Piratenmagazin Piraten: Früher und heute

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Die Piraten der Vergangenheit waren sehr viel sozialer und demokratischer organisiert als die damaligen Könige und Kaiser. Die Herrscher waren damals hoffnungslos geldgierig. Beispielsweise betrachteten die beiden mächtigsten Länder die Weltmeere als ihr Eigentum. Als Christoph Kolumbus Amerika entdeckte, teilten die beiden mächtigsten Staaten, Portugal und Spanien, das neu entdeckte Land unter sich auf. Die zuvor freie, einheimische Bevölkerung wurde von den Eroberern ausgebeutet, aus ihrer jahrtausendelangen Heimat vertrieben und versklavt. Der erste, der dagegen rebellierte war ein französischer Kaufmann, Jean Ango. Er beauftragte den Piraten Jean Fleury damit, die Goldtransporte auszurauben. Was auch gelang. Daraufhin begannen die europäischen Herrscher gegen die ungerechte Verteilung Amerikas aufzubegehren. Somit war es ein Pirat, der den Grundstein für eine gerechtere Weltordnung legte.

Auch heute noch setzen sich Piraten gegen eine ungerechte Weltordnung ein. Deshalb protestiert die Piratenpartei gegen den Eroberungskrieg der US-amerikanischen Regierung im Irak. In diesen Kriegen ging es keineswegs, wie von den Amerikanern behauptet, um die Befreiung des Irak von seiner diktatorischen Regierung, sondern um Öl. Dieser Krieg brachte der irakischen Bevölkerung keinerlei Befreiung, sondern vergrößerte nur ihr Leid. Zwar war Saddam Hussein ein grausamer Diktator, aber die amerikanische Besatzung ist noch schlimmer. Bereits im Mai 2004 gelangten Berichte und Fotos an die Öffentlichkeit, die belegen, dass US-amerikanische Geheimdienste und Militärs Gefangene im Abu-Ghuraib-Gefängnis nahe Bagdad vergewaltigt und gefoltert haben. Hinzu kommt eine Reihe von Todesfällen. Diese Todesfälle waren keine schlichten Unfälle, als die sie zunächst dargestellt wurden, sondern durch systematische Folter bis zum Tod bedingt. Genau wie im späten Mittelalter, sind also auch hier die Herrscher der mächtigen Nationen diejenigen, die wirklich grausam sind.

Vom Piratenkapitän Hovell Davies ist bekannt, dass er seine Meute einmal folgendermaßen zur Vernunft rief: Sie seien nicht aus Rauflust Piraten geworden, sondern um sich gegen die verbrecherischen Machenschaften der Königshäuser und Großkonzerne zu wehren. Die Einstellung wegen der ausbeuterischen und grausamen Machenschaften der Königshäuser Piraten zu werden, war oft zu finden. Diese Piraten kämpften für Freiheit, politische Mitbestimmung und Menschenrechte. Heute zentrale Bestandteile unserer Kultur und, zusammen mit der Demokratie, die wichtigsten Ziele der Piratenpartei.

Die Justizsysteme dieser Zeit basierten auf Folter und Todesstrafe. Auch heute noch sind Folter und Todesstrafe bei Herrschenden beliebt. Im US-Gefängnis Guantanamo werden solche "alternativen Verhörmethoden" eingesetzt. Mit der Kurnazaffaire lässt sich auch eine Spur nach Deutschland zurückverfolgen. Die staatliche und militärische Ordnung der spät-mittelalterlichen Staaten war extrem hierarchisch, Kriege waren an der Tagesordnung. Zur gleichen Zeit gab es bei den Piraten in Westindien (Haiti, Tortuga) geregelte Sozialversicherungen mit gemeinsamer Kasse, ein ausgeprägtes Rechtssystem und eine fast demokratische Herrschaftsform. Die Rechte und Pflichten aller Piraten waren durch Verträge gesichert. Die Beute wurde unter allen (inklusive Kapitän) gleich aufgeteilt. Besaßen die Freibeuter dagegen einen staatlichen Kaperbrief, behielt der Kapitän 40 mal so viel Beute wie die einfache Crew. Bei der staatlichen Navy dagegen wurde das Personal häufig per Kidnapping requiriert und einfache Matrosen und Soldaten erhielten keinerlei Lohn. Die Disziplin war, auch auf Handelsschiffen, unerbittlich. Schon der kleinste Verstoß wurde mit Peitschenhieben geahndet, Todesstrafe war Alltag.

Im Jahre 1547 nahm Heinrich der Achte, König von England, einen Kredit: 400.000 Carolusgulden, zu 12% Zinsen. Die Konkurrenz war aufgebracht: für 48.000 Gulden Zinsen pro Jahr, wäre es eine Leichtigkeit gewesen Piratenschiffe auszurüsten. Diese aber hätten die 400.000 Gulden schnell zusammengebracht. Die eigentlichen Piraten waren hier die großen Handelshäuser und Bankkaufleute: Sie arbeiteten mit dem kalkulierbaren Gewinn, den ihnen die Piraterie verschaffte. Heinrich VIII schaffte deshalb das erste Gesetz gegen Piraterie und beauftragte einen Vizeadmiral mit der Eindämmung des Geschäftes mit der Piraterie.

Die Piraten des späten Mittelalters waren sehr viel sozialer als ihre Regierungen. Sicher haben auch sie gemordet, aber für ihre Besatzung hatten sie doch sehr fortschrittliche Sozialsysteme. Aus heutiger Sicht mögen auch diese Sozialsysteme viel zu gering erscheinen, doch für ihre Zeit waren sie revolutionär. Demokratie ist etwas das sich entwickeln muss, die Piratenflotten waren Teil dieser Entwicklung. Sie hatten einen Vorläufer unserer heutigen Demokratie. So wie die Menschheit zuerst das Feuer erfunden hat, bevor sie Autos baute.