Am Ende des Abwicklungsprozesses wird jedoch eine positive oder negative Kapitalflusseinheit übrig bleiben, je nachdem, wie werthaltig die Aktiva der Pleitebank waren. Damit könnte unterschiedlich verfahren werden.
Zum Beispiel könnte die Zentralbank entweder einen Gewinn (positive Kapitalflusseinheit) oder Verlust (negative Kapitalflusseinheit) verbuchen. Oder aber der Betrag, der übrig gebliebenen Kapitalflusseinheit würde auf andere Geschäftsbanken aufgeteilt und übertragen werden.
Bei einer negativer Kapitalflusseinheit würden alle Geschäftsbanken einen kleinen Verlust (buchhalterisch: Aufwand) erleiden, während sich deren Kapitalflusseinheit um den gleichen Betrag verringert.
Bei einer positiven Kapitalflusseinheit würden die betroffenen Geschäftsbanken einen kleinen Gewinn (buchhalterisch: Ertrag) erhalten, während sich deren Kapitalflusseinheit um den gleichen Betrag erhöht.
Veränderung einer realen Bankbilanz heute und im System mit Kapitalflusseinheit
Die Veränderungen der Geschäftsbankenbilanzen bei der Einführung der Kapitalflusseinheit sollen abschließen noch einmal dargestellt werden:
Als Berechnungsbeispiele dienen die Bilanzen aus dem Jahr 2011 der Stadtsparkasse München.
Als Angaben werden die Bilanzsumme, das Giralgeld, die Barreserve sowie die Forderungen und Verbindlichkeiten an andere Banken explizit ausgewiesen. Die anderen Bilanzpositionen werden entsprechend ihrer Zuordnung in den Kreditforderungen oder Wertpapieren/ Sachanlagen zusammengefasst.
Für die Systemumstellung werden die Forderungen und Verbindlichkeiten an MFI saldiert und auf die Barreserve addiert.
<Bild>
Stadtsparkasse München:
- Bilanzsumme sinkt um 859,6 Mio. € (5,5%), die EK-Quote steigt von 8,5% auf 9%
- aus 2.208,2 Mio. € Forderungen und 859,6 Mio. € Verbindlichkeiten werden 1.348,6 Mio. € mehr an Kapitalflusseinheiten
Anmerkung: Die Geschäftsbanken könnten theoretisch auch darauf verzichten, sich Kapitalflusseinheiten zu übertragen und sich weiterhin Interbankenkredite geben. Natürlich zu 0% und ohne Sicherheitenhinterlegung. Jedoch erscheint diese Verwaltungstätigkeit als Mehraufwand und sollte daher selten stattfinden. Wenn doch, siehe FAQ am Ende.
Aufgaben und Rolle der Zentralbanken
Die Zentralbank behält alle Aufgaben, die ihr im heutigen System auch zufallen. Siehe EZB: [1] Siehe Bundesbank: [2]
Für die Geldpolitik müssten durch den Wegfall von allen Zinssätze, die im Zusammenhang mit dem Zentralbankgeld existierten, den Wegfall der Mindestreserve und Sicherheitsanforderungen für Zentralbankgeld neue Lenkungsmechanismen eingeführt werden.
Die Bilanz der Zentralbank(en) würde sich im System mit Kapitalflusseinheit ebenfalls verändern. Alle Positionen, die mit den Refinanzierungskrediten gegenüber Geschäftsbanken zu tun hatten, verschwinden (Aktivseite). Die Zentralbankguthaben der Geschäftsbanken existieren weiter, können für jede Geschäftsbank jedoch auch negativ werden und somit bilanziell von der Passivseite auf die Aktivseite wandern. Welche genaue Darstellungsform die Zentralbank für ihre Bilanz wählt, soll hier nicht diskutiert werden. Insgesamt, also für den gesamten Bankensektor, würde die Kapitalflusseinheit negativ sein. Dies kommt daher, dass die Forderungen gegen die Geschäftsbanken größer sind als die Barreserve im gesamten Bankensektor.
Fazit
Vorteile gegenüber Target3:
- Es muss keine Umstellung des kompletten Zahlungsverkehrs auf einen Saldendokumentierer durchgeführt werden. Spart Arbeit und Kosten.(vielleicht gering?)
- Das System ist quasi sofort einführbar, indem der Leitzins auf 0% und die Sicherheitenbeschränkungen für Zentralbankgeld aufgehoben werden.
- Das Verständnis für die Änderungen und Auswirkungen ist höher, da näher am heutigen System angelehnt.
- Der Bargeldbestand bleibt für die Geschäftsbank eine Bilanzposition, mögliche Probleme, die das Target3-System durch den Wegfall haben könnte, treten nicht auf.
- Die Zentralbank bleibt weiterhin auch als Bank aktiv. ???
- Der Rechtscharakter der Kapitalflusseinheit ist klarer definiert(nämlich als Zentralbankgeld) als bei eine Target3-Forderung/Verbindlichkeit
Nachteile gegenüber Target3:
- Weil Bargeld immer noch umgewandelt wird, könnte man weiterhin von einem Zweigeldsystem sprechen. Es handelt sich also nur um Quasi-Vollgeld, das könnte irgendwen stören. ;)
- Die Kapitalflusseinheit müsste im gesamten Währungsraum (EURO) eingeführt werden und könnte nicht, wie Target3, zunächst nur in einem einzelnen Land existieren.
- Möglicherweise verstehen die Menschen schlechter, dass Zentralbankgeld faktisch abgeschafft wurde. ???
- Die Zentralbank bleibt weiterhin auch als Bank aktiv. ???
- Nichtbankengiralgeld muss eine Bilanzposition (Verbindlichkeit) bei den Geschäftsbanken bleiben und kann so theoretisch bei Verlusten der Geschäftsbank "haften".
FAQ
F: Was passiert, wenn sich die Geschäftsbanken im Währungsraum trotzdem Kredite zu 0% und ohne Sicherheitenhinterlegung geben?
A: Erstmal nichts, erst bei einer Pleite einer involvierten Geschäftsbank würden bei der Abwicklung die Begleichung mit Kapitalflusseinheiten geschehen.
F:
A: